süchtige Ansprüche machte: so nahm die Ko- mödie doch wenigstens ein würdiges Ende. --
So sind meine schönen Hoffnungen aber- mals zerstäubt? rief Belphegor, als er sich ein wenig gesammelt hatte. Ich wollte erst anfangen zu träumen, und habe schon aus- geträumt! daß doch jede Glückseligkeit auf diesem elenden Planeten vorüberfliegender Traum ist, und nur die Leiden nicht! -- So will ich wenigstens die Umstände brau- chen, wie sie sind: kann ich in diesem Win- kel nicht mit meinem ehrwürdigen Freunde glücklich leben, so will ichs ohne ihn thun. Hier in diesen Bergen will ich wohnen, die Früchte der verscheuchten und getödteten Be- wohner genießen, und dann Tod! dann in deiner Umarmung glücklich werden! -- So beschlossen, so gethan. Er schlich schüch- tern zu den Wohnplätzen zurück, fand alles verheert, verwüstet, verbrannt und keine lebendige Seele. Die wenigen Früchte, die er antraf, reichten auf einige Tage hin, und so eifrig er die Hülfe des Todes vorhin wünschte, so bekümmert war er itzt, da ihr Termin so nahe herbeyrückte. Er machte schon verschiedene Anschläge, wie er sich mit
dem
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ſuͤchtige Anſpruͤche machte: ſo nahm die Ko- moͤdie doch wenigſtens ein wuͤrdiges Ende. —
So ſind meine ſchoͤnen Hoffnungen aber- mals zerſtaͤubt? rief Belphegor, als er ſich ein wenig geſammelt hatte. Ich wollte erſt anfangen zu traͤumen, und habe ſchon aus- getraͤumt! daß doch jede Gluͤckſeligkeit auf dieſem elenden Planeten voruͤberfliegender Traum iſt, und nur die Leiden nicht! — So will ich wenigſtens die Umſtaͤnde brau- chen, wie ſie ſind: kann ich in dieſem Win- kel nicht mit meinem ehrwuͤrdigen Freunde gluͤcklich leben, ſo will ichs ohne ihn thun. Hier in dieſen Bergen will ich wohnen, die Fruͤchte der verſcheuchten und getoͤdteten Be- wohner genießen, und dann Tod! dann in deiner Umarmung gluͤcklich werden! — So beſchloſſen, ſo gethan. Er ſchlich ſchuͤch- tern zu den Wohnplaͤtzen zuruͤck, fand alles verheert, verwuͤſtet, verbrannt und keine lebendige Seele. Die wenigen Fruͤchte, die er antraf, reichten auf einige Tage hin, und ſo eifrig er die Huͤlfe des Todes vorhin wuͤnſchte, ſo bekuͤmmert war er itzt, da ihr Termin ſo nahe herbeyruͤckte. Er machte ſchon verſchiedene Anſchlaͤge, wie er ſich mit
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ſuͤchtige Anſpruͤche machte: ſo nahm die Ko-
moͤdie doch wenigſtens ein wuͤrdiges Ende. —
So ſind meine ſchoͤnen Hoffnungen aber-
mals zerſtaͤubt? rief Belphegor, als er ſich
ein wenig geſammelt hatte. Ich wollte erſt
anfangen zu traͤumen, und habe ſchon aus-
getraͤumt! daß doch jede Gluͤckſeligkeit auf
dieſem elenden Planeten voruͤberfliegender
Traum iſt, und nur die Leiden nicht! —
So will ich wenigſtens die Umſtaͤnde brau-
chen, wie ſie ſind: kann ich in dieſem Win-
kel nicht mit meinem ehrwuͤrdigen Freunde
gluͤcklich leben, ſo will ichs ohne ihn thun.
Hier in dieſen Bergen will ich wohnen, die
Fruͤchte der verſcheuchten und getoͤdteten Be-
wohner genießen, und dann Tod! dann in
deiner Umarmung gluͤcklich werden! —
So beſchloſſen, ſo gethan. Er ſchlich ſchuͤch-
tern zu den Wohnplaͤtzen zuruͤck, fand alles
verheert, verwuͤſtet, verbrannt und keine
lebendige Seele. Die wenigen Fruͤchte, die
er antraf, reichten auf einige Tage hin, und
ſo eifrig er die Huͤlfe des Todes vorhin
wuͤnſchte, ſo bekuͤmmert war er itzt, da ihr
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/119>, abgerufen am 22.12.2024.
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