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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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eine Thräne fallen, und machte seiner Be-
klemmung durch eine wohlgesezte Klage Luft.

Ach, rief er, so ist auch Akante ungetreu?
Auch sie thut, was ich sonst als die Beschul-
digung eines bösen Herzens verwarf, das
mir das edelste schönste Geschlecht zu ver-
läumden schien -- Sie widerlegt mich?
Sie beweist mir, daß diejenigen Recht hat-
ten, die zu meinem großen Aergernisse ihr
Geschlecht wankelmüthig, treulos, veränder-
lich, unbeständig nannten? So empfindlich
muß ich überführt werden, daß ich in einer
blinden Bezauberung lag, als ich diese ver-
kleideten Ungeheuer ohne Fehler, ohne Laster
glaubte? -- O Akante! warum rissest Du
mir die Augen auf, statt sie mir zu öffnen? --
Nein, es ist nicht möglich! Du warst es
nicht; ich habe geträumt. Breite deine Ar-
me aus! ich komme zu dir zurück. --

Er wollte in der Begeisterung aufstehen,
um sich an ihren Busen zu werfen, und er
konnte sich nicht einen Zoll hoch von der Er-
de erheben: die gelähmte Hüfte zog ihn wie-
der zurück, daß er vor Schmerz laut schrie.
Zur Vergrößerung seines Kummers mußte
die ungetreue Akante ihm gleich gegenüber,

eine Thraͤne fallen, und machte ſeiner Be-
klemmung durch eine wohlgeſezte Klage Luft.

Ach, rief er, ſo iſt auch Akante ungetreu?
Auch ſie thut, was ich ſonſt als die Beſchul-
digung eines boͤſen Herzens verwarf, das
mir das edelſte ſchoͤnſte Geſchlecht zu ver-
laͤumden ſchien — Sie widerlegt mich?
Sie beweiſt mir, daß diejenigen Recht hat-
ten, die zu meinem großen Aergerniſſe ihr
Geſchlecht wankelmuͤthig, treulos, veraͤnder-
lich, unbeſtaͤndig nannten? So empfindlich
muß ich uͤberfuͤhrt werden, daß ich in einer
blinden Bezauberung lag, als ich dieſe ver-
kleideten Ungeheuer ohne Fehler, ohne Laſter
glaubte? — O Akante! warum riſſeſt Du
mir die Augen auf, ſtatt ſie mir zu oͤffnen?
Nein, es iſt nicht moͤglich! Du warſt es
nicht; ich habe getraͤumt. Breite deine Ar-
me aus! ich komme zu dir zuruͤck. —

Er wollte in der Begeiſterung aufſtehen,
um ſich an ihren Buſen zu werfen, und er
konnte ſich nicht einen Zoll hoch von der Er-
de erheben: die gelaͤhmte Huͤfte zog ihn wie-
der zuruͤck, daß er vor Schmerz laut ſchrie.
Zur Vergroͤßerung ſeines Kummers mußte
die ungetreue Akante ihm gleich gegenuͤber,

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[4/0024] eine Thraͤne fallen, und machte ſeiner Be- klemmung durch eine wohlgeſezte Klage Luft. Ach, rief er, ſo iſt auch Akante ungetreu? Auch ſie thut, was ich ſonſt als die Beſchul- digung eines boͤſen Herzens verwarf, das mir das edelſte ſchoͤnſte Geſchlecht zu ver- laͤumden ſchien — Sie widerlegt mich? Sie beweiſt mir, daß diejenigen Recht hat- ten, die zu meinem großen Aergerniſſe ihr Geſchlecht wankelmuͤthig, treulos, veraͤnder- lich, unbeſtaͤndig nannten? So empfindlich muß ich uͤberfuͤhrt werden, daß ich in einer blinden Bezauberung lag, als ich dieſe ver- kleideten Ungeheuer ohne Fehler, ohne Laſter glaubte? — O Akante! warum riſſeſt Du mir die Augen auf, ſtatt ſie mir zu oͤffnen? — Nein, es iſt nicht moͤglich! Du warſt es nicht; ich habe getraͤumt. Breite deine Ar- me aus! ich komme zu dir zuruͤck. — Er wollte in der Begeiſterung aufſtehen, um ſich an ihren Buſen zu werfen, und er konnte ſich nicht einen Zoll hoch von der Er- de erheben: die gelaͤhmte Huͤfte zog ihn wie- der zuruͤck, daß er vor Schmerz laut ſchrie. Zur Vergroͤßerung ſeines Kummers mußte die ungetreue Akante ihm gleich gegenuͤber,

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/24>, abgerufen am 21.11.2024.