Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.Aberglauben von Menschen aufgeopfert wor- den sind, und zwanzig, die die Natur selbst gewürgt hat. Gewiß, die Natur muß die Menschen deswegen auf den Erdboden gesezt haben, daß sie sich in Rotten sammeln und einander von einem Flecke der Erde zur an- dern herumtreiben sollen -- Unmöglich! rief Belphegor. Fr. Aber was haben sie bisher gethan Aberglauben von Menſchen aufgeopfert wor- den ſind, und zwanzig, die die Natur ſelbſt gewuͤrgt hat. Gewiß, die Natur muß die Menſchen deswegen auf den Erdboden geſezt haben, daß ſie ſich in Rotten ſammeln und einander von einem Flecke der Erde zur an- dern herumtreiben ſollen — Unmoͤglich! rief Belphegor. Fr. Aber was haben ſie bisher gethan <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0223" n="203"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Aberglauben von Menſchen aufgeopfert wor-<lb/> den ſind, und zwanzig, die die Natur ſelbſt<lb/> gewuͤrgt hat. Gewiß, die Natur <hi rendition="#fr">muß</hi> die<lb/> Menſchen deswegen auf den Erdboden geſezt<lb/> haben, daß ſie ſich in Rotten ſammeln und<lb/> einander von einem Flecke der Erde zur an-<lb/> dern herumtreiben ſollen —</p><lb/> <p>Unmoͤglich! rief Belphegor.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Fr.</hi> Aber was haben ſie bisher gethan<lb/> als dieſes? — Die Tatarn draͤngen ſich aus<lb/> dem innerſten Winkel Aſiens hervor, dieſe<lb/> verdraͤngen die ſarmatiſchen Voͤlker, die Sar-<lb/> maten verdraͤngen die Deutſchen, die Deut-<lb/> ſchen machen ſich unter Galliern, Spaniern,<lb/> den Einwohnern Jtaliens Plaz: die Moh-<lb/> ren verdraͤngen Vandaler, Alanen, Sueven,<lb/> Gothen, die Chriſten verdraͤngen die Moh-<lb/> ren; Daͤnen verjagen die Britten, Angelſach-<lb/> ſen die Daͤnen, Daͤnen die Angelſachſen, Nor-<lb/> maͤnner die Daͤnen; und wenn es auch oft<lb/> nichts als eine Verwechſelung des Regenten,<lb/> nichts als eine Vermiſchung der Voͤlker war,<lb/> ſo mußte doch beides mit Menſchenblut be-<lb/> werkſtelligt werden. Was thaten die Men-<lb/> ſchen anders als daß ſie ſich in Rotten ſam-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0223]
Aberglauben von Menſchen aufgeopfert wor-
den ſind, und zwanzig, die die Natur ſelbſt
gewuͤrgt hat. Gewiß, die Natur muß die
Menſchen deswegen auf den Erdboden geſezt
haben, daß ſie ſich in Rotten ſammeln und
einander von einem Flecke der Erde zur an-
dern herumtreiben ſollen —
Unmoͤglich! rief Belphegor.
Fr. Aber was haben ſie bisher gethan
als dieſes? — Die Tatarn draͤngen ſich aus
dem innerſten Winkel Aſiens hervor, dieſe
verdraͤngen die ſarmatiſchen Voͤlker, die Sar-
maten verdraͤngen die Deutſchen, die Deut-
ſchen machen ſich unter Galliern, Spaniern,
den Einwohnern Jtaliens Plaz: die Moh-
ren verdraͤngen Vandaler, Alanen, Sueven,
Gothen, die Chriſten verdraͤngen die Moh-
ren; Daͤnen verjagen die Britten, Angelſach-
ſen die Daͤnen, Daͤnen die Angelſachſen, Nor-
maͤnner die Daͤnen; und wenn es auch oft
nichts als eine Verwechſelung des Regenten,
nichts als eine Vermiſchung der Voͤlker war,
ſo mußte doch beides mit Menſchenblut be-
werkſtelligt werden. Was thaten die Men-
ſchen anders als daß ſie ſich in Rotten ſam-
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