Niemand wußte etwas von diesem Blut- hunde, dem Alexander: den Ali kennen wir wohl, sagten die Anwesenden, welcher hoch- gelobt und gepreist sey. Andre glaubten, daß er den Ali lästern und von ihm so schänd- liche Aergerlichkeiten erzählen wolle. Diese machten dem Schauspiele ein plözliches En- de, huben Steine auf und bombardirten auf Gemälde und Künstler los, daß beide nicht ohne Löcher davon kamen: sie ergriffen die Flucht und besserten, als sie sich in Si- cherheit sahen, Tapete und Malerey wieder aus.
Die Leute sind hier zu devot, sagte Bel- phegor. Freylich muß man Plätze suchen, wo schon ein gewisser Luxus herrscht, und wo die Menschen nicht mit ihren Bedürfnis- sen zu sehr beschäftigt sind, um am Verguü- gen Geschmack zu finden. Dummheit und Devotion müssen Leute, die für den Ge- schmack und die Philosophie arbeiten, wie das Feuer vermeiden.
Sie giengen in eine kleine Stadt, aber auch hier wußte niemand etwas von dem großen Alexander, doch sah man, um das Bedürfniß der Langeweile zu befriedigen,
die
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Niemand wußte etwas von dieſem Blut- hunde, dem Alexander: den Ali kennen wir wohl, ſagten die Anweſenden, welcher hoch- gelobt und gepreiſt ſey. Andre glaubten, daß er den Ali laͤſtern und von ihm ſo ſchaͤnd- liche Aergerlichkeiten erzaͤhlen wolle. Dieſe machten dem Schauſpiele ein ploͤzliches En- de, huben Steine auf und bombardirten auf Gemaͤlde und Kuͤnſtler los, daß beide nicht ohne Loͤcher davon kamen: ſie ergriffen die Flucht und beſſerten, als ſie ſich in Si- cherheit ſahen, Tapete und Malerey wieder aus.
Die Leute ſind hier zu devot, ſagte Bel- phegor. Freylich muß man Plaͤtze ſuchen, wo ſchon ein gewiſſer Luxus herrſcht, und wo die Menſchen nicht mit ihren Beduͤrfniſ- ſen zu ſehr beſchaͤftigt ſind, um am Verguuͤ- gen Geſchmack zu finden. Dummheit und Devotion muͤſſen Leute, die fuͤr den Ge- ſchmack und die Philoſophie arbeiten, wie das Feuer vermeiden.
Sie giengen in eine kleine Stadt, aber auch hier wußte niemand etwas von dem großen Alexander, doch ſah man, um das Beduͤrfniß der Langeweile zu befriedigen,
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Niemand wußte etwas von dieſem Blut-
hunde, dem Alexander: den Ali kennen wir
wohl, ſagten die Anweſenden, welcher hoch-
gelobt und gepreiſt ſey. Andre glaubten,
daß er den Ali laͤſtern und von ihm ſo ſchaͤnd-
liche Aergerlichkeiten erzaͤhlen wolle. Dieſe
machten dem Schauſpiele ein ploͤzliches En-
de, huben Steine auf und bombardirten
auf Gemaͤlde und Kuͤnſtler los, daß beide
nicht ohne Loͤcher davon kamen: ſie ergriffen
die Flucht und beſſerten, als ſie ſich in Si-
cherheit ſahen, Tapete und Malerey wieder
aus.
Die Leute ſind hier zu devot, ſagte Bel-
phegor. Freylich muß man Plaͤtze ſuchen,
wo ſchon ein gewiſſer Luxus herrſcht, und
wo die Menſchen nicht mit ihren Beduͤrfniſ-
ſen zu ſehr beſchaͤftigt ſind, um am Verguuͤ-
gen Geſchmack zu finden. Dummheit und
Devotion muͤſſen Leute, die fuͤr den Ge-
ſchmack und die Philoſophie arbeiten, wie
das Feuer vermeiden.
Sie giengen in eine kleine Stadt, aber
auch hier wußte niemand etwas von dem
großen Alexander, doch ſah man, um das
Beduͤrfniß der Langeweile zu befriedigen,
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/125>, abgerufen am 22.12.2024.
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