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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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dem ersten Ausgange von sich wirft. Ein
Dorf hatte eben izt eine solche harte Belage-
rung auszustehn, und da man sich auf das
Aeußerste gebracht sah, so griff man zu dem
lezten Rettungsmittel und sendete den gehei-
ligten Löwen ab: doch kaum war der Treu-
lose herausgelassen, als er die Wichtigkeit sei-
ner Sendung und seinen ganzen Auftrag ver-
gaß, sein Kreditiv von sich warf, davon renn-
te und belagern und bestürmen ließ, so lange
man beliebte. Auf diesem Wege hatte er sich
die Wunde zugezogen, die Fromal kurirte,
und wofür er izt ihm die Freundschaft erwies
und sich nicht von seiner Seite trennte, ohne
den Bitten seiner Aufsucher nachzugeben.

Da die Priester diese Vertraulichkeit merk-
ten, so winkten sie den drey Europäern, ih-
nen zu folgen, welches sie thaten, worauf der
Löwe gleichfalls sich aufmachte und neben sei-
nem Befreyer herhinkte. Als sie an die Fe-
stung gelangten, fanden sie die Besatzung in
Bereitschaft, an dem noch freyen Orte auszu-
ziehen und alles, was sie von ihren Vorrä-
then hineingerettet hatten, der Raubbegierde
ihrer Angreifer zu überlassen. Die höchste
Gefahr drohte: die Löwen kletterten in dich-
ter Schlachtordnung den Wall hinauf, der



dem erſten Ausgange von ſich wirft. Ein
Dorf hatte eben izt eine ſolche harte Belage-
rung auszuſtehn, und da man ſich auf das
Aeußerſte gebracht ſah, ſo griff man zu dem
lezten Rettungsmittel und ſendete den gehei-
ligten Loͤwen ab: doch kaum war der Treu-
loſe herausgelaſſen, als er die Wichtigkeit ſei-
ner Sendung und ſeinen ganzen Auftrag ver-
gaß, ſein Kreditiv von ſich warf, davon renn-
te und belagern und beſtuͤrmen ließ, ſo lange
man beliebte. Auf dieſem Wege hatte er ſich
die Wunde zugezogen, die Fromal kurirte,
und wofuͤr er izt ihm die Freundſchaft erwies
und ſich nicht von ſeiner Seite trennte, ohne
den Bitten ſeiner Aufſucher nachzugeben.

Da die Prieſter dieſe Vertraulichkeit merk-
ten, ſo winkten ſie den drey Europaͤern, ih-
nen zu folgen, welches ſie thaten, worauf der
Loͤwe gleichfalls ſich aufmachte und neben ſei-
nem Befreyer herhinkte. Als ſie an die Fe-
ſtung gelangten, fanden ſie die Beſatzung in
Bereitſchaft, an dem noch freyen Orte auszu-
ziehen und alles, was ſie von ihren Vorraͤ-
then hineingerettet hatten, der Raubbegierde
ihrer Angreifer zu uͤberlaſſen. Die hoͤchſte
Gefahr drohte: die Loͤwen kletterten in dich-
ter Schlachtordnung den Wall hinauf, der

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[226/0246] dem erſten Ausgange von ſich wirft. Ein Dorf hatte eben izt eine ſolche harte Belage- rung auszuſtehn, und da man ſich auf das Aeußerſte gebracht ſah, ſo griff man zu dem lezten Rettungsmittel und ſendete den gehei- ligten Loͤwen ab: doch kaum war der Treu- loſe herausgelaſſen, als er die Wichtigkeit ſei- ner Sendung und ſeinen ganzen Auftrag ver- gaß, ſein Kreditiv von ſich warf, davon renn- te und belagern und beſtuͤrmen ließ, ſo lange man beliebte. Auf dieſem Wege hatte er ſich die Wunde zugezogen, die Fromal kurirte, und wofuͤr er izt ihm die Freundſchaft erwies und ſich nicht von ſeiner Seite trennte, ohne den Bitten ſeiner Aufſucher nachzugeben. Da die Prieſter dieſe Vertraulichkeit merk- ten, ſo winkten ſie den drey Europaͤern, ih- nen zu folgen, welches ſie thaten, worauf der Loͤwe gleichfalls ſich aufmachte und neben ſei- nem Befreyer herhinkte. Als ſie an die Fe- ſtung gelangten, fanden ſie die Beſatzung in Bereitſchaft, an dem noch freyen Orte auszu- ziehen und alles, was ſie von ihren Vorraͤ- then hineingerettet hatten, der Raubbegierde ihrer Angreifer zu uͤberlaſſen. Die hoͤchſte Gefahr drohte: die Loͤwen kletterten in dich- ter Schlachtordnung den Wall hinauf, der

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/246>, abgerufen am 21.11.2024.