befreyen wollte, daß sie mich im Grunde haß- te und meiner gern entübrigt wäre: genug, sie kützelte ihn so lange, bis der Leichtgläubi- ge sich übertäuben und zu dem Anschlage mei- ner Vergiftung hinziehn ließ. Zum Glücke behorchte ich sie, als sie den Entwurf zu der schändlichsten That schmiedeten, ich erbrach in der Wuth die Thüre und rennte mit blos- sem Degen auf den Bösewicht los, der unter dem ersten Stoße erlag: Akante entsprang. Was konnte ich anders thun? Krieg gegen Krieg! Mein Leben oder das Leben des An- greifens! -- Sie stellte dir mein ganzes Ver- halten vermuthlich in einem Lichte dar, das den häßlichsten Verdacht der Treulosigkeit ge- gen dich darauf werfen mußte? --
O mit den gehässigsten schwärzesten Far- ben! --
Sie hintergieng dich, Freund! Meine Ab- sicht war die redlichste: du mußtest von ihr entfernt, oder wenn sie deine Verarmung ge- wahr wurde, am Ende das traurigste Opfer ihrer Rache werden. Jch mußte dich retten, oder nicht dein Freund seyn -- ich mußte, sollte ich auch gleich der Gefahr mich aus-
befreyen wollte, daß ſie mich im Grunde haß- te und meiner gern entuͤbrigt waͤre: genug, ſie kuͤtzelte ihn ſo lange, bis der Leichtglaͤubi- ge ſich uͤbertaͤuben und zu dem Anſchlage mei- ner Vergiftung hinziehn ließ. Zum Gluͤcke behorchte ich ſie, als ſie den Entwurf zu der ſchaͤndlichſten That ſchmiedeten, ich erbrach in der Wuth die Thuͤre und rennte mit bloſ- ſem Degen auf den Boͤſewicht los, der unter dem erſten Stoße erlag: Akante entſprang. Was konnte ich anders thun? Krieg gegen Krieg! Mein Leben oder das Leben des An- greifens! — Sie ſtellte dir mein ganzes Ver- halten vermuthlich in einem Lichte dar, das den haͤßlichſten Verdacht der Treuloſigkeit ge- gen dich darauf werfen mußte? —
O mit den gehaͤſſigſten ſchwaͤrzeſten Far- ben! —
Sie hintergieng dich, Freund! Meine Ab- ſicht war die redlichſte: du mußteſt von ihr entfernt, oder wenn ſie deine Verarmung ge- wahr wurde, am Ende das traurigſte Opfer ihrer Rache werden. Jch mußte dich retten, oder nicht dein Freund ſeyn — ich mußte, ſollte ich auch gleich der Gefahr mich aus-
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befreyen wollte, daß ſie mich im Grunde haß-
te und meiner gern entuͤbrigt waͤre: genug,
ſie kuͤtzelte ihn ſo lange, bis der Leichtglaͤubi-
ge ſich uͤbertaͤuben und zu dem Anſchlage mei-
ner Vergiftung hinziehn ließ. Zum Gluͤcke
behorchte ich ſie, als ſie den Entwurf zu der
ſchaͤndlichſten That ſchmiedeten, ich erbrach
in der Wuth die Thuͤre und rennte mit bloſ-
ſem Degen auf den Boͤſewicht los, der unter
dem erſten Stoße erlag: Akante entſprang.
Was konnte ich anders thun? Krieg gegen
Krieg! Mein Leben oder das Leben des An-
greifens! — Sie ſtellte dir mein ganzes Ver-
halten vermuthlich in einem Lichte dar, das
den haͤßlichſten Verdacht der Treuloſigkeit ge-
gen dich darauf werfen mußte? —
O mit den gehaͤſſigſten ſchwaͤrzeſten Far-
ben! —
Sie hintergieng dich, Freund! Meine Ab-
ſicht war die redlichſte: du mußteſt von ihr
entfernt, oder wenn ſie deine Verarmung ge-
wahr wurde, am Ende das traurigſte Opfer
ihrer Rache werden. Jch mußte dich retten,
oder nicht dein Freund ſeyn — ich mußte,
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/174>, abgerufen am 26.11.2024.
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