schiren, besichtigte jedes besondere Stein- chen und vermuthete unter jedem abgefallnen Blatte eine verdeckte Kosibarkeit. Sie war- teten in einem Hinterhalte, bis der Zauberer schlafen würde, wo seine Kräfte nicht wir- ken könnten, und führten ihr schreckliches Stratagem aus. Sie zündeten die Hütten des Derwisches an, der wegen langer Si- cherheit ungewohnt worden war, Feindse- lichkeiten von Menschen zu besorgen, und mit seinen Töchtern verbrannte, ehe sie ihr trauriges Schicksal wahrnahmen. Belphe- gor erwachte, ehe das Feuer seine Wohnung verheerte und entrann in den nahen Wald, indessen daß die Feinde an der brennenden Hütte des Derwisches und den übrigen lauer- ten, um den herauskommenden Zauberer zu erhaschen: sie lauerten, bis alles niederge- brannt war, sie lauerten bis zum Morgen: der Zauberer erschien nicht, weswegen sie vermutheten, daß er durch die Lüfte ent- wischt sey, und da sie sich nicht getrauten, ihm auf diesem Wege nachzusetzen, so ver- fluchten sie ihn, giengen unwillig fort, mach- ten eine Eintheilung von den Schätzen, die sie hätten bekommen können, und prügel- ten sich tapfer herum, wenn einer zu hab-
süchti-
ſchiren, beſichtigte jedes beſondere Stein- chen und vermuthete unter jedem abgefallnen Blatte eine verdeckte Koſibarkeit. Sie war- teten in einem Hinterhalte, bis der Zauberer ſchlafen wuͤrde, wo ſeine Kraͤfte nicht wir- ken koͤnnten, und fuͤhrten ihr ſchreckliches Stratagem aus. Sie zuͤndeten die Huͤtten des Derwiſches an, der wegen langer Si- cherheit ungewohnt worden war, Feindſe- lichkeiten von Menſchen zu beſorgen, und mit ſeinen Toͤchtern verbrannte, ehe ſie ihr trauriges Schickſal wahrnahmen. Belphe- gor erwachte, ehe das Feuer ſeine Wohnung verheerte und entrann in den nahen Wald, indeſſen daß die Feinde an der brennenden Huͤtte des Derwiſches und den uͤbrigen lauer- ten, um den herauskommenden Zauberer zu erhaſchen: ſie lauerten, bis alles niederge- brannt war, ſie lauerten bis zum Morgen: der Zauberer erſchien nicht, weswegen ſie vermutheten, daß er durch die Luͤfte ent- wiſcht ſey, und da ſie ſich nicht getrauten, ihm auf dieſem Wege nachzuſetzen, ſo ver- fluchten ſie ihn, giengen unwillig fort, mach- ten eine Eintheilung von den Schaͤtzen, die ſie haͤtten bekommen koͤnnen, und pruͤgel- ten ſich tapfer herum, wenn einer zu hab-
ſuͤchti-
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ſchiren, beſichtigte jedes beſondere Stein-
chen und vermuthete unter jedem abgefallnen
Blatte eine verdeckte Koſibarkeit. Sie war-
teten in einem Hinterhalte, bis der Zauberer
ſchlafen wuͤrde, wo ſeine Kraͤfte nicht wir-
ken koͤnnten, und fuͤhrten ihr ſchreckliches
Stratagem aus. Sie zuͤndeten die Huͤtten
des Derwiſches an, der wegen langer Si-
cherheit ungewohnt worden war, Feindſe-
lichkeiten von Menſchen zu beſorgen, und
mit ſeinen Toͤchtern verbrannte, ehe ſie ihr
trauriges Schickſal wahrnahmen. Belphe-
gor erwachte, ehe das Feuer ſeine Wohnung
verheerte und entrann in den nahen Wald,
indeſſen daß die Feinde an der brennenden
Huͤtte des Derwiſches und den uͤbrigen lauer-
ten, um den herauskommenden Zauberer zu
erhaſchen: ſie lauerten, bis alles niederge-
brannt war, ſie lauerten bis zum Morgen:
der Zauberer erſchien nicht, weswegen ſie
vermutheten, daß er durch die Luͤfte ent-
wiſcht ſey, und da ſie ſich nicht getrauten,
ihm auf dieſem Wege nachzuſetzen, ſo ver-
fluchten ſie ihn, giengen unwillig fort, mach-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/118>, abgerufen am 22.12.2024.
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