Wetzel, Franz Xaver: Reisebegleiter für Jünglinge. Ravensburg, [1901].haben als in der Stadt. Da ist's doch tausend- Freilich sind viele Bauern selber schuld, daß haben als in der Stadt. Da ist's doch tausend- Freilich sind viele Bauern selber schuld, daß <TEI> <text> <body> <div n="5"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044" xml:id="W544R3_001_1901_pb0038_0001" n="38"/> haben als in der Stadt. <hi rendition="#g">Da ist's doch tausend-<lb/> mal gesunder</hi>. Wohl muß der Bauernknecht,<lb/> besonders im Sommer und Herbst, viel und streng<lb/> arbeiten. Aber seine Werkstätte ist die schönste<lb/> und gesundeste: der fruchtbare Acker, die blumen-<lb/> reiche Wiese, die sonnige Weinberghalde, der grüne<lb/> Wald. Da lebt er bei den singenden Vögeln und<lb/> weidenden Herden weit glücklicher und fröhlicher<lb/> als der Städter in seinen dumpfen Winkeln, wo<lb/> kein Sonnenstrahl hindringt, oder der Fabrikarbeiter,<lb/> der im Staub und Oeldampf gar oft zum siechen,<lb/> auszehrenden Krüppel wird. Darum sollte man<lb/> nicht so verächtlich auf die Landarbeit niederblicken.<lb/> Bleibe nur oder werde Bauernknecht, so bleibst du<lb/> gesund an Leib und Seele. <hi rendition="#g">Wie mancher starke<lb/> und lebensfrohe Jüngling gieng in die<lb/> Stadt und kam elend und krank zurück oder<lb/> starb im Spitale an den Folgen der Sünde<lb/> oder des Elendes</hi>.</p> <p>Freilich sind viele Bauern selber schuld, daß<lb/> sie keine Arbeiter mehr finden. Sie schreien in<lb/> einem fort über die <q>„Leutenot“</q> in der Landwirt-<lb/> schaft. <hi rendition="#g">Aber ihre eigenen Söhne und Töch-<lb/> ter halten sie für zu gut auf den Bauern-<lb/> hof: die müssen studieren oder sonst einem<lb/> höheren Berufe sich widmen</hi>. Sie klagen über<lb/> die <q>„Landflucht,“</q> über den Zug in die Stadt und<lb/> vergessen dabei ganz, <hi rendition="#g">daß ja ihre eigenen<lb/> Kinder mit dem schlechten Beispiel vor-<lb/> angehen</hi>. Diese schämen sich, ein Bauer, eine<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0044]
haben als in der Stadt. Da ist's doch tausend-
mal gesunder. Wohl muß der Bauernknecht,
besonders im Sommer und Herbst, viel und streng
arbeiten. Aber seine Werkstätte ist die schönste
und gesundeste: der fruchtbare Acker, die blumen-
reiche Wiese, die sonnige Weinberghalde, der grüne
Wald. Da lebt er bei den singenden Vögeln und
weidenden Herden weit glücklicher und fröhlicher
als der Städter in seinen dumpfen Winkeln, wo
kein Sonnenstrahl hindringt, oder der Fabrikarbeiter,
der im Staub und Oeldampf gar oft zum siechen,
auszehrenden Krüppel wird. Darum sollte man
nicht so verächtlich auf die Landarbeit niederblicken.
Bleibe nur oder werde Bauernknecht, so bleibst du
gesund an Leib und Seele. Wie mancher starke
und lebensfrohe Jüngling gieng in die
Stadt und kam elend und krank zurück oder
starb im Spitale an den Folgen der Sünde
oder des Elendes.
Freilich sind viele Bauern selber schuld, daß
sie keine Arbeiter mehr finden. Sie schreien in
einem fort über die „Leutenot“ in der Landwirt-
schaft. Aber ihre eigenen Söhne und Töch-
ter halten sie für zu gut auf den Bauern-
hof: die müssen studieren oder sonst einem
höheren Berufe sich widmen. Sie klagen über
die „Landflucht,“ über den Zug in die Stadt und
vergessen dabei ganz, daß ja ihre eigenen
Kinder mit dem schlechten Beispiel vor-
angehen. Diese schämen sich, ein Bauer, eine
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