die wunderbaren Schicksale des todten Halb- gottes auf der Leinwand an. Sie schauten also erstlich: wie dem seynwollenden Halb- gott Alexander und großen Menschenwürger die Würmer aufm Leib herummarschiren und jedes sein Portionlein abzwackt. -- Ferner schauten sie: wie von dem großen Alexander und Erzfeind der Perser ein Theil in den Magen eines Schweins übergeht. -- Die Idee, sieht man wohl, war sehr moralisch, und Belphegor bedeutete sein Auditorium dabey, daß die Theilchen Materie, die ehe- mals den Alexander ausmachten, als er Per- sien schändlicher Weise bekriegte, nach sei- nem Tode zerflogen und verschiedenen Men- schen, Pflanzen und Thieren zu Theil ge- worden wären. Er ließ daher seinen Hel- den unter einer Eiche begraben liegen, seine Bestandtheile in den Baum aufsteigen und zu Eicheln werden, dann unter dieser Ge- stalt in den Magen einer Sau hinunterstei- gen, von dieser seinen Ausgang nehmen, einen Fleck düngen, zu Flachse aufwachsen und in dieser Form von einem alten babylo- nischen Weibe gebraucht werden, um ein Mäuseloch zu verstopfen. Auf ähnliche
Weise
die wunderbaren Schickſale des todten Halb- gottes auf der Leinwand an. Sie ſchauten alſo erſtlich: wie dem ſeynwollenden Halb- gott Alexander und großen Menſchenwuͤrger die Wuͤrmer aufm Leib herummarſchiren und jedes ſein Portionlein abzwackt. — Ferner ſchauten ſie: wie von dem großen Alexander und Erzfeind der Perſer ein Theil in den Magen eines Schweins uͤbergeht. — Die Idee, ſieht man wohl, war ſehr moraliſch, und Belphegor bedeutete ſein Auditorium dabey, daß die Theilchen Materie, die ehe- mals den Alexander ausmachten, als er Per- ſien ſchaͤndlicher Weiſe bekriegte, nach ſei- nem Tode zerflogen und verſchiedenen Men- ſchen, Pflanzen und Thieren zu Theil ge- worden waͤren. Er ließ daher ſeinen Hel- den unter einer Eiche begraben liegen, ſeine Beſtandtheile in den Baum aufſteigen und zu Eicheln werden, dann unter dieſer Ge- ſtalt in den Magen einer Sau hinunterſtei- gen, von dieſer ſeinen Ausgang nehmen, einen Fleck duͤngen, zu Flachſe aufwachſen und in dieſer Form von einem alten babylo- niſchen Weibe gebraucht werden, um ein Maͤuſeloch zu verſtopfen. Auf aͤhnliche
Weiſe
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0126"n="120"/>
die wunderbaren Schickſale des todten Halb-<lb/>
gottes auf der Leinwand an. Sie ſchauten<lb/>
alſo erſtlich: wie dem ſeynwollenden Halb-<lb/>
gott Alexander und großen Menſchenwuͤrger<lb/>
die Wuͤrmer aufm Leib herummarſchiren und<lb/>
jedes ſein Portionlein abzwackt. — Ferner<lb/>ſchauten ſie: wie von dem großen Alexander<lb/>
und Erzfeind der Perſer ein Theil in den<lb/>
Magen eines Schweins uͤbergeht. — Die<lb/>
Idee, ſieht man wohl, war ſehr moraliſch,<lb/>
und Belphegor bedeutete ſein Auditorium<lb/>
dabey, daß die Theilchen Materie, die ehe-<lb/>
mals den Alexander ausmachten, als er Per-<lb/>ſien ſchaͤndlicher Weiſe bekriegte, nach ſei-<lb/>
nem Tode zerflogen und verſchiedenen Men-<lb/>ſchen, Pflanzen und Thieren zu Theil ge-<lb/>
worden waͤren. Er ließ daher ſeinen Hel-<lb/>
den unter einer Eiche begraben liegen, ſeine<lb/>
Beſtandtheile in den Baum aufſteigen und<lb/>
zu Eicheln werden, dann unter dieſer Ge-<lb/>ſtalt in den Magen einer Sau hinunterſtei-<lb/>
gen, von dieſer ſeinen Ausgang nehmen,<lb/>
einen Fleck duͤngen, zu Flachſe aufwachſen<lb/>
und in dieſer Form von einem alten babylo-<lb/>
niſchen Weibe gebraucht werden, um ein<lb/>
Maͤuſeloch zu verſtopfen. Auf aͤhnliche<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Weiſe</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[120/0126]
die wunderbaren Schickſale des todten Halb-
gottes auf der Leinwand an. Sie ſchauten
alſo erſtlich: wie dem ſeynwollenden Halb-
gott Alexander und großen Menſchenwuͤrger
die Wuͤrmer aufm Leib herummarſchiren und
jedes ſein Portionlein abzwackt. — Ferner
ſchauten ſie: wie von dem großen Alexander
und Erzfeind der Perſer ein Theil in den
Magen eines Schweins uͤbergeht. — Die
Idee, ſieht man wohl, war ſehr moraliſch,
und Belphegor bedeutete ſein Auditorium
dabey, daß die Theilchen Materie, die ehe-
mals den Alexander ausmachten, als er Per-
ſien ſchaͤndlicher Weiſe bekriegte, nach ſei-
nem Tode zerflogen und verſchiedenen Men-
ſchen, Pflanzen und Thieren zu Theil ge-
worden waͤren. Er ließ daher ſeinen Hel-
den unter einer Eiche begraben liegen, ſeine
Beſtandtheile in den Baum aufſteigen und
zu Eicheln werden, dann unter dieſer Ge-
ſtalt in den Magen einer Sau hinunterſtei-
gen, von dieſer ſeinen Ausgang nehmen,
einen Fleck duͤngen, zu Flachſe aufwachſen
und in dieſer Form von einem alten babylo-
niſchen Weibe gebraucht werden, um ein
Maͤuſeloch zu verſtopfen. Auf aͤhnliche
Weiſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/126>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.