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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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saß, da das ganze übrige Dorf Winter und
Sommer halbnackt gieng. Ehe Belphegot
diese wohlgemeinte Absicht erfuhr, kam sein
Freund dahinter. Er fühlte sogleich, als
ihm das nahe Glück seines Freundes bekannt
wurde, eine so starke Revolution in der Galle,
daß er augenblicklich seinen Herrn aufsuchte
und ihm hinterbrachte, er habe vor ein Paar
Minuten Belphegern und die tugendreiche
Tochter vom Hause hinter einem Heuschober
in einer so vertraulichen inbrünstigen Ver-
einigung gesehn, daß er dieser seiner Anssage
gewiß Glauben beymessen würde, wenn er
drey Vierteljahre auf den Beweis warten
wollte. Der Alte, dem die Keuschheit seiner
Tochter am Herzen lag, und der ohne große
Noth weder göttliche noch menschliche Gesetze
gern brach, noch brechen ließ, brannte von
Wuth, rennte nach dem Orte zu, wo er Bel-
phegorn zu treffen glaubte, fand ihn bey der
Arbeit, ergriff eine Heugabel und rennte ihm
von hinten zu alle drey Zinken in das dicke
Bein, stach ihm eben so viele Löcher in den
Kopf und schlug ihm das linke Bein einmal
entzwey. Zwo Stunden darauf ließ er den
Bader kommen und ihn vom Kopf bis auf

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ſaß, da das ganze uͤbrige Dorf Winter und
Sommer halbnackt gieng. Ehe Belphegot
dieſe wohlgemeinte Abſicht erfuhr, kam ſein
Freund dahinter. Er fuͤhlte ſogleich, als
ihm das nahe Gluͤck ſeines Freundes bekannt
wurde, eine ſo ſtarke Revolution in der Galle,
daß er augenblicklich ſeinen Herrn aufſuchte
und ihm hinterbrachte, er habe vor ein Paar
Minuten Belphegern und die tugendreiche
Tochter vom Hauſe hinter einem Heuſchober
in einer ſo vertraulichen inbruͤnſtigen Ver-
einigung geſehn, daß er dieſer ſeiner Anſſage
gewiß Glauben beymeſſen wuͤrde, wenn er
drey Vierteljahre auf den Beweis warten
wollte. Der Alte, dem die Keuſchheit ſeiner
Tochter am Herzen lag, und der ohne große
Noth weder goͤttliche noch menſchliche Geſetze
gern brach, noch brechen ließ, brannte von
Wuth, rennte nach dem Orte zu, wo er Bel-
phegorn zu treffen glaubte, fand ihn bey der
Arbeit, ergriff eine Heugabel und rennte ihm
von hinten zu alle drey Zinken in das dicke
Bein, ſtach ihm eben ſo viele Loͤcher in den
Kopf und ſchlug ihm das linke Bein einmal
entzwey. Zwo Stunden darauf ließ er den
Bader kommen und ihn vom Kopf bis auf

C 2
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[35/0055] ſaß, da das ganze uͤbrige Dorf Winter und Sommer halbnackt gieng. Ehe Belphegot dieſe wohlgemeinte Abſicht erfuhr, kam ſein Freund dahinter. Er fuͤhlte ſogleich, als ihm das nahe Gluͤck ſeines Freundes bekannt wurde, eine ſo ſtarke Revolution in der Galle, daß er augenblicklich ſeinen Herrn aufſuchte und ihm hinterbrachte, er habe vor ein Paar Minuten Belphegern und die tugendreiche Tochter vom Hauſe hinter einem Heuſchober in einer ſo vertraulichen inbruͤnſtigen Ver- einigung geſehn, daß er dieſer ſeiner Anſſage gewiß Glauben beymeſſen wuͤrde, wenn er drey Vierteljahre auf den Beweis warten wollte. Der Alte, dem die Keuſchheit ſeiner Tochter am Herzen lag, und der ohne große Noth weder goͤttliche noch menſchliche Geſetze gern brach, noch brechen ließ, brannte von Wuth, rennte nach dem Orte zu, wo er Bel- phegorn zu treffen glaubte, fand ihn bey der Arbeit, ergriff eine Heugabel und rennte ihm von hinten zu alle drey Zinken in das dicke Bein, ſtach ihm eben ſo viele Loͤcher in den Kopf und ſchlug ihm das linke Bein einmal entzwey. Zwo Stunden darauf ließ er den Bader kommen und ihn vom Kopf bis auf C 2

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/55>, abgerufen am 22.11.2024.