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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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fersucht vertrieben, floh ich in den Kirchen-
staat zurück und langte in der illustrislima
republica
St. Marino gerade zu der Zeit
an, als die gesammten Bürger derselben in
Furcht und Aengsten waren, daß der päbst-
liche Legat, sie unter das Joch seines Herrn
zwingen möchte. Alles, Junge und Alte,
Weiber, Kinder und Männer waren in tiefer
Trauer um ihre Freiheit und baten den lie-
ben Gott mit Beten und Fasten inständigst,
daß er sie in Gnaden vor der Herrschaft sei-
nes Vikars bewahren möge. Doch kurz dar-
auf wurde ihr Kummer in die höchste Freude
verwandelt, als der Pabst das Unternehmen
seines gewissenlosen Legaten misbilligte und
der Republik ihre alte Freiheit und also auch
ihre Glückseligkeit wiederschenkte -- eine
Handlung von Menschenliebe und Uneigen-
nützigkeit, die meines Erachtens mehr als
eine ganze Ladung Jndulgenzen werth ist. --

Das war ein braver Pabst, rief Belphe-
gor.

Dafür wird ihm aber auch sein Apfelwein
alle Tage recht herrlich schmecken, und wenn
er heirathen dürfte, so wünschte ich ihm oben

ferſucht vertrieben, floh ich in den Kirchen-
ſtaat zuruͤck und langte in der illuſtriſlima
republica
St. Marino gerade zu der Zeit
an, als die geſammten Buͤrger derſelben in
Furcht und Aengſten waren, daß der paͤbſt-
liche Legat, ſie unter das Joch ſeines Herrn
zwingen moͤchte. Alles, Junge und Alte,
Weiber, Kinder und Maͤnner waren in tiefer
Trauer um ihre Freiheit und baten den lie-
ben Gott mit Beten und Faſten inſtaͤndigſt,
daß er ſie in Gnaden vor der Herrſchaft ſei-
nes Vikars bewahren moͤge. Doch kurz dar-
auf wurde ihr Kummer in die hoͤchſte Freude
verwandelt, als der Pabſt das Unternehmen
ſeines gewiſſenloſen Legaten misbilligte und
der Republik ihre alte Freiheit und alſo auch
ihre Gluͤckſeligkeit wiederſchenkte — eine
Handlung von Menſchenliebe und Uneigen-
nuͤtzigkeit, die meines Erachtens mehr als
eine ganze Ladung Jndulgenzen werth iſt. —

Das war ein braver Pabſt, rief Belphe-
gor.

Dafuͤr wird ihm aber auch ſein Apfelwein
alle Tage recht herrlich ſchmecken, und wenn
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[111/0131] ferſucht vertrieben, floh ich in den Kirchen- ſtaat zuruͤck und langte in der illuſtriſlima republica St. Marino gerade zu der Zeit an, als die geſammten Buͤrger derſelben in Furcht und Aengſten waren, daß der paͤbſt- liche Legat, ſie unter das Joch ſeines Herrn zwingen moͤchte. Alles, Junge und Alte, Weiber, Kinder und Maͤnner waren in tiefer Trauer um ihre Freiheit und baten den lie- ben Gott mit Beten und Faſten inſtaͤndigſt, daß er ſie in Gnaden vor der Herrſchaft ſei- nes Vikars bewahren moͤge. Doch kurz dar- auf wurde ihr Kummer in die hoͤchſte Freude verwandelt, als der Pabſt das Unternehmen ſeines gewiſſenloſen Legaten misbilligte und der Republik ihre alte Freiheit und alſo auch ihre Gluͤckſeligkeit wiederſchenkte — eine Handlung von Menſchenliebe und Uneigen- nuͤtzigkeit, die meines Erachtens mehr als eine ganze Ladung Jndulgenzen werth iſt. — Das war ein braver Pabſt, rief Belphe- gor. Dafuͤr wird ihm aber auch ſein Apfelwein alle Tage recht herrlich ſchmecken, und wenn er heirathen duͤrfte, ſo wuͤnſchte ich ihm oben

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/131>, abgerufen am 23.11.2024.