Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

drein eine Frau, wie meine verstorbne. So
eine Belohnung könnte schon anreizen, daß
man mehrmal so eine gute Handlung thät
und von dem System der Unterdrückung ab-
gienge. Der abscheuliche Legat! so ein
Häufchen, das sich nicht wehren kann, un-
terdrücken zu wollen! --

Der Bösewicht verdiente eher zu hängen,
sprach Belphegor, daß er ein ungerechtes
Joch auflegen wollte, als die Bauern, die
mich zugleich an den Strang brachten, daß
sie unwillig ein drückendes Joch abwerfen
wollten. O wer nur mehr Macht hätte! --

Jch hielt mich kurze Zeit, fuhr Akante
fort, bey einem Landmanne des päbstlichen
Gebiets auf, der mich von Armuth, Aufla-
gen, Aussaugen, Beschwerungen und ver-
wandten Materien unterhielt, worauf ich mei-
nen Weg nach Genua nahm. Jch fand da-
selbst jedermann mit Anstalten zu einem Krie-
ge wider die Korsikaner beschäftigt, die jeder-
mann verfluchte, daß sie keine Narren seyn
und sich das Bischen Freiheit nehmen lassen
wollten, worauf sie doch nicht den mindesten
Anspruch machen könnten, da die Genueser

Lust

drein eine Frau, wie meine verſtorbne. So
eine Belohnung koͤnnte ſchon anreizen, daß
man mehrmal ſo eine gute Handlung thaͤt
und von dem Syſtem der Unterdruͤckung ab-
gienge. Der abſcheuliche Legat! ſo ein
Haͤufchen, das ſich nicht wehren kann, un-
terdruͤcken zu wollen! —

Der Boͤſewicht verdiente eher zu haͤngen,
ſprach Belphegor, daß er ein ungerechtes
Joch auflegen wollte, als die Bauern, die
mich zugleich an den Strang brachten, daß
ſie unwillig ein druͤckendes Joch abwerfen
wollten. O wer nur mehr Macht haͤtte! —

Jch hielt mich kurze Zeit, fuhr Akante
fort, bey einem Landmanne des paͤbſtlichen
Gebiets auf, der mich von Armuth, Aufla-
gen, Ausſaugen, Beſchwerungen und ver-
wandten Materien unterhielt, worauf ich mei-
nen Weg nach Genua nahm. Jch fand da-
ſelbſt jedermann mit Anſtalten zu einem Krie-
ge wider die Korſikaner beſchaͤftigt, die jeder-
mann verfluchte, daß ſie keine Narren ſeyn
und ſich das Bischen Freiheit nehmen laſſen
wollten, worauf ſie doch nicht den mindeſten
Anſpruch machen koͤnnten, da die Genueſer

Luſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0132" n="112"/>
drein eine Frau, wie meine ver&#x017F;torbne. So<lb/>
eine Belohnung ko&#x0364;nnte &#x017F;chon anreizen, daß<lb/>
man mehrmal &#x017F;o eine gute Handlung tha&#x0364;t<lb/>
und von dem Sy&#x017F;tem der Unterdru&#x0364;ckung ab-<lb/>
gienge. Der ab&#x017F;cheuliche Legat! &#x017F;o ein<lb/>
Ha&#x0364;ufchen, das &#x017F;ich nicht wehren kann, un-<lb/>
terdru&#x0364;cken zu wollen! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Der Bo&#x0364;&#x017F;ewicht verdiente eher zu ha&#x0364;ngen,<lb/>
&#x017F;prach Belphegor, daß er ein ungerechtes<lb/>
Joch auflegen wollte, als die Bauern, die<lb/>
mich zugleich an den Strang brachten, daß<lb/>
&#x017F;ie unwillig ein dru&#x0364;ckendes Joch abwerfen<lb/>
wollten. O wer nur mehr Macht ha&#x0364;tte! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Jch hielt mich kurze Zeit, fuhr Akante<lb/>
fort, bey einem Landmanne des pa&#x0364;b&#x017F;tlichen<lb/>
Gebiets auf, der mich von Armuth, Aufla-<lb/>
gen, Aus&#x017F;augen, Be&#x017F;chwerungen und ver-<lb/>
wandten Materien unterhielt, worauf ich mei-<lb/>
nen Weg nach Genua nahm. Jch fand da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t jedermann mit An&#x017F;talten zu einem Krie-<lb/>
ge wider die Kor&#x017F;ikaner be&#x017F;cha&#x0364;ftigt, die jeder-<lb/>
mann verfluchte, daß &#x017F;ie keine Narren &#x017F;eyn<lb/>
und &#x017F;ich das Bischen Freiheit nehmen la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wollten, worauf &#x017F;ie doch nicht den minde&#x017F;ten<lb/>
An&#x017F;pruch machen ko&#x0364;nnten, da die Genue&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Lu&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0132] drein eine Frau, wie meine verſtorbne. So eine Belohnung koͤnnte ſchon anreizen, daß man mehrmal ſo eine gute Handlung thaͤt und von dem Syſtem der Unterdruͤckung ab- gienge. Der abſcheuliche Legat! ſo ein Haͤufchen, das ſich nicht wehren kann, un- terdruͤcken zu wollen! — Der Boͤſewicht verdiente eher zu haͤngen, ſprach Belphegor, daß er ein ungerechtes Joch auflegen wollte, als die Bauern, die mich zugleich an den Strang brachten, daß ſie unwillig ein druͤckendes Joch abwerfen wollten. O wer nur mehr Macht haͤtte! — Jch hielt mich kurze Zeit, fuhr Akante fort, bey einem Landmanne des paͤbſtlichen Gebiets auf, der mich von Armuth, Aufla- gen, Ausſaugen, Beſchwerungen und ver- wandten Materien unterhielt, worauf ich mei- nen Weg nach Genua nahm. Jch fand da- ſelbſt jedermann mit Anſtalten zu einem Krie- ge wider die Korſikaner beſchaͤftigt, die jeder- mann verfluchte, daß ſie keine Narren ſeyn und ſich das Bischen Freiheit nehmen laſſen wollten, worauf ſie doch nicht den mindeſten Anſpruch machen koͤnnten, da die Genueſer Luſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/132
Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/132>, abgerufen am 23.11.2024.