Gebiets mit einer standhaften dreyfachen Mauer verdämmen, und leitete ihn in un- zählbaren Kanälen in seinem Lande herum; da er aber doch nothwendig endlich einmal ihn einen Ausgang wieder geben mußte, wenn er sein Reich nicht zu einer offenbaren See machen wollte, so ließ er in einiger Entfernung von seinem Ausflusse in das be- nachbarte Gebiet, von Weite zu Weite tau- send immer feinre Netze, von dem stärksten Baste geflochten, vorziehen, die das unnütze Wasser durchließen und den Sand mit den kostbaren Goldkörnern zurückhielten. Das Projekt wurde zwar ausgeführt, hatte aber einen so schlechten Erfolg, daß der Fluß ent- weder die Netze zerriß, oder sich daneben einen heimlichen Ausgang grub, oder gar die Wohnungen der Einwohner durch Ueber- schwemmungen verwüstete. Ob man ihm gleich alles das vorstellte, so glaubte er es doch vor großer Herzensfreude nicht und triumphirte bey jeder Handvoll Goldkörner, die man ihm in seinen Schatz lieferte, daß er bald der einzige glückliche Besitzer des Goldes, und seine Nachbarn ganz entblößt davon seyn würden: nichts schlug seine
Wonne
Gebiets mit einer ſtandhaften dreyfachen Mauer verdaͤmmen, und leitete ihn in un- zaͤhlbaren Kanaͤlen in ſeinem Lande herum; da er aber doch nothwendig endlich einmal ihn einen Ausgang wieder geben mußte, wenn er ſein Reich nicht zu einer offenbaren See machen wollte, ſo ließ er in einiger Entfernung von ſeinem Ausfluſſe in das be- nachbarte Gebiet, von Weite zu Weite tau- ſend immer feinre Netze, von dem ſtaͤrkſten Baſte geflochten, vorziehen, die das unnuͤtze Waſſer durchließen und den Sand mit den koſtbaren Goldkoͤrnern zuruͤckhielten. Das Projekt wurde zwar ausgefuͤhrt, hatte aber einen ſo ſchlechten Erfolg, daß der Fluß ent- weder die Netze zerriß, oder ſich daneben einen heimlichen Ausgang grub, oder gar die Wohnungen der Einwohner durch Ueber- ſchwemmungen verwuͤſtete. Ob man ihm gleich alles das vorſtellte, ſo glaubte er es doch vor großer Herzensfreude nicht und triumphirte bey jeder Handvoll Goldkoͤrner, die man ihm in ſeinen Schatz lieferte, daß er bald der einzige gluͤckliche Beſitzer des Goldes, und ſeine Nachbarn ganz entbloͤßt davon ſeyn wuͤrden: nichts ſchlug ſeine
Wonne
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[6/0012]
Gebiets mit einer ſtandhaften dreyfachen
Mauer verdaͤmmen, und leitete ihn in un-
zaͤhlbaren Kanaͤlen in ſeinem Lande herum;
da er aber doch nothwendig endlich einmal
ihn einen Ausgang wieder geben mußte,
wenn er ſein Reich nicht zu einer offenbaren
See machen wollte, ſo ließ er in einiger
Entfernung von ſeinem Ausfluſſe in das be-
nachbarte Gebiet, von Weite zu Weite tau-
ſend immer feinre Netze, von dem ſtaͤrkſten
Baſte geflochten, vorziehen, die das unnuͤtze
Waſſer durchließen und den Sand mit den
koſtbaren Goldkoͤrnern zuruͤckhielten. Das
Projekt wurde zwar ausgefuͤhrt, hatte aber
einen ſo ſchlechten Erfolg, daß der Fluß ent-
weder die Netze zerriß, oder ſich daneben
einen heimlichen Ausgang grub, oder gar
die Wohnungen der Einwohner durch Ueber-
ſchwemmungen verwuͤſtete. Ob man ihm
gleich alles das vorſtellte, ſo glaubte er es
doch vor großer Herzensfreude nicht und
triumphirte bey jeder Handvoll Goldkoͤrner,
die man ihm in ſeinen Schatz lieferte, daß
er bald der einzige gluͤckliche Beſitzer des
Goldes, und ſeine Nachbarn ganz entbloͤßt
davon ſeyn wuͤrden: nichts ſchlug ſeine
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/12>, abgerufen am 22.11.2024.
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