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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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lor beinahe: endlich gewann niemand den
Prozeß, und ich verlor mein Vermögen: nun
blieb die Sache liegen. Nicht einen Pfennig
behielt ich übrig: die Gerechtigkeit nahm al-
les, weil sie mir Gerechtigkeit hatte wieder-
fahren lassen wollen, wenn ich nicht vor der
Zeit verarmt wäre.

Komm! wir wollen dem fühllosen Bruder
den Kopf zerbrechen; er verdients! rief Bel-
phegor hastig und ergriff ihn bey dem Arme. --

Guter Mann! ich sehe, du hast Herz --
ein gutes und ein muthiges. Wozu kann
das dienen, daß wir ihm den Kopf zerschla-
gen? --

Jhn zu bestrafen, den Hartherzigen! --

"Wozu könnte das dienen? --

Du machst mich rasend, Freund! --
Komm! --

"Ja, ich komme -- um mit dir betteln zu
"gehn: das Köpfezerschmeißen ist gefährlich.
"-- Ach! --

Was siehst du, daß du so seufzend hin-
blickst? fragte Belphegor und war halb zum
Aufspringen gefaßt. --

lor beinahe: endlich gewann niemand den
Prozeß, und ich verlor mein Vermoͤgen: nun
blieb die Sache liegen. Nicht einen Pfennig
behielt ich uͤbrig: die Gerechtigkeit nahm al-
les, weil ſie mir Gerechtigkeit hatte wieder-
fahren laſſen wollen, wenn ich nicht vor der
Zeit verarmt waͤre.

Komm! wir wollen dem fuͤhlloſen Bruder
den Kopf zerbrechen; er verdients! rief Bel-
phegor haſtig und ergriff ihn bey dem Arme. —

Guter Mann! ich ſehe, du haſt Herz —
ein gutes und ein muthiges. Wozu kann
das dienen, daß wir ihm den Kopf zerſchla-
gen? —

Jhn zu beſtrafen, den Hartherzigen! —

„Wozu koͤnnte das dienen? —

Du machſt mich raſend, Freund! —
Komm! —

„Ja, ich komme — um mit dir betteln zu
„gehn: das Koͤpfezerſchmeißen iſt gefaͤhrlich.
„— Ach! —

Was ſiehſt du, daß du ſo ſeufzend hin-
blickſt? fragte Belphegor und war halb zum
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[31/0051] lor beinahe: endlich gewann niemand den Prozeß, und ich verlor mein Vermoͤgen: nun blieb die Sache liegen. Nicht einen Pfennig behielt ich uͤbrig: die Gerechtigkeit nahm al- les, weil ſie mir Gerechtigkeit hatte wieder- fahren laſſen wollen, wenn ich nicht vor der Zeit verarmt waͤre. Komm! wir wollen dem fuͤhlloſen Bruder den Kopf zerbrechen; er verdients! rief Bel- phegor haſtig und ergriff ihn bey dem Arme. — Guter Mann! ich ſehe, du haſt Herz — ein gutes und ein muthiges. Wozu kann das dienen, daß wir ihm den Kopf zerſchla- gen? — Jhn zu beſtrafen, den Hartherzigen! — „Wozu koͤnnte das dienen? — Du machſt mich raſend, Freund! — Komm! — „Ja, ich komme — um mit dir betteln zu „gehn: das Koͤpfezerſchmeißen iſt gefaͤhrlich. „— Ach! — Was ſiehſt du, daß du ſo ſeufzend hin- blickſt? fragte Belphegor und war halb zum Aufſpringen gefaßt. —

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/51>, abgerufen am 21.11.2024.