legne Waare ohne Werth war, gab ihm den wohlmeinenden Rath, sich von ihm zu ent- fernen, wenn er nicht mit Gewalt entfernt werden wollte: er folgte dem Rathe ohne An- stand und überließ sich Wind und Wetter, was es aus ihm zu machen gedachte. Er that sich nach einer Gelegenheit um, um mit einem Sklaventransporte aus dieser Gegend zu kommen; doch auch diese Gefälligkeit versag- te man ihm. Zulezt traf er einen Mitleidi- gen, der ihn mit sich nach Abissinien unent- geldlich zu nehmen versprach; aber im Grun- de waren seine Bewegungsgründe nicht die mitleidigsten, wie die Folge beweisen wird. Er schickte ihn mit einigen von seinen Leuten und Kameelen voraus, die ihn an einer Ge- gend des Senegalstroms erwarten sollten.
Belphegor that seine Reise mit einer Nie- dergeschlagenheit, die seinem natürlichen Cha- rakter zuwider zu seyn schien: das Unglück hatte ihn bisher mehr aufgebracht als muth- los gemacht: doch izt war seine Lebhaftig- keit merklich gesunken. Er sezte sich mit tief- sinniger Selbstbetrachtung unter den Schat- ten eines Palmbaums, indem seine Reisege- fährten die Kameele am Strome tränkten.
Was
legne Waare ohne Werth war, gab ihm den wohlmeinenden Rath, ſich von ihm zu ent- fernen, wenn er nicht mit Gewalt entfernt werden wollte: er folgte dem Rathe ohne An- ſtand und uͤberließ ſich Wind und Wetter, was es aus ihm zu machen gedachte. Er that ſich nach einer Gelegenheit um, um mit einem Sklaventranſporte aus dieſer Gegend zu kommen; doch auch dieſe Gefaͤlligkeit verſag- te man ihm. Zulezt traf er einen Mitleidi- gen, der ihn mit ſich nach Abiſſinien unent- geldlich zu nehmen verſprach; aber im Grun- de waren ſeine Bewegungsgruͤnde nicht die mitleidigſten, wie die Folge beweiſen wird. Er ſchickte ihn mit einigen von ſeinen Leuten und Kameelen voraus, die ihn an einer Ge- gend des Senegalſtroms erwarten ſollten.
Belphegor that ſeine Reiſe mit einer Nie- dergeſchlagenheit, die ſeinem natuͤrlichen Cha- rakter zuwider zu ſeyn ſchien: das Ungluͤck hatte ihn bisher mehr aufgebracht als muth- los gemacht: doch izt war ſeine Lebhaftig- keit merklich geſunken. Er ſezte ſich mit tief- ſinniger Selbſtbetrachtung unter den Schat- ten eines Palmbaums, indem ſeine Reiſege- faͤhrten die Kameele am Strome traͤnkten.
Was
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legne Waare ohne Werth war, gab ihm den
wohlmeinenden Rath, ſich von ihm zu ent-
fernen, wenn er nicht mit Gewalt entfernt
werden wollte: er folgte dem Rathe ohne An-
ſtand und uͤberließ ſich Wind und Wetter,
was es aus ihm zu machen gedachte. Er
that ſich nach einer Gelegenheit um, um mit
einem Sklaventranſporte aus dieſer Gegend zu
kommen; doch auch dieſe Gefaͤlligkeit verſag-
te man ihm. Zulezt traf er einen Mitleidi-
gen, der ihn mit ſich nach Abiſſinien unent-
geldlich zu nehmen verſprach; aber im Grun-
de waren ſeine Bewegungsgruͤnde nicht die
mitleidigſten, wie die Folge beweiſen wird.
Er ſchickte ihn mit einigen von ſeinen Leuten
und Kameelen voraus, die ihn an einer Ge-
gend des Senegalſtroms erwarten ſollten.
Belphegor that ſeine Reiſe mit einer Nie-
dergeſchlagenheit, die ſeinem natuͤrlichen Cha-
rakter zuwider zu ſeyn ſchien: das Ungluͤck
hatte ihn bisher mehr aufgebracht als muth-
los gemacht: doch izt war ſeine Lebhaftig-
keit merklich geſunken. Er ſezte ſich mit tief-
ſinniger Selbſtbetrachtung unter den Schat-
ten eines Palmbaums, indem ſeine Reiſege-
faͤhrten die Kameele am Strome traͤnkten.
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/292>, abgerufen am 22.11.2024.
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