Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.aus Sand und Holze verfertigt war, und ein Wagehals unter ihnen hatte seine Klauen schon kaum etliche Zolle von dem obersten Rande des Walles entfernt, als Fromal mit seinen Begleitern ankam. Er stieg hinauf, das Schlachfeld zu besehen, und fand die Klauen jenes Verwägnen schon oben, um durch einen Schwung den Bösewicht vollends herauf zu bringen. Schnell hieb er mit sei- nem türkischen Säbel sie beide ab, daß das Thier rückwärts über seine nachfolgende Ar- mee wegstürzte und den ganzen Wall hinun- terrollte. Darauf verlangte Fromal Feuer, erfuhr aber durch Zeichen, daß keines mehr vorhanden war; sie hatten schon oft mit brennenden Baumzweigen auf ihre Feinde ka- nonirt, die nach einem kleinen Rückzuge so- gleich wieder anrückten: endlich war ein star- ker Regen dazwischen gekommen, hatte alle ihre brennenden Materialien ausgelöscht, und neues anzumachen, hatten sie weder Zeit noch Gegenwart des Geistes genug, besonders da ihre Methode, Feuer zu bekommen, ungemein langsam von statten gieng. Fromal schlug mit einem europäischen Messer an den afrika- nischen Feuerstein, den er dem Löwen aus dem P 2
aus Sand und Holze verfertigt war, und ein Wagehals unter ihnen hatte ſeine Klauen ſchon kaum etliche Zolle von dem oberſten Rande des Walles entfernt, als Fromal mit ſeinen Begleitern ankam. Er ſtieg hinauf, das Schlachfeld zu beſehen, und fand die Klauen jenes Verwaͤgnen ſchon oben, um durch einen Schwung den Boͤſewicht vollends herauf zu bringen. Schnell hieb er mit ſei- nem tuͤrkiſchen Saͤbel ſie beide ab, daß das Thier ruͤckwaͤrts uͤber ſeine nachfolgende Ar- mee wegſtuͤrzte und den ganzen Wall hinun- terrollte. Darauf verlangte Fromal Feuer, erfuhr aber durch Zeichen, daß keines mehr vorhanden war; ſie hatten ſchon oft mit brennenden Baumzweigen auf ihre Feinde ka- nonirt, die nach einem kleinen Ruͤckzuge ſo- gleich wieder anruͤckten: endlich war ein ſtar- ker Regen dazwiſchen gekommen, hatte alle ihre brennenden Materialien ausgeloͤſcht, und neues anzumachen, hatten ſie weder Zeit noch Gegenwart des Geiſtes genug, beſonders da ihre Methode, Feuer zu bekommen, ungemein langſam von ſtatten gieng. Fromal ſchlug mit einem europaͤiſchen Meſſer an den afrika- niſchen Feuerſtein, den er dem Loͤwen aus dem P 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0247" n="227"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> aus Sand und Holze verfertigt war, und ein<lb/> Wagehals unter ihnen hatte ſeine Klauen<lb/> ſchon kaum etliche Zolle von dem oberſten<lb/> Rande des Walles entfernt, als Fromal mit<lb/> ſeinen Begleitern ankam. Er ſtieg hinauf,<lb/> das Schlachfeld zu beſehen, und fand die<lb/> Klauen jenes Verwaͤgnen ſchon oben, um<lb/> durch einen Schwung den Boͤſewicht vollends<lb/> herauf zu bringen. Schnell hieb er mit ſei-<lb/> nem tuͤrkiſchen Saͤbel ſie beide ab, daß das<lb/> Thier ruͤckwaͤrts uͤber ſeine nachfolgende Ar-<lb/> mee wegſtuͤrzte und den ganzen Wall hinun-<lb/> terrollte. Darauf verlangte Fromal Feuer,<lb/> erfuhr aber durch Zeichen, daß keines mehr<lb/> vorhanden war; ſie hatten ſchon oft mit<lb/> brennenden Baumzweigen auf ihre Feinde ka-<lb/> nonirt, die nach einem kleinen Ruͤckzuge ſo-<lb/> gleich wieder anruͤckten: endlich war ein ſtar-<lb/> ker Regen dazwiſchen gekommen, hatte alle<lb/> ihre brennenden Materialien ausgeloͤſcht, und<lb/> neues anzumachen, hatten ſie weder Zeit noch<lb/> Gegenwart des Geiſtes genug, beſonders da<lb/> ihre Methode, Feuer zu bekommen, ungemein<lb/> langſam von ſtatten gieng. Fromal ſchlug<lb/> mit einem europaͤiſchen Meſſer an den afrika-<lb/> niſchen Feuerſtein, den er dem Loͤwen aus dem<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [227/0247]
aus Sand und Holze verfertigt war, und ein
Wagehals unter ihnen hatte ſeine Klauen
ſchon kaum etliche Zolle von dem oberſten
Rande des Walles entfernt, als Fromal mit
ſeinen Begleitern ankam. Er ſtieg hinauf,
das Schlachfeld zu beſehen, und fand die
Klauen jenes Verwaͤgnen ſchon oben, um
durch einen Schwung den Boͤſewicht vollends
herauf zu bringen. Schnell hieb er mit ſei-
nem tuͤrkiſchen Saͤbel ſie beide ab, daß das
Thier ruͤckwaͤrts uͤber ſeine nachfolgende Ar-
mee wegſtuͤrzte und den ganzen Wall hinun-
terrollte. Darauf verlangte Fromal Feuer,
erfuhr aber durch Zeichen, daß keines mehr
vorhanden war; ſie hatten ſchon oft mit
brennenden Baumzweigen auf ihre Feinde ka-
nonirt, die nach einem kleinen Ruͤckzuge ſo-
gleich wieder anruͤckten: endlich war ein ſtar-
ker Regen dazwiſchen gekommen, hatte alle
ihre brennenden Materialien ausgeloͤſcht, und
neues anzumachen, hatten ſie weder Zeit noch
Gegenwart des Geiſtes genug, beſonders da
ihre Methode, Feuer zu bekommen, ungemein
langſam von ſtatten gieng. Fromal ſchlug
mit einem europaͤiſchen Meſſer an den afrika-
niſchen Feuerſtein, den er dem Loͤwen aus dem
P 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/247 |
Zitationshilfe: | Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/247>, abgerufen am 16.07.2024. |