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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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der Menschheit befleckt, in Ruhm und Ehre
auf einem diamantnen Throne glänzen! --
Jhr Unmenschen! --

Nein, Belphegor, wir haben sehr
menschlich gehandelt: das ist immer so ge-
wesen, daß Menschen durch Morden, Rauben,
Betriegen, Plündern sich Anbetung und Ehr-
furcht erkämpft haben. War das nicht ein
viel größerer Aufwand von Menschen, als
unsre Vorfahren ganz Europa nach dem ge-
lobten Lande zum Aprile schickten, um kahle
Berge, steinichte Felder und ungebaute Ge-
genden zu erobern, die sie zu Hause im
Ueberflusse hatten? da sie Kaiser und
Könige, wie Klopffechter, auf einander
loshezten? -- Nur Schade, daß Alexan-
der so schnell starb! durch seinen Tod wurde
ich außer aller Geschäftigkeit und von meiner
Würde herabgesezt: es kränkte mich; aber
Ruhms genug für mich, an der Seite einer
Theodora, Marozzia, Mathildis, Olympia
zu prangen, die den höchsten Gipfel des
menschlichen Ruhms erstiegen, über die fürch-
terlichsten Weltbezwinger zu herrschen! --
Jch entwischte heimlich aus Rom, weil ich
alle Ursache hatte zu befürchten, daß man

G 4

der Menſchheit befleckt, in Ruhm und Ehre
auf einem diamantnen Throne glaͤnzen! —
Jhr Unmenſchen! —

Nein, Belphegor, wir haben ſehr
menſchlich gehandelt: das iſt immer ſo ge-
weſen, daß Menſchen durch Morden, Rauben,
Betriegen, Pluͤndern ſich Anbetung und Ehr-
furcht erkaͤmpft haben. War das nicht ein
viel groͤßerer Aufwand von Menſchen, als
unſre Vorfahren ganz Europa nach dem ge-
lobten Lande zum Aprile ſchickten, um kahle
Berge, ſteinichte Felder und ungebaute Ge-
genden zu erobern, die ſie zu Hauſe im
Ueberfluſſe hatten? da ſie Kaiſer und
Koͤnige, wie Klopffechter, auf einander
loshezten? — Nur Schade, daß Alexan-
der ſo ſchnell ſtarb! durch ſeinen Tod wurde
ich außer aller Geſchaͤftigkeit und von meiner
Wuͤrde herabgeſezt: es kraͤnkte mich; aber
Ruhms genug fuͤr mich, an der Seite einer
Theodora, Marozzia, Mathildis, Olympia
zu prangen, die den hoͤchſten Gipfel des
menſchlichen Ruhms erſtiegen, uͤber die fuͤrch-
terlichſten Weltbezwinger zu herrſchen! —
Jch entwiſchte heimlich aus Rom, weil ich
alle Urſache hatte zu befuͤrchten, daß man

G 4
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[103/0123] der Menſchheit befleckt, in Ruhm und Ehre auf einem diamantnen Throne glaͤnzen! — Jhr Unmenſchen! — Nein, Belphegor, wir haben ſehr menſchlich gehandelt: das iſt immer ſo ge- weſen, daß Menſchen durch Morden, Rauben, Betriegen, Pluͤndern ſich Anbetung und Ehr- furcht erkaͤmpft haben. War das nicht ein viel groͤßerer Aufwand von Menſchen, als unſre Vorfahren ganz Europa nach dem ge- lobten Lande zum Aprile ſchickten, um kahle Berge, ſteinichte Felder und ungebaute Ge- genden zu erobern, die ſie zu Hauſe im Ueberfluſſe hatten? da ſie Kaiſer und Koͤnige, wie Klopffechter, auf einander loshezten? — Nur Schade, daß Alexan- der ſo ſchnell ſtarb! durch ſeinen Tod wurde ich außer aller Geſchaͤftigkeit und von meiner Wuͤrde herabgeſezt: es kraͤnkte mich; aber Ruhms genug fuͤr mich, an der Seite einer Theodora, Marozzia, Mathildis, Olympia zu prangen, die den hoͤchſten Gipfel des menſchlichen Ruhms erſtiegen, uͤber die fuͤrch- terlichſten Weltbezwinger zu herrſchen! — Jch entwiſchte heimlich aus Rom, weil ich alle Urſache hatte zu befuͤrchten, daß man G 4

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/123>, abgerufen am 23.11.2024.