Aenopetrano Westphalo [i. e. Koecher, Johann Christoph]: Zufällige Gedancken Von Academien Bey Auffrichtung einer neuen Academie Zu Göttingen. Jena, 1734.hero am eifrigsten ausgearbeitet und fast biß auf den sophi-
hero am eifrigſten ausgearbeitet und faſt biß auf den ſophi-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018"/> hero am eifrigſten ausgearbeitet und faſt biß auf den<lb/> hoͤchſten Gipfel menſchlicher Erkentniß getrieben. Jſt<lb/> es nicht die Natur-Lehre, und die mit derſelben ver-<lb/> wandte Matheſis? Es war nicht genug, daß die Aca-<lb/> demiſchen Lehrer dieſelben mit großen Fleiß zu erlaͤutern<lb/> anfiengen. Man hat dieſe Wißenſchaften zu erweitern<lb/> beſondere Geſellſchaften und gantz eigene Academien an-<lb/> geordnet. Wenn iſt dieſe Ehre demjenigen Theil der<lb/> Welt-Weißheit, welcher mit den menſchlichen Handlun-<lb/> gen zu thun hat, wiederfahren? Wo haben ſich gantze<lb/> Geſelſchaften zu Ausbeßerung der Sitten-Lehre zuſam-<lb/> men gethan? Da ſie doch dieſe Muͤhe dem menſchlichen<lb/> Geſchlecht ſo wohl belohnet, als kaum die Phyſie und<lb/> Mathematic zu thun vermoͤgend ſind. Es ſeyferne<lb/> von mir, daß ich einer Wißenſchaft ihr bißheriges Auf-<lb/> nehmen misgoͤnnen, oder ihren wahren Nutzen abſpre-<lb/> chen ſolte. Aber dieſes muß ich frey bekennen, daß,<lb/> ſo oft ich in der Philoſophiſchen Hiſtorie auf die Mo-<lb/> ral gekommen, mich niemals genug verwundern koͤnnen,<lb/> daß dieſe dem menſchlichen Geſchlecht allernuͤtzlichſte diſ-<lb/> ciplin zu allen Zeiten in Anſehung anderer Lehren der<lb/> Welt-Weißheit, die wenigſten Liebhaber, welche zu ih-<lb/> rer Verbeßerung und zierde etwas beygetragen, gefun-<lb/> den habe. Doch die moraliſchen Wiſſenſchaften duͤrf-<lb/> fen uͤber ſolche gering ſchaͤtzung nicht allein klagen. Die<lb/> Geiſter-Lehre hat Urſache an derſelben gleichen Theil<lb/> zu nehmen. Sie hat ihre Abſicht auf die Betrachtung<lb/> der edelſten Geſchoͤpffe gerichtet. Dennoch muß ſie ins-<lb/> gemein den kleinſten und geringſten Platz in dem Philo-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſophi-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0018]
hero am eifrigſten ausgearbeitet und faſt biß auf den
hoͤchſten Gipfel menſchlicher Erkentniß getrieben. Jſt
es nicht die Natur-Lehre, und die mit derſelben ver-
wandte Matheſis? Es war nicht genug, daß die Aca-
demiſchen Lehrer dieſelben mit großen Fleiß zu erlaͤutern
anfiengen. Man hat dieſe Wißenſchaften zu erweitern
beſondere Geſellſchaften und gantz eigene Academien an-
geordnet. Wenn iſt dieſe Ehre demjenigen Theil der
Welt-Weißheit, welcher mit den menſchlichen Handlun-
gen zu thun hat, wiederfahren? Wo haben ſich gantze
Geſelſchaften zu Ausbeßerung der Sitten-Lehre zuſam-
men gethan? Da ſie doch dieſe Muͤhe dem menſchlichen
Geſchlecht ſo wohl belohnet, als kaum die Phyſie und
Mathematic zu thun vermoͤgend ſind. Es ſeyferne
von mir, daß ich einer Wißenſchaft ihr bißheriges Auf-
nehmen misgoͤnnen, oder ihren wahren Nutzen abſpre-
chen ſolte. Aber dieſes muß ich frey bekennen, daß,
ſo oft ich in der Philoſophiſchen Hiſtorie auf die Mo-
ral gekommen, mich niemals genug verwundern koͤnnen,
daß dieſe dem menſchlichen Geſchlecht allernuͤtzlichſte diſ-
ciplin zu allen Zeiten in Anſehung anderer Lehren der
Welt-Weißheit, die wenigſten Liebhaber, welche zu ih-
rer Verbeßerung und zierde etwas beygetragen, gefun-
den habe. Doch die moraliſchen Wiſſenſchaften duͤrf-
fen uͤber ſolche gering ſchaͤtzung nicht allein klagen. Die
Geiſter-Lehre hat Urſache an derſelben gleichen Theil
zu nehmen. Sie hat ihre Abſicht auf die Betrachtung
der edelſten Geſchoͤpffe gerichtet. Dennoch muß ſie ins-
gemein den kleinſten und geringſten Platz in dem Philo-
ſophi-
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