ser unrühmlichen Ruhe zu entreißen, sand sich bey einem unter ihnen gerade zu geleg- ner Zeit ein Traum ein, der kaum erzählt war, als alle bis zum kleinsten Nervengefä- ße sich begeistert fühlten, nach den Waffen griffen und auszogen, als brave Menschen- kinder ihre Gliedmaßen gegen ihre Nachbarn zu brauchen, die izt mit ihrem Feste beschäs- tigt waren und also ihren Muth nicht in der gehörigen Bereitschaft hatten. Sie kamen; sie fielen das Dorf an, wo Belphegor und Akante zum Opfer aufbewahrt wurden, sie ermordeten und erwürgten, was ihnen in den Weg kam, und um so viel hitziger und unbarmherziger, weil die lange Ruhe ihre Kräfte und ihren Muth thätiger gemacht hatte. Die Uebereilten wurden in die Flucht getrieben, und die Sieger bemächtigten sich der zum Opfer bestimmten Gefangnen, unter welchen auch Belphegor und Akante mit fort- geschleppt wurden: allein da sie von den Einwohnern des Dorfs eine hinreichende Anzahl bekommen hatten, um ihr blutbegie- riges Vergnügen an ihnen zu befriedigen, so gaben sie auf die übrigen weniger sorg- fältig Acht. Als sie nach Hause kamen,
wurden
ſer unruͤhmlichen Ruhe zu entreißen, ſand ſich bey einem unter ihnen gerade zu geleg- ner Zeit ein Traum ein, der kaum erzaͤhlt war, als alle bis zum kleinſten Nervengefaͤ- ße ſich begeiſtert fuͤhlten, nach den Waffen griffen und auszogen, als brave Menſchen- kinder ihre Gliedmaßen gegen ihre Nachbarn zu brauchen, die izt mit ihrem Feſte beſchaͤſ- tigt waren und alſo ihren Muth nicht in der gehoͤrigen Bereitſchaft hatten. Sie kamen; ſie fielen das Dorf an, wo Belphegor und Akante zum Opfer aufbewahrt wurden, ſie ermordeten und erwuͤrgten, was ihnen in den Weg kam, und um ſo viel hitziger und unbarmherziger, weil die lange Ruhe ihre Kraͤfte und ihren Muth thaͤtiger gemacht hatte. Die Uebereilten wurden in die Flucht getrieben, und die Sieger bemaͤchtigten ſich der zum Opfer beſtimmten Gefangnen, unter welchen auch Belphegor und Akante mit fort- geſchleppt wurden: allein da ſie von den Einwohnern des Dorfs eine hinreichende Anzahl bekommen hatten, um ihr blutbegie- riges Vergnuͤgen an ihnen zu befriedigen, ſo gaben ſie auf die uͤbrigen weniger ſorg- faͤltig Acht. Als ſie nach Hauſe kamen,
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ſer unruͤhmlichen Ruhe zu entreißen, ſand
ſich bey einem unter ihnen gerade zu geleg-
ner Zeit ein Traum ein, der kaum erzaͤhlt
war, als alle bis zum kleinſten Nervengefaͤ-
ße ſich begeiſtert fuͤhlten, nach den Waffen
griffen und auszogen, als brave Menſchen-
kinder ihre Gliedmaßen gegen ihre Nachbarn
zu brauchen, die izt mit ihrem Feſte beſchaͤſ-
tigt waren und alſo ihren Muth nicht in der
gehoͤrigen Bereitſchaft hatten. Sie kamen;
ſie fielen das Dorf an, wo Belphegor und
Akante zum Opfer aufbewahrt wurden, ſie
ermordeten und erwuͤrgten, was ihnen in
den Weg kam, und um ſo viel hitziger und
unbarmherziger, weil die lange Ruhe ihre
Kraͤfte und ihren Muth thaͤtiger gemacht
hatte. Die Uebereilten wurden in die Flucht
getrieben, und die Sieger bemaͤchtigten ſich
der zum Opfer beſtimmten Gefangnen, unter
welchen auch Belphegor und Akante mit fort-
geſchleppt wurden: allein da ſie von den
Einwohnern des Dorfs eine hinreichende
Anzahl bekommen hatten, um ihr blutbegie-
riges Vergnuͤgen an ihnen zu befriedigen,
ſo gaben ſie auf die uͤbrigen weniger ſorg-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/220>, abgerufen am 22.12.2024.
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