zu verrathen, ob er gleich merkte, mit wem er zu sprechen die Ehre hatte.
Sie erzählte ihm hierauf mit geläufiger Zunge ihre ganzen Schicksale bis zu der großen Wolkenreise, *) wo sie von ihrem versöhnten Liebhaber und seinem Freunde Me- dardus getrennt wurde, und zwar mit den nämlichen Umständen, unter welchen meine Leser ihren Bericht bereits vernommen haben. Belphegor konnte daraus nichts anders schließen, als daß die Geschichte wahr und sein Freund Fromal ein treuloser Freund sey, der ihn doppelt hintergangen, als er ihn nach seiner Verweisung aus Akantens Hause beruhigte, und als er ihm die Ursachen her- rechnete, warum er zu seiner Vertreibung etwas beygetragen hatte. Er nährte schon lange einen bittern Unwillen wider alles, was menschlich heißt, bey sich, und glaubte um so viel leichter, daß sein Schluß richtig, und Fromal, wie alle Menschen, ein Böse- wicht sey.
Während daß er mit einer geheimen me- lancholischen Freude dieser Meynung beyfiel, fuhr Akante in ihrem Berichte fort und
erzählte
*) Im ersten Bande.
zu verrathen, ob er gleich merkte, mit wem er zu ſprechen die Ehre hatte.
Sie erzaͤhlte ihm hierauf mit gelaͤufiger Zunge ihre ganzen Schickſale bis zu der großen Wolkenreiſe, *) wo ſie von ihrem verſoͤhnten Liebhaber und ſeinem Freunde Me- dardus getrennt wurde, und zwar mit den naͤmlichen Umſtaͤnden, unter welchen meine Leſer ihren Bericht bereits vernommen haben. Belphegor konnte daraus nichts anders ſchließen, als daß die Geſchichte wahr und ſein Freund Fromal ein treuloſer Freund ſey, der ihn doppelt hintergangen, als er ihn nach ſeiner Verweiſung aus Akantens Hauſe beruhigte, und als er ihm die Urſachen her- rechnete, warum er zu ſeiner Vertreibung etwas beygetragen hatte. Er naͤhrte ſchon lange einen bittern Unwillen wider alles, was menſchlich heißt, bey ſich, und glaubte um ſo viel leichter, daß ſein Schluß richtig, und Fromal, wie alle Menſchen, ein Boͤſe- wicht ſey.
Waͤhrend daß er mit einer geheimen me- lancholiſchen Freude dieſer Meynung beyfiel, fuhr Akante in ihrem Berichte fort und
erzaͤhlte
*) Im erſten Bande.
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zu verrathen, ob er gleich merkte, mit wem
er zu ſprechen die Ehre hatte.
Sie erzaͤhlte ihm hierauf mit gelaͤufiger
Zunge ihre ganzen Schickſale bis zu der
großen Wolkenreiſe, *) wo ſie von ihrem
verſoͤhnten Liebhaber und ſeinem Freunde Me-
dardus getrennt wurde, und zwar mit den
naͤmlichen Umſtaͤnden, unter welchen meine
Leſer ihren Bericht bereits vernommen haben.
Belphegor konnte daraus nichts anders
ſchließen, als daß die Geſchichte wahr und
ſein Freund Fromal ein treuloſer Freund ſey,
der ihn doppelt hintergangen, als er ihn
nach ſeiner Verweiſung aus Akantens Hauſe
beruhigte, und als er ihm die Urſachen her-
rechnete, warum er zu ſeiner Vertreibung
etwas beygetragen hatte. Er naͤhrte ſchon
lange einen bittern Unwillen wider alles,
was menſchlich heißt, bey ſich, und glaubte
um ſo viel leichter, daß ſein Schluß richtig,
und Fromal, wie alle Menſchen, ein Boͤſe-
wicht ſey.
Waͤhrend daß er mit einer geheimen me-
lancholiſchen Freude dieſer Meynung beyfiel,
fuhr Akante in ihrem Berichte fort und
erzaͤhlte
*) Im erſten Bande.
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/136>, abgerufen am 22.12.2024.
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