allein nun fiengen erst die Lustbarkeiten an; sie mußten aushalten.
Sogleich traten zween Truppe schwarze Kerle hervor, die auf ein gegebnes Zeichen auf einander losgiengen und sich mit Knitteln unbarmherzig prügelten, daß gleich bey dem ersten Angriffe drey todt auf der Stelle nie- dersanken. Belphegor und Fromal ließen durch ihren Dollmetscher, den Franzosen, fle- hentlichst bitten, eine so unmenschliche Lust- barkeit zu endigen; allein sie bekamen die la- chende Antwort: es sind ja nur meine Unter- thanen. Belphegor ergrimmte über diese entsezliche Antwort so heftig, daß er ohne Fromals Zurückhaltung dem großen Nazib den Hirnschädel gespaltet hätte. Die Strei- ter schlugen einander todt bis auf einen, der die Ehre des Siegs und zur Belohnung die Erlaubniß bekam, den Staub von den Füßen des Nazib zu lecken. Belphegor ließ noch einmal alle dergleichen barbarische Ergözlich- keiten verbitten; allein die Antwort blieb be- ständig dieselbe: es sind ja nur schlechte Ker- le, meine Unterthanen, meine Sklaven.
Als die beiden Europäer in ihre Hütte er- müdet zurückkamen, so konnte sie die Ermat-
Q 2
allein nun fiengen erſt die Luſtbarkeiten an; ſie mußten aushalten.
Sogleich traten zween Truppe ſchwarze Kerle hervor, die auf ein gegebnes Zeichen auf einander losgiengen und ſich mit Knitteln unbarmherzig pruͤgelten, daß gleich bey dem erſten Angriffe drey todt auf der Stelle nie- derſanken. Belphegor und Fromal ließen durch ihren Dollmetſcher, den Franzoſen, fle- hentlichſt bitten, eine ſo unmenſchliche Luſt- barkeit zu endigen; allein ſie bekamen die la- chende Antwort: es ſind ja nur meine Unter- thanen. Belphegor ergrimmte uͤber dieſe entſezliche Antwort ſo heftig, daß er ohne Fromals Zuruͤckhaltung dem großen Nazib den Hirnſchaͤdel geſpaltet haͤtte. Die Strei- ter ſchlugen einander todt bis auf einen, der die Ehre des Siegs und zur Belohnung die Erlaubniß bekam, den Staub von den Fuͤßen des Nazib zu lecken. Belphegor ließ noch einmal alle dergleichen barbariſche Ergoͤzlich- keiten verbitten; allein die Antwort blieb be- ſtaͤndig dieſelbe: es ſind ja nur ſchlechte Ker- le, meine Unterthanen, meine Sklaven.
Als die beiden Europaͤer in ihre Huͤtte er- muͤdet zuruͤckkamen, ſo konnte ſie die Ermat-
Q 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0263"n="243"/>
allein nun fiengen erſt die Luſtbarkeiten an;<lb/>ſie mußten aushalten.</p><lb/><p>Sogleich traten zween Truppe ſchwarze<lb/>
Kerle hervor, die auf ein gegebnes Zeichen<lb/>
auf einander losgiengen und ſich mit Knitteln<lb/>
unbarmherzig pruͤgelten, daß gleich bey dem<lb/>
erſten Angriffe drey todt auf der Stelle nie-<lb/>
derſanken. Belphegor und Fromal ließen<lb/>
durch ihren Dollmetſcher, den Franzoſen, fle-<lb/>
hentlichſt bitten, eine ſo unmenſchliche Luſt-<lb/>
barkeit zu endigen; allein ſie bekamen die la-<lb/>
chende Antwort: es ſind ja nur meine Unter-<lb/>
thanen. Belphegor ergrimmte uͤber dieſe<lb/>
entſezliche Antwort ſo heftig, daß er ohne<lb/>
Fromals Zuruͤckhaltung dem großen Nazib<lb/>
den Hirnſchaͤdel geſpaltet haͤtte. Die Strei-<lb/>
ter ſchlugen einander todt bis auf einen, der<lb/>
die Ehre des Siegs und zur Belohnung die<lb/>
Erlaubniß bekam, den Staub von den Fuͤßen<lb/>
des Nazib zu lecken. Belphegor ließ noch<lb/>
einmal alle dergleichen barbariſche Ergoͤzlich-<lb/>
keiten verbitten; allein die Antwort blieb be-<lb/>ſtaͤndig dieſelbe: es ſind ja nur ſchlechte Ker-<lb/>
le, meine Unterthanen, meine Sklaven.</p><lb/><p>Als die beiden Europaͤer in ihre Huͤtte er-<lb/>
muͤdet zuruͤckkamen, ſo konnte ſie die Ermat-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 2</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[243/0263]
allein nun fiengen erſt die Luſtbarkeiten an;
ſie mußten aushalten.
Sogleich traten zween Truppe ſchwarze
Kerle hervor, die auf ein gegebnes Zeichen
auf einander losgiengen und ſich mit Knitteln
unbarmherzig pruͤgelten, daß gleich bey dem
erſten Angriffe drey todt auf der Stelle nie-
derſanken. Belphegor und Fromal ließen
durch ihren Dollmetſcher, den Franzoſen, fle-
hentlichſt bitten, eine ſo unmenſchliche Luſt-
barkeit zu endigen; allein ſie bekamen die la-
chende Antwort: es ſind ja nur meine Unter-
thanen. Belphegor ergrimmte uͤber dieſe
entſezliche Antwort ſo heftig, daß er ohne
Fromals Zuruͤckhaltung dem großen Nazib
den Hirnſchaͤdel geſpaltet haͤtte. Die Strei-
ter ſchlugen einander todt bis auf einen, der
die Ehre des Siegs und zur Belohnung die
Erlaubniß bekam, den Staub von den Fuͤßen
des Nazib zu lecken. Belphegor ließ noch
einmal alle dergleichen barbariſche Ergoͤzlich-
keiten verbitten; allein die Antwort blieb be-
ſtaͤndig dieſelbe: es ſind ja nur ſchlechte Ker-
le, meine Unterthanen, meine Sklaven.
Als die beiden Europaͤer in ihre Huͤtte er-
muͤdet zuruͤckkamen, ſo konnte ſie die Ermat-
Q 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/263>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.