Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.Belphegor war ein lebhafter Advokat und Welche Ungerechtigkeit! welche Unterdrü- Jn seinem gegenwärtigen Zustande war Belphegor war ein lebhafter Advokat und Welche Ungerechtigkeit! welche Unterdruͤ- Jn ſeinem gegenwaͤrtigen Zuſtande war <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0044" n="24"/> <p>Belphegor war ein lebhafter Advokat und<lb/> bekam auf ſeine Anfrage — warum dieſer<lb/> Elende zu ſeinem Verderben gezwungen wer-<lb/> den ſollte? — die lachende Antwort: weil ich<lb/> das Recht dazu habe. — Und wer gab Jh-<lb/> nen das Recht? — Das hab’ ich gekauft. —<lb/> Alſo kann man Unterdruͤckung kaufen? —<lb/> Blitz! der Herr iſt wohl verwirrt. Recht iſt<lb/> keine Unterdruͤckung; auch nicht, wenn ich<lb/> den Herrn zum Hauſe hinausjage; — und<lb/> ſo fiff er eine Kuppel Hunde zuſammen, hez-<lb/> te ſie auf den armen Belphegor los, der mit<lb/> Muͤhe einige Fragmente von ſeiner Kleidung<lb/> aus ihren Zaͤhnen rettete, und alles anwen-<lb/> den mußte, um nicht einen Theil ſeiner eig-<lb/> nen Perſon einzubuͤßen.</p><lb/> <p>Welche Ungerechtigkeit! welche Unterdruͤ-<lb/> ckung! rief er, als er ſich ein wenig geſam-<lb/> melt hatte; und ſein Magen ſezte hinzu: wel-<lb/> cher Hunger!</p><lb/> <p>Jn ſeinem gegenwaͤrtigen Zuſtande war<lb/> ihm nichts uͤbrig, als von der Wohlthaͤtig-<lb/> keit andrer zu leben; er bat um Almoſen,<lb/> hungerte ſelten und bekam niemals Ribben-<lb/> ſtoͤße, noch Steine an den Kopf.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [24/0044]
Belphegor war ein lebhafter Advokat und
bekam auf ſeine Anfrage — warum dieſer
Elende zu ſeinem Verderben gezwungen wer-
den ſollte? — die lachende Antwort: weil ich
das Recht dazu habe. — Und wer gab Jh-
nen das Recht? — Das hab’ ich gekauft. —
Alſo kann man Unterdruͤckung kaufen? —
Blitz! der Herr iſt wohl verwirrt. Recht iſt
keine Unterdruͤckung; auch nicht, wenn ich
den Herrn zum Hauſe hinausjage; — und
ſo fiff er eine Kuppel Hunde zuſammen, hez-
te ſie auf den armen Belphegor los, der mit
Muͤhe einige Fragmente von ſeiner Kleidung
aus ihren Zaͤhnen rettete, und alles anwen-
den mußte, um nicht einen Theil ſeiner eig-
nen Perſon einzubuͤßen.
Welche Ungerechtigkeit! welche Unterdruͤ-
ckung! rief er, als er ſich ein wenig geſam-
melt hatte; und ſein Magen ſezte hinzu: wel-
cher Hunger!
Jn ſeinem gegenwaͤrtigen Zuſtande war
ihm nichts uͤbrig, als von der Wohlthaͤtig-
keit andrer zu leben; er bat um Almoſen,
hungerte ſelten und bekam niemals Ribben-
ſtoͤße, noch Steine an den Kopf.
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