dem Manne, der dahinkömmt, und nicht von Eis zusammengesezt ist! --
Er würde seine schwermüthige Selbstbe- trachtung noch lange fortgesezt, und sich viel- leicht gar noch am Ende tiefsinnig in den Se- negal gestürzt haben, wenn nicht seine Ge- fährten durch ihre Zurückkunft mit den Ka- meelen den trüben Strom seiner Gedanken unterbrochen hätten. Sie hielten sich nur wenige Tage an diesem Platze auf, während dessen Belphegor oft zu seinen Betrachtungen zurückkehrte: der zweite Trupp, den sie er- warteten, vereinigte sich mit ihnen, und sie gelangten glücklich nach Abissinien, wo sie ihren Weg nach dem Orte nahmen, den der mächtige Neguz*) mit seiner Hofhal- tung damals beehrte.
Kaum waren sie angekommen, als plözlich alle sechstausend Zelte, die die Hofstatt aus- machten, von Einem allgemeinen Schalle er- tönten, der dem Tone eines fernen Orkans nicht unähnlich war. Belphegor erkundigte sich voller Verwunderung nach der Ursache
*) Der Kaiser.
dem Manne, der dahinkoͤmmt, und nicht von Eis zuſammengeſezt iſt! —
Er wuͤrde ſeine ſchwermuͤthige Selbſtbe- trachtung noch lange fortgeſezt, und ſich viel- leicht gar noch am Ende tiefſinnig in den Se- negal geſtuͤrzt haben, wenn nicht ſeine Ge- faͤhrten durch ihre Zuruͤckkunft mit den Ka- meelen den truͤben Strom ſeiner Gedanken unterbrochen haͤtten. Sie hielten ſich nur wenige Tage an dieſem Platze auf, waͤhrend deſſen Belphegor oft zu ſeinen Betrachtungen zuruͤckkehrte: der zweite Trupp, den ſie er- warteten, vereinigte ſich mit ihnen, und ſie gelangten gluͤcklich nach Abiſſinien, wo ſie ihren Weg nach dem Orte nahmen, den der maͤchtige Neguz*) mit ſeiner Hofhal- tung damals beehrte.
Kaum waren ſie angekommen, als ploͤzlich alle ſechstauſend Zelte, die die Hofſtatt aus- machten, von Einem allgemeinen Schalle er- toͤnten, der dem Tone eines fernen Orkans nicht unaͤhnlich war. Belphegor erkundigte ſich voller Verwunderung nach der Urſache
*) Der Kaiſer.
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dem Manne, der dahinkoͤmmt, und nicht von
Eis zuſammengeſezt iſt! —
Er wuͤrde ſeine ſchwermuͤthige Selbſtbe-
trachtung noch lange fortgeſezt, und ſich viel-
leicht gar noch am Ende tiefſinnig in den Se-
negal geſtuͤrzt haben, wenn nicht ſeine Ge-
faͤhrten durch ihre Zuruͤckkunft mit den Ka-
meelen den truͤben Strom ſeiner Gedanken
unterbrochen haͤtten. Sie hielten ſich nur
wenige Tage an dieſem Platze auf, waͤhrend
deſſen Belphegor oft zu ſeinen Betrachtungen
zuruͤckkehrte: der zweite Trupp, den ſie er-
warteten, vereinigte ſich mit ihnen, und ſie
gelangten gluͤcklich nach Abiſſinien, wo ſie
ihren Weg nach dem Orte nahmen, den
der maͤchtige Neguz *) mit ſeiner Hofhal-
tung damals beehrte.
Kaum waren ſie angekommen, als ploͤzlich
alle ſechstauſend Zelte, die die Hofſtatt aus-
machten, von Einem allgemeinen Schalle er-
toͤnten, der dem Tone eines fernen Orkans
nicht unaͤhnlich war. Belphegor erkundigte
ſich voller Verwunderung nach der Urſache
*) Der Kaiſer.
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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