setzen, einige Zeit von dir nicht dafür ge- halten zu werden. Jch sahe keinen andern Weg vor mir, als den ich wählte: unglück- lich, daß die Boshafte meinen Befehl über- fchritt! wofür sie bereits gebüßt hat, gleich als ich dich verließ, und noch büßen soll, wenn sie das Schicksal wieder in meine Hän- de liefert. --
Belphegor wußte nicht, wohin er sich mit seinem Glauben lenken sollte, zu Fromals oder Akantens ganz entgegenlaufenden Er- zählungen: sein Verstand sprach für Fro- maln, und sein Herz für beide: endlich neigte er sich bey einer solchen Unentschiedenheit auf Fromals Seite und glaubte der lezten Er- zählung -- der gewöhnliche Gang, den der Glaube der Menschen nimmt! Einmal wurde er auf alle Fälle betrogen, und konnte nie ausmachen, von wem eigentlich; und bey dieser Bewandniß war es gewiß das Beste, dem Anwesenden Recht zu geben und sich mit ihm in gutem Verständnisse zu erhalten: die Klugheit rieth ihm dies schon, wenn auch sein Herz und seine Freundschaft für Fromaln nichts dabey hätten thun wollen. Er dankte ihm freundschaftlich für seine aufrichtige
ſetzen, einige Zeit von dir nicht dafuͤr ge- halten zu werden. Jch ſahe keinen andern Weg vor mir, als den ich waͤhlte: ungluͤck- lich, daß die Boshafte meinen Befehl uͤber- fchritt! wofuͤr ſie bereits gebuͤßt hat, gleich als ich dich verließ, und noch buͤßen ſoll, wenn ſie das Schickſal wieder in meine Haͤn- de liefert. —
Belphegor wußte nicht, wohin er ſich mit ſeinem Glauben lenken ſollte, zu Fromals oder Akantens ganz entgegenlaufenden Er- zaͤhlungen: ſein Verſtand ſprach fuͤr Fro- maln, und ſein Herz fuͤr beide: endlich neigte er ſich bey einer ſolchen Unentſchiedenheit auf Fromals Seite und glaubte der lezten Er- zaͤhlung — der gewoͤhnliche Gang, den der Glaube der Menſchen nimmt! Einmal wurde er auf alle Faͤlle betrogen, und konnte nie ausmachen, von wem eigentlich; und bey dieſer Bewandniß war es gewiß das Beſte, dem Anweſenden Recht zu geben und ſich mit ihm in gutem Verſtaͤndniſſe zu erhalten: die Klugheit rieth ihm dies ſchon, wenn auch ſein Herz und ſeine Freundſchaft fuͤr Fromaln nichts dabey haͤtten thun wollen. Er dankte ihm freundſchaftlich fuͤr ſeine aufrichtige
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ſetzen, einige Zeit von dir nicht dafuͤr ge-
halten zu werden. Jch ſahe keinen andern
Weg vor mir, als den ich waͤhlte: ungluͤck-
lich, daß die Boshafte meinen Befehl uͤber-
fchritt! wofuͤr ſie bereits gebuͤßt hat, gleich
als ich dich verließ, und noch buͤßen ſoll,
wenn ſie das Schickſal wieder in meine Haͤn-
de liefert. —
Belphegor wußte nicht, wohin er ſich mit
ſeinem Glauben lenken ſollte, zu Fromals
oder Akantens ganz entgegenlaufenden Er-
zaͤhlungen: ſein Verſtand ſprach fuͤr Fro-
maln, und ſein Herz fuͤr beide: endlich neigte
er ſich bey einer ſolchen Unentſchiedenheit auf
Fromals Seite und glaubte der lezten Er-
zaͤhlung — der gewoͤhnliche Gang, den der
Glaube der Menſchen nimmt! Einmal wurde
er auf alle Faͤlle betrogen, und konnte nie
ausmachen, von wem eigentlich; und bey
dieſer Bewandniß war es gewiß das Beſte,
dem Anweſenden Recht zu geben und ſich mit
ihm in gutem Verſtaͤndniſſe zu erhalten: die
Klugheit rieth ihm dies ſchon, wenn auch
ſein Herz und ſeine Freundſchaft fuͤr Fromaln
nichts dabey haͤtten thun wollen. Er dankte
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/175>, abgerufen am 26.11.2024.
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