helleuchtenden Rehen erblickte, und Schaa- ren Menschen bey ihnen, die mit ihnen ver- traulich umgiengen.
O Belphegor! seufzte sie, wie glücklich müssen diese Menschen seyn, die die schönen Vögel in solchem Ueberflusse besitzen, wo- von mich ein einziger schon hinlänglich be- glücken würde! Siehe! Diese Glückseligen können sie pflegen und warten, sie streicheln, sie liebkosen, den goldgelben Samt ihres Gefieders berühren, ihre Ohren an den lieblichen Liedern ihrer Kehle weiden -- o wer ein Glied von diesem beneidenswürdi- gen Haufen wäre! Sie haben errungen, wo- nach vermuthlich so viele noch keuchend lau- fen, dem ich gern nacheilte -- ach! komm! Laß uns wenigstens die Augen an diesen eng- lischen Geschöpfen ergötzen! --
Gute Akante! Du beneidest diese Leute; aber, aber! -- ich sehe schon ein trauri- ges Anzeichen. Was gilts? Sie fühlen ein Glück dieser Erde, das heißt, eine beneidete Last. Siehst du nicht? --
Und was? rief Akante hastig. --
Sie hängen ja alle die Köpfe. Deine Einbildungskraft berauscht sich bey dem Ver-
gnügen
helleuchtenden Rehen erblickte, und Schaa- ren Menſchen bey ihnen, die mit ihnen ver- traulich umgiengen.
O Belphegor! ſeufzte ſie, wie gluͤcklich muͤſſen dieſe Menſchen ſeyn, die die ſchoͤnen Voͤgel in ſolchem Ueberfluſſe beſitzen, wo- von mich ein einziger ſchon hinlaͤnglich be- gluͤcken wuͤrde! Siehe! Dieſe Gluͤckſeligen koͤnnen ſie pflegen und warten, ſie ſtreicheln, ſie liebkoſen, den goldgelben Samt ihres Gefieders beruͤhren, ihre Ohren an den lieblichen Liedern ihrer Kehle weiden — o wer ein Glied von dieſem beneidenswuͤrdi- gen Haufen waͤre! Sie haben errungen, wo- nach vermuthlich ſo viele noch keuchend lau- fen, dem ich gern nacheilte — ach! komm! Laß uns wenigſtens die Augen an dieſen eng- liſchen Geſchoͤpfen ergoͤtzen! —
Gute Akante! Du beneideſt dieſe Leute; aber, aber! — ich ſehe ſchon ein trauri- ges Anzeichen. Was gilts? Sie fuͤhlen ein Gluͤck dieſer Erde, das heißt, eine beneidete Laſt. Siehſt du nicht? —
Und was? rief Akante haſtig. —
Sie haͤngen ja alle die Koͤpfe. Deine Einbildungskraft berauſcht ſich bey dem Ver-
gnuͤgen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0188"n="182"/>
helleuchtenden Rehen erblickte, und Schaa-<lb/>
ren Menſchen bey ihnen, die mit ihnen ver-<lb/>
traulich umgiengen.</p><lb/><p>O Belphegor! ſeufzte ſie, wie gluͤcklich<lb/>
muͤſſen dieſe Menſchen ſeyn, die die ſchoͤnen<lb/>
Voͤgel in ſolchem Ueberfluſſe beſitzen, wo-<lb/>
von mich ein einziger ſchon hinlaͤnglich be-<lb/>
gluͤcken wuͤrde! Siehe! Dieſe Gluͤckſeligen<lb/>
koͤnnen ſie pflegen und warten, ſie ſtreicheln,<lb/>ſie liebkoſen, den goldgelben Samt ihres<lb/>
Gefieders beruͤhren, ihre Ohren an den<lb/>
lieblichen Liedern ihrer Kehle weiden — o<lb/>
wer ein Glied von dieſem beneidenswuͤrdi-<lb/>
gen Haufen waͤre! Sie haben errungen, wo-<lb/>
nach vermuthlich ſo viele noch keuchend lau-<lb/>
fen, dem ich gern nacheilte — ach! komm!<lb/>
Laß uns wenigſtens die Augen an dieſen eng-<lb/>
liſchen Geſchoͤpfen ergoͤtzen! —</p><lb/><p>Gute Akante! Du beneideſt dieſe Leute;<lb/>
aber, aber! — ich ſehe ſchon ein trauri-<lb/>
ges Anzeichen. Was gilts? Sie fuͤhlen ein<lb/>
Gluͤck dieſer Erde, das heißt, eine beneidete<lb/>
Laſt. Siehſt du nicht? —</p><lb/><p>Und was? rief Akante haſtig. —</p><lb/><p>Sie haͤngen ja alle die Koͤpfe. Deine<lb/>
Einbildungskraft berauſcht ſich bey dem Ver-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gnuͤgen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[182/0188]
helleuchtenden Rehen erblickte, und Schaa-
ren Menſchen bey ihnen, die mit ihnen ver-
traulich umgiengen.
O Belphegor! ſeufzte ſie, wie gluͤcklich
muͤſſen dieſe Menſchen ſeyn, die die ſchoͤnen
Voͤgel in ſolchem Ueberfluſſe beſitzen, wo-
von mich ein einziger ſchon hinlaͤnglich be-
gluͤcken wuͤrde! Siehe! Dieſe Gluͤckſeligen
koͤnnen ſie pflegen und warten, ſie ſtreicheln,
ſie liebkoſen, den goldgelben Samt ihres
Gefieders beruͤhren, ihre Ohren an den
lieblichen Liedern ihrer Kehle weiden — o
wer ein Glied von dieſem beneidenswuͤrdi-
gen Haufen waͤre! Sie haben errungen, wo-
nach vermuthlich ſo viele noch keuchend lau-
fen, dem ich gern nacheilte — ach! komm!
Laß uns wenigſtens die Augen an dieſen eng-
liſchen Geſchoͤpfen ergoͤtzen! —
Gute Akante! Du beneideſt dieſe Leute;
aber, aber! — ich ſehe ſchon ein trauri-
ges Anzeichen. Was gilts? Sie fuͤhlen ein
Gluͤck dieſer Erde, das heißt, eine beneidete
Laſt. Siehſt du nicht? —
Und was? rief Akante haſtig. —
Sie haͤngen ja alle die Koͤpfe. Deine
Einbildungskraft berauſcht ſich bey dem Ver-
gnuͤgen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/188>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.