aufzuopfern gedachten: allein die Mogo- lutschis waren klüger als ihre Angreifer, und entwischten ihnen, weil sie sich ihrer ungleichen Kräfte sehr wohl bewußt waren. Eine solche unverantwortliche Vereitlung aller ihrer Absichten machte sie höchst unwil- lig, daß die Mogolutschis ihre Hälfe zu lieb hatten, um sie sich von ihnen zerbrechen zu lassen, und die vereinigten Aldschehus und Niungis faßten in ihrem Grimme den rühmlichen Vorsatz, alle ihre tartarischen Ne- benmenschen, deren sie nur habhaft werden könnten, bis auf die Wurzel zu vertilgen. Sie hielten Wort: sie schweiften nach allen Himmelsgegenden zu, und welches Men- schenkind in ihren Weg gerieth, das hatte gelebt. Durch diese erhabne Tapferkeit brachten sie es in wenig Jahren dahin, daß in einem weitläuftigen Distrikte keine Spur von Gottes Schöpfung mehr anzutref- fen war.
Gerade zu einer Zeit als man eine Tro- phee von Erwürgten errichtet hatte, führte das Schicksal unsre beyden Wanderer unter Mühseligkeiten und Hunger dahin: ihre Kleidungen waren sehr abgenutzt, sie hielten
es also
aufzuopfern gedachten: allein die Mogo- lutſchis waren kluͤger als ihre Angreifer, und entwiſchten ihnen, weil ſie ſich ihrer ungleichen Kraͤfte ſehr wohl bewußt waren. Eine ſolche unverantwortliche Vereitlung aller ihrer Abſichten machte ſie hoͤchſt unwil- lig, daß die Mogolutſchis ihre Haͤlfe zu lieb hatten, um ſie ſich von ihnen zerbrechen zu laſſen, und die vereinigten Aldſchehus und Niungis faßten in ihrem Grimme den ruͤhmlichen Vorſatz, alle ihre tartariſchen Ne- benmenſchen, deren ſie nur habhaft werden koͤnnten, bis auf die Wurzel zu vertilgen. Sie hielten Wort: ſie ſchweiften nach allen Himmelsgegenden zu, und welches Men- ſchenkind in ihren Weg gerieth, das hatte gelebt. Durch dieſe erhabne Tapferkeit brachten ſie es in wenig Jahren dahin, daß in einem weitlaͤuftigen Diſtrikte keine Spur von Gottes Schoͤpfung mehr anzutref- fen war.
Gerade zu einer Zeit als man eine Tro- phee von Erwuͤrgten errichtet hatte, fuͤhrte das Schickſal unſre beyden Wanderer unter Muͤhſeligkeiten und Hunger dahin: ihre Kleidungen waren ſehr abgenutzt, ſie hielten
es alſo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0166"n="160"/>
aufzuopfern gedachten: allein die <hirendition="#fr">Mogo-<lb/>
lutſchis</hi> waren kluͤger als ihre Angreifer,<lb/>
und entwiſchten ihnen, weil ſie ſich ihrer<lb/>
ungleichen Kraͤfte ſehr wohl bewußt waren.<lb/>
Eine ſolche unverantwortliche Vereitlung<lb/>
aller ihrer Abſichten machte ſie hoͤchſt unwil-<lb/>
lig, daß die <hirendition="#fr">Mogolutſchis</hi> ihre Haͤlfe zu<lb/>
lieb hatten, um ſie ſich von ihnen zerbrechen<lb/>
zu laſſen, und die vereinigten <hirendition="#fr">Aldſchehus</hi><lb/>
und <hirendition="#fr">Niungis</hi> faßten in ihrem Grimme den<lb/>
ruͤhmlichen Vorſatz, alle ihre tartariſchen Ne-<lb/>
benmenſchen, deren ſie nur habhaft werden<lb/>
koͤnnten, bis auf die Wurzel zu vertilgen.<lb/>
Sie hielten Wort: ſie ſchweiften nach allen<lb/>
Himmelsgegenden zu, und welches Men-<lb/>ſchenkind in ihren Weg gerieth, das hatte<lb/>
gelebt. Durch dieſe erhabne Tapferkeit<lb/>
brachten ſie es in wenig Jahren dahin, daß<lb/>
in einem weitlaͤuftigen Diſtrikte keine Spur<lb/>
von Gottes Schoͤpfung mehr anzutref-<lb/>
fen war.</p><lb/><p>Gerade zu einer Zeit als man eine Tro-<lb/>
phee von Erwuͤrgten errichtet hatte, fuͤhrte<lb/>
das Schickſal unſre beyden Wanderer unter<lb/>
Muͤhſeligkeiten und Hunger dahin: ihre<lb/>
Kleidungen waren ſehr abgenutzt, ſie hielten<lb/><fwplace="bottom"type="catch">es alſo</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[160/0166]
aufzuopfern gedachten: allein die Mogo-
lutſchis waren kluͤger als ihre Angreifer,
und entwiſchten ihnen, weil ſie ſich ihrer
ungleichen Kraͤfte ſehr wohl bewußt waren.
Eine ſolche unverantwortliche Vereitlung
aller ihrer Abſichten machte ſie hoͤchſt unwil-
lig, daß die Mogolutſchis ihre Haͤlfe zu
lieb hatten, um ſie ſich von ihnen zerbrechen
zu laſſen, und die vereinigten Aldſchehus
und Niungis faßten in ihrem Grimme den
ruͤhmlichen Vorſatz, alle ihre tartariſchen Ne-
benmenſchen, deren ſie nur habhaft werden
koͤnnten, bis auf die Wurzel zu vertilgen.
Sie hielten Wort: ſie ſchweiften nach allen
Himmelsgegenden zu, und welches Men-
ſchenkind in ihren Weg gerieth, das hatte
gelebt. Durch dieſe erhabne Tapferkeit
brachten ſie es in wenig Jahren dahin, daß
in einem weitlaͤuftigen Diſtrikte keine Spur
von Gottes Schoͤpfung mehr anzutref-
fen war.
Gerade zu einer Zeit als man eine Tro-
phee von Erwuͤrgten errichtet hatte, fuͤhrte
das Schickſal unſre beyden Wanderer unter
Muͤhſeligkeiten und Hunger dahin: ihre
Kleidungen waren ſehr abgenutzt, ſie hielten
es alſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/166>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.