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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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es also für dienlich, sie auf der Stelle von
den Fragmenten, die an den Leichnamen
hiengen, so gut zu rekrutiren als es die Um-
stände erlaubten. -- Wohin sollen wir nun?
fragte Belphegor. Wir wollen gehn, bis
uns der Hunger tödtet, es sey wo es wolle.

Kaum hatte er den Entschluß gefaßt, als
sie ein Trupp Niungis umringte und auf
ihre bittenden Zeichen, besonders wegen ih-
res friedfertigen ausländischen Aussehns,
mit sich zu ihrem Oberhaupte schleppte, der
ihnen bey dem Truppe zu bleiben verstattete
und sie dem Hauptanführer seiner Nation
als eine Seltenheit vorzustellen gedachte.
Die Märsche waren übermäßig schnell und
eilfertig: sie wurden durch etliche vereinigte
feindliche Horden getrennt, und diese hatten
die Bosheit, den Trupp, zu welchem unsre
Europäer gehörten, zu versolgen, bis ihn
ein Morast von der Gefahr der Nachsetzung
befreyte, wo der größte Theil desselben
stecken blieb und starb. Unsre Europäer wa-
ren mit einigen Tartarn seitwärts in einen
Wald gesprengt, wo sie der Feind ruhig ließ
und zu andern erhabnen Kriegsthaten wie-
der umkehrte.

Bel-
L 2

es alſo fuͤr dienlich, ſie auf der Stelle von
den Fragmenten, die an den Leichnamen
hiengen, ſo gut zu rekrutiren als es die Um-
ſtaͤnde erlaubten. — Wohin ſollen wir nun?
fragte Belphegor. Wir wollen gehn, bis
uns der Hunger toͤdtet, es ſey wo es wolle.

Kaum hatte er den Entſchluß gefaßt, als
ſie ein Trupp Niungis umringte und auf
ihre bittenden Zeichen, beſonders wegen ih-
res friedfertigen auslaͤndiſchen Ausſehns,
mit ſich zu ihrem Oberhaupte ſchleppte, der
ihnen bey dem Truppe zu bleiben verſtattete
und ſie dem Hauptanfuͤhrer ſeiner Nation
als eine Seltenheit vorzuſtellen gedachte.
Die Maͤrſche waren uͤbermaͤßig ſchnell und
eilfertig: ſie wurden durch etliche vereinigte
feindliche Horden getrennt, und dieſe hatten
die Bosheit, den Trupp, zu welchem unſre
Europaͤer gehoͤrten, zu verſolgen, bis ihn
ein Moraſt von der Gefahr der Nachſetzung
befreyte, wo der groͤßte Theil deſſelben
ſtecken blieb und ſtarb. Unſre Europaͤer wa-
ren mit einigen Tartarn ſeitwaͤrts in einen
Wald geſprengt, wo ſie der Feind ruhig ließ
und zu andern erhabnen Kriegsthaten wie-
der umkehrte.

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[161/0167] es alſo fuͤr dienlich, ſie auf der Stelle von den Fragmenten, die an den Leichnamen hiengen, ſo gut zu rekrutiren als es die Um- ſtaͤnde erlaubten. — Wohin ſollen wir nun? fragte Belphegor. Wir wollen gehn, bis uns der Hunger toͤdtet, es ſey wo es wolle. Kaum hatte er den Entſchluß gefaßt, als ſie ein Trupp Niungis umringte und auf ihre bittenden Zeichen, beſonders wegen ih- res friedfertigen auslaͤndiſchen Ausſehns, mit ſich zu ihrem Oberhaupte ſchleppte, der ihnen bey dem Truppe zu bleiben verſtattete und ſie dem Hauptanfuͤhrer ſeiner Nation als eine Seltenheit vorzuſtellen gedachte. Die Maͤrſche waren uͤbermaͤßig ſchnell und eilfertig: ſie wurden durch etliche vereinigte feindliche Horden getrennt, und dieſe hatten die Bosheit, den Trupp, zu welchem unſre Europaͤer gehoͤrten, zu verſolgen, bis ihn ein Moraſt von der Gefahr der Nachſetzung befreyte, wo der groͤßte Theil deſſelben ſtecken blieb und ſtarb. Unſre Europaͤer wa- ren mit einigen Tartarn ſeitwaͤrts in einen Wald geſprengt, wo ſie der Feind ruhig ließ und zu andern erhabnen Kriegsthaten wie- der umkehrte. Bel- L 2

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/167>, abgerufen am 22.12.2024.