willigung zu erlangen hoften, so verstunden sie sich dazu, und zween ganze Monate wur- den erfodert, sie theils in den schweren Wis- senschaften des dasigen Hofs festzusetzen, theils Anstalten zum Empfange der vorge- gebnen Gesandschaft zu machen.
Der Monarch, der seine Größe auf diese Art glänzen lassen wollte, war der gefürchte- te Beherrscher von etlichen hundert schwarzen schmutzigen Kreaturen, die er in verschiedene Königreiche zertheilt und sie mit Regenten versehen hatte, die ihm Tribut bezahlen und ihn als Vasallen ehren mußten. Er für sei- ne hohe Person war der Tributar des großen Monarchen von Segelmesse, den sich Ma- rocco zu dem seinigen gemacht hatte. Da er nicht im Stande war, sich von den Potenta- ten seiner Klasse zu unterscheiden, unter wel- chen er in Ansehung der Macht die kleinste Rolle spielte, so rieth ihm sein Ehrgeiz, ihnen auf eine einleuchtende Weise zu zeigen, daß er zwar der kleinste an Macht, aber der größ- te an Ruhm sey: niemand von denen, die er durch die Taschenspielerey hintergehn wollte, noch er selbst hatte eine homanische Karte vor Augen gehabt, und er ließ es also dabey be-
willigung zu erlangen hoften, ſo verſtunden ſie ſich dazu, und zween ganze Monate wur- den erfodert, ſie theils in den ſchweren Wiſ- ſenſchaften des daſigen Hofs feſtzuſetzen, theils Anſtalten zum Empfange der vorge- gebnen Geſandſchaft zu machen.
Der Monarch, der ſeine Groͤße auf dieſe Art glaͤnzen laſſen wollte, war der gefuͤrchte- te Beherrſcher von etlichen hundert ſchwarzen ſchmutzigen Kreaturen, die er in verſchiedene Koͤnigreiche zertheilt und ſie mit Regenten verſehen hatte, die ihm Tribut bezahlen und ihn als Vaſallen ehren mußten. Er fuͤr ſei- ne hohe Perſon war der Tributar des großen Monarchen von Segelmeſſe, den ſich Ma- rocco zu dem ſeinigen gemacht hatte. Da er nicht im Stande war, ſich von den Potenta- ten ſeiner Klaſſe zu unterſcheiden, unter wel- chen er in Anſehung der Macht die kleinſte Rolle ſpielte, ſo rieth ihm ſein Ehrgeiz, ihnen auf eine einleuchtende Weiſe zu zeigen, daß er zwar der kleinſte an Macht, aber der groͤß- te an Ruhm ſey: niemand von denen, die er durch die Taſchenſpielerey hintergehn wollte, noch er ſelbſt hatte eine homaniſche Karte vor Augen gehabt, und er ließ es alſo dabey be-
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willigung zu erlangen hoften, ſo verſtunden
ſie ſich dazu, und zween ganze Monate wur-
den erfodert, ſie theils in den ſchweren Wiſ-
ſenſchaften des daſigen Hofs feſtzuſetzen,
theils Anſtalten zum Empfange der vorge-
gebnen Geſandſchaft zu machen.
Der Monarch, der ſeine Groͤße auf dieſe
Art glaͤnzen laſſen wollte, war der gefuͤrchte-
te Beherrſcher von etlichen hundert ſchwarzen
ſchmutzigen Kreaturen, die er in verſchiedene
Koͤnigreiche zertheilt und ſie mit Regenten
verſehen hatte, die ihm Tribut bezahlen und
ihn als Vaſallen ehren mußten. Er fuͤr ſei-
ne hohe Perſon war der Tributar des großen
Monarchen von Segelmeſſe, den ſich Ma-
rocco zu dem ſeinigen gemacht hatte. Da er
nicht im Stande war, ſich von den Potenta-
ten ſeiner Klaſſe zu unterſcheiden, unter wel-
chen er in Anſehung der Macht die kleinſte
Rolle ſpielte, ſo rieth ihm ſein Ehrgeiz, ihnen
auf eine einleuchtende Weiſe zu zeigen, daß
er zwar der kleinſte an Macht, aber der groͤß-
te an Ruhm ſey: niemand von denen, die er
durch die Taſchenſpielerey hintergehn wollte,
noch er ſelbſt hatte eine homaniſche Karte vor
Augen gehabt, und er ließ es alſo dabey be-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/258>, abgerufen am 22.11.2024.
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