schon eine Eroberung desselben, und der Na- zib in der Gefangenschaft, ehe er vermuthen konnte, darein zu gerathen. Der ganze Sieg war wohlfeil; er kostete nur dreyer Menschen Leben: die einzige Bedingung des Friedens war, neben der Oberherrschaft ihres gemein- schaftlichen Oberherrn von Segelmesse auch die Gewalt seiner verbundnen Feinde über sich zu erkennen. Für ihn war nichts als ein demüthiges Ja übrig, das er sogleich mit schwerem Herze von sich gab, und über seine Demüthigung tröstete er sich mit seinem aus- gebreiteten Ruhme und der Gesandschaft aus dem Norden.
Jeder von den Siegern verlangte alsdann von den beiden Europäern, daß sie ihnen eine Gesandschaft aus dem Norden bringen soll- ten; da sie keine Vollmacht dazu hatten, so weigerten sie sich: allein sie wurden gezwun- gen, entweder zu sterben, oder Gesandten des großen Königs aus dem Norden zu siyn. Sie willigten bey einer so mißlichen Wahl in das Lezte: doch nun erhub sich ein neuer Wettstreit unter den Monarchen, wem zuerst diese Ehre zu Theil werden sollte. Gründe und Gegengründe gegen einander abzuwägen,
ſchon eine Eroberung deſſelben, und der Na- zib in der Gefangenſchaft, ehe er vermuthen konnte, darein zu gerathen. Der ganze Sieg war wohlfeil; er koſtete nur dreyer Menſchen Leben: die einzige Bedingung des Friedens war, neben der Oberherrſchaft ihres gemein- ſchaftlichen Oberherrn von Segelmeſſe auch die Gewalt ſeiner verbundnen Feinde uͤber ſich zu erkennen. Fuͤr ihn war nichts als ein demuͤthiges Ja uͤbrig, das er ſogleich mit ſchwerem Herze von ſich gab, und uͤber ſeine Demuͤthigung troͤſtete er ſich mit ſeinem aus- gebreiteten Ruhme und der Geſandſchaft aus dem Norden.
Jeder von den Siegern verlangte alsdann von den beiden Europaͤern, daß ſie ihnen eine Geſandſchaft aus dem Norden bringen ſoll- ten; da ſie keine Vollmacht dazu hatten, ſo weigerten ſie ſich: allein ſie wurden gezwun- gen, entweder zu ſterben, oder Geſandten des großen Koͤnigs aus dem Norden zu ſiyn. Sie willigten bey einer ſo mißlichen Wahl in das Lezte: doch nun erhub ſich ein neuer Wettſtreit unter den Monarchen, wem zuerſt dieſe Ehre zu Theil werden ſollte. Gruͤnde und Gegengruͤnde gegen einander abzuwaͤgen,
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ſchon eine Eroberung deſſelben, und der Na-
zib in der Gefangenſchaft, ehe er vermuthen
konnte, darein zu gerathen. Der ganze Sieg
war wohlfeil; er koſtete nur dreyer Menſchen
Leben: die einzige Bedingung des Friedens
war, neben der Oberherrſchaft ihres gemein-
ſchaftlichen Oberherrn von Segelmeſſe auch
die Gewalt ſeiner verbundnen Feinde uͤber
ſich zu erkennen. Fuͤr ihn war nichts als ein
demuͤthiges Ja uͤbrig, das er ſogleich mit
ſchwerem Herze von ſich gab, und uͤber ſeine
Demuͤthigung troͤſtete er ſich mit ſeinem aus-
gebreiteten Ruhme und der Geſandſchaft aus
dem Norden.
Jeder von den Siegern verlangte alsdann
von den beiden Europaͤern, daß ſie ihnen eine
Geſandſchaft aus dem Norden bringen ſoll-
ten; da ſie keine Vollmacht dazu hatten, ſo
weigerten ſie ſich: allein ſie wurden gezwun-
gen, entweder zu ſterben, oder Geſandten des
großen Koͤnigs aus dem Norden zu ſiyn.
Sie willigten bey einer ſo mißlichen Wahl
in das Lezte: doch nun erhub ſich ein neuer
Wettſtreit unter den Monarchen, wem zuerſt
dieſe Ehre zu Theil werden ſollte. Gruͤnde
und Gegengruͤnde gegen einander abzuwaͤgen,
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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