Wetzel, Franz Xaver: Reisebegleiter für Jünglinge. Ravensburg, [1901].Kaserne und in einer vielleicht großen Stadt bringt Kaserne und in einer vielleicht großen Stadt bringt <TEI> <text> <body> <div n="6"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0054" xml:id="W544R3_001_1901_pb0048_0001" n="48"/> Kaserne und in einer vielleicht großen Stadt bringt<lb/> dem jungen Manne viele Gefahren, von denen er<lb/> früher keine Ahnung hatte. So mancher Jüngling,<lb/> so mancher Bursche vom Lande, der gläubig und<lb/> unverdorben das Elternhaus verließ, kehrt heim<lb/> aus der Kaserne, krank an der Seele und am Leibe,<lb/> glaubenslos, ein Sklave niedriger Leidenschaften.<lb/> Er hat Sünden kennen gelernt, welche die kräftigsten<lb/> Männer zu Grunde richten. Darum sei wachsam,<lb/> willst du nicht das gleiche Schicksal teilen. Du<lb/> hältst darauf, daß deine Waffen und die Knöpfe an<lb/> deinem Rocke blank und sauber seien. O halte<lb/> auch Leib und Seele rein! Fast in jeder größern<lb/> Stadt giebt es <q>„schlechte Häuser.“</q> Geh in kein<lb/> Haus, aus dem dich nicht Jedermann darf heraus-<lb/> gehen sehen. Ein schlechtes Haus ist das Grab<lb/> alles Lebensglückes des hoffnungsvollsten Jünglings.<lb/> In jeder Kaserne giebt es verdorbene Kameraden,<lb/> baar des Glaubens und der Sitte. Habe keine<lb/> Freundschaft mit ihnen und fliehe ihren Umgang.<lb/> Mache bei deinen Vorgesetzten Anzeige, wenn die<lb/> glaubensfeindlichen und schmutzigen Reden kein<lb/> Ende nehmen wollen. Ueberall giebt es leichtfertige<lb/> Burschen, die der Unmäßigkeit fröhnen. Gehe<lb/> nicht mit ihnen. Zwei drittel der Unglücklichen,<lb/> die jedes Jahr vor dem Kriegsgerichte abgeurteilt<lb/> werden, verdanken ihre oft jahrelangen Strafen<lb/> der Trunkenheit. Bete jeden Morgen und Abend;<lb/> gehe alle Sonn- und Feiertag in den Gottesdienst,<lb/> wenn immer du kannst; empfange so oft möglich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0054]
Kaserne und in einer vielleicht großen Stadt bringt
dem jungen Manne viele Gefahren, von denen er
früher keine Ahnung hatte. So mancher Jüngling,
so mancher Bursche vom Lande, der gläubig und
unverdorben das Elternhaus verließ, kehrt heim
aus der Kaserne, krank an der Seele und am Leibe,
glaubenslos, ein Sklave niedriger Leidenschaften.
Er hat Sünden kennen gelernt, welche die kräftigsten
Männer zu Grunde richten. Darum sei wachsam,
willst du nicht das gleiche Schicksal teilen. Du
hältst darauf, daß deine Waffen und die Knöpfe an
deinem Rocke blank und sauber seien. O halte
auch Leib und Seele rein! Fast in jeder größern
Stadt giebt es „schlechte Häuser.“ Geh in kein
Haus, aus dem dich nicht Jedermann darf heraus-
gehen sehen. Ein schlechtes Haus ist das Grab
alles Lebensglückes des hoffnungsvollsten Jünglings.
In jeder Kaserne giebt es verdorbene Kameraden,
baar des Glaubens und der Sitte. Habe keine
Freundschaft mit ihnen und fliehe ihren Umgang.
Mache bei deinen Vorgesetzten Anzeige, wenn die
glaubensfeindlichen und schmutzigen Reden kein
Ende nehmen wollen. Ueberall giebt es leichtfertige
Burschen, die der Unmäßigkeit fröhnen. Gehe
nicht mit ihnen. Zwei drittel der Unglücklichen,
die jedes Jahr vor dem Kriegsgerichte abgeurteilt
werden, verdanken ihre oft jahrelangen Strafen
der Trunkenheit. Bete jeden Morgen und Abend;
gehe alle Sonn- und Feiertag in den Gottesdienst,
wenn immer du kannst; empfange so oft möglich
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