Thür war so hoch, daß wenigstens drey Mann über einander stehen mußten, um sie zu öffnen. Der böse Streich gelang ihnen wahrhaftig: einer von ihnen kletterte heraus und fand die Sklavenwache schlafend. Hur- tig warf er seinen zurückgebliebnen Kamera- den eine Strickleiter hinunter, ergriff das Gewehr der Wache und brachte sie mit einem guten Degenstoße um, worauf er den Getödteten mit Hülfe der übrigen herzuge- eilten Negern über Bord warf. Zum Un- glücke schlief alles, was schlafen durfte, fest, weil jedermann die ganze vorhergehende Nacht hatte arbeiten müssen, und die weni- gen Wachenden wachten nur halb: dieser Umstand verstattete den Negern durch das Schiff zu streichen. Sie fanden einen schla- fenden Matrosen, der seinen Tabaksbeutel mit dem Feuerzeuge an sich hängen hatte: sie schnitten ihn los und brachten wirklich ein Stück Schwamm zum brennen; durch etliche andre brennbare Materien brachten sie es zur Flamme, die sie in verschiedene Theile des Schiffs ausstreuten. Damit aber niemand sie für die Urheber des Bubenstücks erkennen möchte, krochen sie in ihr Behältniß
zurück,
Thuͤr war ſo hoch, daß wenigſtens drey Mann uͤber einander ſtehen mußten, um ſie zu oͤffnen. Der boͤſe Streich gelang ihnen wahrhaftig: einer von ihnen kletterte heraus und fand die Sklavenwache ſchlafend. Hur- tig warf er ſeinen zuruͤckgebliebnen Kamera- den eine Strickleiter hinunter, ergriff das Gewehr der Wache und brachte ſie mit einem guten Degenſtoße um, worauf er den Getoͤdteten mit Huͤlfe der uͤbrigen herzuge- eilten Negern uͤber Bord warf. Zum Un- gluͤcke ſchlief alles, was ſchlafen durfte, feſt, weil jedermann die ganze vorhergehende Nacht hatte arbeiten muͤſſen, und die weni- gen Wachenden wachten nur halb: dieſer Umſtand verſtattete den Negern durch das Schiff zu ſtreichen. Sie fanden einen ſchla- fenden Matroſen, der ſeinen Tabaksbeutel mit dem Feuerzeuge an ſich haͤngen hatte: ſie ſchnitten ihn los und brachten wirklich ein Stuͤck Schwamm zum brennen; durch etliche andre brennbare Materien brachten ſie es zur Flamme, die ſie in verſchiedene Theile des Schiffs ausſtreuten. Damit aber niemand ſie fuͤr die Urheber des Bubenſtuͤcks erkennen moͤchte, krochen ſie in ihr Behaͤltniß
zuruͤck,
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Thuͤr war ſo hoch, daß wenigſtens drey
Mann uͤber einander ſtehen mußten, um ſie
zu oͤffnen. Der boͤſe Streich gelang ihnen
wahrhaftig: einer von ihnen kletterte heraus
und fand die Sklavenwache ſchlafend. Hur-
tig warf er ſeinen zuruͤckgebliebnen Kamera-
den eine Strickleiter hinunter, ergriff das
Gewehr der Wache und brachte ſie mit
einem guten Degenſtoße um, worauf er den
Getoͤdteten mit Huͤlfe der uͤbrigen herzuge-
eilten Negern uͤber Bord warf. Zum Un-
gluͤcke ſchlief alles, was ſchlafen durfte, feſt,
weil jedermann die ganze vorhergehende
Nacht hatte arbeiten muͤſſen, und die weni-
gen Wachenden wachten nur halb: dieſer
Umſtand verſtattete den Negern durch das
Schiff zu ſtreichen. Sie fanden einen ſchla-
fenden Matroſen, der ſeinen Tabaksbeutel
mit dem Feuerzeuge an ſich haͤngen hatte:
ſie ſchnitten ihn los und brachten wirklich
ein Stuͤck Schwamm zum brennen; durch
etliche andre brennbare Materien brachten
ſie es zur Flamme, die ſie in verſchiedene
Theile des Schiffs ausſtreuten. Damit aber
niemand ſie fuͤr die Urheber des Bubenſtuͤcks
erkennen moͤchte, krochen ſie in ihr Behaͤltniß
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/238>, abgerufen am 22.12.2024.
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