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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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Belphegors Begleiterinn fieng ungeheißen
an, ihm etliche Stücke ihrer Geschichte
mitzutheilen, und zwar mit dem Tone eines
geheimen Kummers, der sich öffnen will, um
sich zu erleichtern: allein ihr Zuhörer war
mit seinen eignen trübsinnigen Gedanken zu
sehr beschäftigt, um von ihrer Erzählung
intereßirt zu werden. Sie fuhr demungeach-
tet ungehindert fort und versicherte, daß der
ganze unübersehliche Faden ihrer grausamen
Schicksale von einem gewissen Fromal an-
gesponnen sey, dem sie dafür allen Fluch des
Himmels und der Erde zur Belohnung an-
wünschte.

Belphegor fuhr auf und sah sie unbeweg-
lich an. Von einem gewissen Fromal! rief
er, wie aus einem Traume erwachend.

Ja, von diesem schändlichsten aller Böse-
wichter, der mich verleitete, einen gewissen
Belphegor zum Hause hinauszuwerfen --

Einen gewissen Belphegor! unterbrach
sie ihr Gefährte erschrocken, doch ohne sich

zu ver-
I 2




Belphegors Begleiterinn fieng ungeheißen
an, ihm etliche Stuͤcke ihrer Geſchichte
mitzutheilen, und zwar mit dem Tone eines
geheimen Kummers, der ſich oͤffnen will, um
ſich zu erleichtern: allein ihr Zuhoͤrer war
mit ſeinen eignen truͤbſinnigen Gedanken zu
ſehr beſchaͤftigt, um von ihrer Erzaͤhlung
intereßirt zu werden. Sie fuhr demungeach-
tet ungehindert fort und verſicherte, daß der
ganze unuͤberſehliche Faden ihrer grauſamen
Schickſale von einem gewiſſen Fromal an-
geſponnen ſey, dem ſie dafuͤr allen Fluch des
Himmels und der Erde zur Belohnung an-
wuͤnſchte.

Belphegor fuhr auf und ſah ſie unbeweg-
lich an. Von einem gewiſſen Fromal! rief
er, wie aus einem Traume erwachend.

Ja, von dieſem ſchaͤndlichſten aller Boͤſe-
wichter, der mich verleitete, einen gewiſſen
Belphegor zum Hauſe hinauszuwerfen —

Einen gewiſſen Belphegor! unterbrach
ſie ihr Gefaͤhrte erſchrocken, doch ohne ſich

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[[129]/0135] Belphegors Begleiterinn fieng ungeheißen an, ihm etliche Stuͤcke ihrer Geſchichte mitzutheilen, und zwar mit dem Tone eines geheimen Kummers, der ſich oͤffnen will, um ſich zu erleichtern: allein ihr Zuhoͤrer war mit ſeinen eignen truͤbſinnigen Gedanken zu ſehr beſchaͤftigt, um von ihrer Erzaͤhlung intereßirt zu werden. Sie fuhr demungeach- tet ungehindert fort und verſicherte, daß der ganze unuͤberſehliche Faden ihrer grauſamen Schickſale von einem gewiſſen Fromal an- geſponnen ſey, dem ſie dafuͤr allen Fluch des Himmels und der Erde zur Belohnung an- wuͤnſchte. Belphegor fuhr auf und ſah ſie unbeweg- lich an. Von einem gewiſſen Fromal! rief er, wie aus einem Traume erwachend. Ja, von dieſem ſchaͤndlichſten aller Boͤſe- wichter, der mich verleitete, einen gewiſſen Belphegor zum Hauſe hinauszuwerfen — Einen gewiſſen Belphegor! unterbrach ſie ihr Gefaͤhrte erſchrocken, doch ohne ſich zu ver- I 2

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. [129]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/135>, abgerufen am 22.12.2024.