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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Fr. Unempfindlichkeit! Kälte! Eiskalter
Frost, wie in Spizbergen! -- und dann zu-
gesehn! -- Du hast ja so keinen Flecken am
Leibe mehr, den du dir noch entzweyschlagen
lassen könntest: schlaf gesund in deiner Haut,
und sieh zu, wenn du wachst! Die Menschen
sind gar wunderliche Spizköpfe: hättest du
dem Nazib seinen aufgedunsnen Schädel für
seine Grausamkeit gespalten, so hätten dir
alle, die du von seinem Unsinne befreyen woll-
test, ein gleiches gethan: selbst die Todten,
wenn sie wieder lebendig hätten werden kön-
nen, würden dich niedergehauen haben, weil
du ihrer Nachkommenschaft die Ehre benahmst,
wie sie, für die Größe und zum Zeitvertreibe
des mächtigen Nazib sich todt zu prügeln.

Belph. Fromal, schaffe mir Eis, schaffe
mir die Kunst zu lachen, und unsern Medar-
dus! -- dann wollen wir sehn. -- die ver-
dammte Hitze! Hier hast du meinen Säbel;
wo ich in Zukunft nicht so frostig, wie ein
Eiszapfen, bin, so haue zu! spalte mich vom
Wirbel bis zur Fußzehe! --

Fromal verbat den Auftrag, versprach ihm
gelindere Mittel und schlief mit ihm ein.

Fr. Unempfindlichkeit! Kaͤlte! Eiskalter
Froſt, wie in Spizbergen! — und dann zu-
geſehn! — Du haſt ja ſo keinen Flecken am
Leibe mehr, den du dir noch entzweyſchlagen
laſſen koͤnnteſt: ſchlaf geſund in deiner Haut,
und ſieh zu, wenn du wachſt! Die Menſchen
ſind gar wunderliche Spizkoͤpfe: haͤtteſt du
dem Nazib ſeinen aufgedunſnen Schaͤdel fuͤr
ſeine Grauſamkeit geſpalten, ſo haͤtten dir
alle, die du von ſeinem Unſinne befreyen woll-
teſt, ein gleiches gethan: ſelbſt die Todten,
wenn ſie wieder lebendig haͤtten werden koͤn-
nen, wuͤrden dich niedergehauen haben, weil
du ihrer Nachkommenſchaft die Ehre benahmſt,
wie ſie, fuͤr die Groͤße und zum Zeitvertreibe
des maͤchtigen Nazib ſich todt zu pruͤgeln.

Belph. Fromal, ſchaffe mir Eis, ſchaffe
mir die Kunſt zu lachen, und unſern Medar-
dus! — dann wollen wir ſehn. — die ver-
dammte Hitze! Hier haſt du meinen Saͤbel;
wo ich in Zukunft nicht ſo froſtig, wie ein
Eiszapfen, bin, ſo haue zu! ſpalte mich vom
Wirbel bis zur Fußzehe! —

Fromal verbat den Auftrag, verſprach ihm
gelindere Mittel und ſchlief mit ihm ein.

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[250/0270] Fr. Unempfindlichkeit! Kaͤlte! Eiskalter Froſt, wie in Spizbergen! — und dann zu- geſehn! — Du haſt ja ſo keinen Flecken am Leibe mehr, den du dir noch entzweyſchlagen laſſen koͤnnteſt: ſchlaf geſund in deiner Haut, und ſieh zu, wenn du wachſt! Die Menſchen ſind gar wunderliche Spizkoͤpfe: haͤtteſt du dem Nazib ſeinen aufgedunſnen Schaͤdel fuͤr ſeine Grauſamkeit geſpalten, ſo haͤtten dir alle, die du von ſeinem Unſinne befreyen woll- teſt, ein gleiches gethan: ſelbſt die Todten, wenn ſie wieder lebendig haͤtten werden koͤn- nen, wuͤrden dich niedergehauen haben, weil du ihrer Nachkommenſchaft die Ehre benahmſt, wie ſie, fuͤr die Groͤße und zum Zeitvertreibe des maͤchtigen Nazib ſich todt zu pruͤgeln. Belph. Fromal, ſchaffe mir Eis, ſchaffe mir die Kunſt zu lachen, und unſern Medar- dus! — dann wollen wir ſehn. — die ver- dammte Hitze! Hier haſt du meinen Saͤbel; wo ich in Zukunft nicht ſo froſtig, wie ein Eiszapfen, bin, ſo haue zu! ſpalte mich vom Wirbel bis zur Fußzehe! — Fromal verbat den Auftrag, verſprach ihm gelindere Mittel und ſchlief mit ihm ein.

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/270>, abgerufen am 22.11.2024.