Unterdessen hatte der Franzose, ihr Lehr- meister in dem Hofcerimoniell, mit Hülfe sei- nes Ehrgeizes einen wichtigen Grund ent- deckt, seine beiden Schüler von Herzensgrun- de zu hassen. Die Ehre und Herrlichkeit die- ser hohen Gesandschaft, die er sich vorher nicht so groß vorgestellt hatte, leuchtete ihm izt, da er so müßig in der Ferne zusehn mußte, so stark in das Gesicht, daß er weder Fro- maln noch Belphegorn mit offnen Augen an- schauen konnte. Er gieng um sie herum, machte ihnen steife frostige Komplimente, stichelte mit unter ein wenig auf ihre genoßne Ehre, versicherte mit etwas bittrer Großmuth, daß er sie von sich selbst abgelehnt habe, ob es gleich in seiner Macht gestanden hätte, sie vor allen andern zu erlangen, und gab dabey zu verstehn, daß sie ihm die ganze Verbind- lichkeit dafür schuldig wären. Fromal und Belphegor gaben ihm gleichfalls zu verstehn, daß sie ihm zwar Verbindlichkeit für seinen guten Willen, aber nicht für die Sache hät- ten, die das beschwerlichste Possenspiel der Welt wäre. Sie lachten und scherzten; und in drey Tagen war der Franzose unsichtbar.
Unterdeſſen hatte der Franzoſe, ihr Lehr- meiſter in dem Hofcerimoniell, mit Huͤlfe ſei- nes Ehrgeizes einen wichtigen Grund ent- deckt, ſeine beiden Schuͤler von Herzensgrun- de zu haſſen. Die Ehre und Herrlichkeit die- ſer hohen Geſandſchaft, die er ſich vorher nicht ſo groß vorgeſtellt hatte, leuchtete ihm izt, da er ſo muͤßig in der Ferne zuſehn mußte, ſo ſtark in das Geſicht, daß er weder Fro- maln noch Belphegorn mit offnen Augen an- ſchauen konnte. Er gieng um ſie herum, machte ihnen ſteife froſtige Komplimente, ſtichelte mit unter ein wenig auf ihre genoßne Ehre, verſicherte mit etwas bittrer Großmuth, daß er ſie von ſich ſelbſt abgelehnt habe, ob es gleich in ſeiner Macht geſtanden haͤtte, ſie vor allen andern zu erlangen, und gab dabey zu verſtehn, daß ſie ihm die ganze Verbind- lichkeit dafuͤr ſchuldig waͤren. Fromal und Belphegor gaben ihm gleichfalls zu verſtehn, daß ſie ihm zwar Verbindlichkeit fuͤr ſeinen guten Willen, aber nicht fuͤr die Sache haͤt- ten, die das beſchwerlichſte Poſſenſpiel der Welt waͤre. Sie lachten und ſcherzten; und in drey Tagen war der Franzoſe unſichtbar.
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Unterdeſſen hatte der Franzoſe, ihr Lehr-
meiſter in dem Hofcerimoniell, mit Huͤlfe ſei-
nes Ehrgeizes einen wichtigen Grund ent-
deckt, ſeine beiden Schuͤler von Herzensgrun-
de zu haſſen. Die Ehre und Herrlichkeit die-
ſer hohen Geſandſchaft, die er ſich vorher
nicht ſo groß vorgeſtellt hatte, leuchtete ihm
izt, da er ſo muͤßig in der Ferne zuſehn mußte,
ſo ſtark in das Geſicht, daß er weder Fro-
maln noch Belphegorn mit offnen Augen an-
ſchauen konnte. Er gieng um ſie herum, machte
ihnen ſteife froſtige Komplimente, ſtichelte
mit unter ein wenig auf ihre genoßne Ehre,
verſicherte mit etwas bittrer Großmuth, daß
er ſie von ſich ſelbſt abgelehnt habe, ob es
gleich in ſeiner Macht geſtanden haͤtte, ſie
vor allen andern zu erlangen, und gab dabey
zu verſtehn, daß ſie ihm die ganze Verbind-
lichkeit dafuͤr ſchuldig waͤren. Fromal und
Belphegor gaben ihm gleichfalls zu verſtehn,
daß ſie ihm zwar Verbindlichkeit fuͤr ſeinen
guten Willen, aber nicht fuͤr die Sache haͤt-
ten, die das beſchwerlichſte Poſſenſpiel der
Welt waͤre. Sie lachten und ſcherzten; und
in drey Tagen war der Franzoſe unſichtbar.
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/271>, abgerufen am 22.11.2024.
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