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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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Weise mußte ein andrer Trupp von seinen
Bestandtheilen eine Reise thun, so ein drit-
ter und noch mehrere, und jede Reise endigte
sich mit einer höchstunangenehmen Herber-
ge. -- So viel sinnreiches und wahres die
Erfindung auch enthielt, so konnten die Ein-
wohner doch nicht viel Belustigung daran
finden, weil sie nichts davon begriffen; be-
sonders wollten sie nichts mit dem Alexan-
der zu thun haben, der nie einem unter ihnen
den Kopf entzwey geschlagen hatte, und ih-
nen also auch nicht bekannt war: der Ge-
winnst war ungemein geringe.

Sie machten einen dritten Versuch in
einer größern Stadt: abermals Unwissen-
heit! keine Seele wußte nur Eine Sylbe
vom Alexander; man konnte ihn nicht ein-
mal aussprechen. Sie stellten sich auf einen
Marktplatz, wo das Volk sich um einen Gau-
kler aufmerksam versammelt hatte, den es
aber sogleich haufenweise um der Neuheit
willen verließ, als die beyden Europäer ihre
Stangen hoch in die Luft aufrichteten.
Man wurde durch den Anblick der Gemälde
nicht sonderlich ergötzt, man gähnte: indes-
sen hatte der Gaukler es doch einmal übel

genom-

Weiſe mußte ein andrer Trupp von ſeinen
Beſtandtheilen eine Reiſe thun, ſo ein drit-
ter und noch mehrere, und jede Reiſe endigte
ſich mit einer hoͤchſtunangenehmen Herber-
ge. — So viel ſinnreiches und wahres die
Erfindung auch enthielt, ſo konnten die Ein-
wohner doch nicht viel Beluſtigung daran
finden, weil ſie nichts davon begriffen; be-
ſonders wollten ſie nichts mit dem Alexan-
der zu thun haben, der nie einem unter ihnen
den Kopf entzwey geſchlagen hatte, und ih-
nen alſo auch nicht bekannt war: der Ge-
winnſt war ungemein geringe.

Sie machten einen dritten Verſuch in
einer groͤßern Stadt: abermals Unwiſſen-
heit! keine Seele wußte nur Eine Sylbe
vom Alexander; man konnte ihn nicht ein-
mal ausſprechen. Sie ſtellten ſich auf einen
Marktplatz, wo das Volk ſich um einen Gau-
kler aufmerkſam verſammelt hatte, den es
aber ſogleich haufenweiſe um der Neuheit
willen verließ, als die beyden Europaͤer ihre
Stangen hoch in die Luft aufrichteten.
Man wurde durch den Anblick der Gemaͤlde
nicht ſonderlich ergoͤtzt, man gaͤhnte: indeſ-
ſen hatte der Gaukler es doch einmal uͤbel

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[121/0127] Weiſe mußte ein andrer Trupp von ſeinen Beſtandtheilen eine Reiſe thun, ſo ein drit- ter und noch mehrere, und jede Reiſe endigte ſich mit einer hoͤchſtunangenehmen Herber- ge. — So viel ſinnreiches und wahres die Erfindung auch enthielt, ſo konnten die Ein- wohner doch nicht viel Beluſtigung daran finden, weil ſie nichts davon begriffen; be- ſonders wollten ſie nichts mit dem Alexan- der zu thun haben, der nie einem unter ihnen den Kopf entzwey geſchlagen hatte, und ih- nen alſo auch nicht bekannt war: der Ge- winnſt war ungemein geringe. Sie machten einen dritten Verſuch in einer groͤßern Stadt: abermals Unwiſſen- heit! keine Seele wußte nur Eine Sylbe vom Alexander; man konnte ihn nicht ein- mal ausſprechen. Sie ſtellten ſich auf einen Marktplatz, wo das Volk ſich um einen Gau- kler aufmerkſam verſammelt hatte, den es aber ſogleich haufenweiſe um der Neuheit willen verließ, als die beyden Europaͤer ihre Stangen hoch in die Luft aufrichteten. Man wurde durch den Anblick der Gemaͤlde nicht ſonderlich ergoͤtzt, man gaͤhnte: indeſ- ſen hatte der Gaukler es doch einmal uͤbel genom-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/127>, abgerufen am 22.12.2024.