einem Steine erschlagen, um großen Lastern und Unglückseligkeiten zu entgehn. Wer weiß! wozu es gut ist? --
Elende Ausflucht! Warum wurde denn Akante, die dadurch von ungeheuren Lastern und vielem Unglücke hätte bewahrt werden können, wie man nun deutlich sieht, nicht im sechsten oder siebenten Jahre erschlagen? und warum geschah dieß so vielen, deren wohlgeführtes Leben es nicht vermuthen ließ, daß ihnen durch ihren Tod große Laster erspart wurden? Sollten wir Akantens Ge- schick erfahren, um großem Unglücke zu ent- gehn? -- Wahrscheinlich keinem größern als wir schon erduldet haben! -- Nach Deiner Philosophie, Freund, wäre es der höchste Grad der Vorsehung, alle Kinder unmittelbar nach der Geburt vor den Kopf schlagen zu lassen. --
Aber, Brüderchen, wenn viele, die es nicht verdienten, eben so gestorben sind, so ist ja das nichts sonderbares: es braucht nicht Strafe zu seyn: sie mußten einmal sterben, so galt es ja gleich, ob ihnen eine Krankheit die Kehle zudrückte, oder ein Stein den Kopf zerquetschte.
Alles
einem Steine erſchlagen, um großen Laſtern und Ungluͤckſeligkeiten zu entgehn. Wer weiß! wozu es gut iſt? —
Elende Ausflucht! Warum wurde denn Akante, die dadurch von ungeheuren Laſtern und vielem Ungluͤcke haͤtte bewahrt werden koͤnnen, wie man nun deutlich ſieht, nicht im ſechſten oder ſiebenten Jahre erſchlagen? und warum geſchah dieß ſo vielen, deren wohlgefuͤhrtes Leben es nicht vermuthen ließ, daß ihnen durch ihren Tod große Laſter erſpart wurden? Sollten wir Akantens Ge- ſchick erfahren, um großem Ungluͤcke zu ent- gehn? — Wahrſcheinlich keinem groͤßern als wir ſchon erduldet haben! — Nach Deiner Philoſophie, Freund, waͤre es der hoͤchſte Grad der Vorſehung, alle Kinder unmittelbar nach der Geburt vor den Kopf ſchlagen zu laſſen. —
Aber, Bruͤderchen, wenn viele, die es nicht verdienten, eben ſo geſtorben ſind, ſo iſt ja das nichts ſonderbares: es braucht nicht Strafe zu ſeyn: ſie mußten einmal ſterben, ſo galt es ja gleich, ob ihnen eine Krankheit die Kehle zudruͤckte, oder ein Stein den Kopf zerquetſchte.
Alles
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0284"n="278"/>
einem Steine erſchlagen, um großen Laſtern<lb/>
und Ungluͤckſeligkeiten zu entgehn. Wer<lb/>
weiß! wozu es gut iſt? —</p><lb/><p>Elende Ausflucht! Warum wurde denn<lb/>
Akante, die dadurch von ungeheuren Laſtern<lb/>
und vielem Ungluͤcke haͤtte bewahrt werden<lb/>
koͤnnen, wie man nun deutlich ſieht, nicht<lb/>
im ſechſten oder ſiebenten Jahre erſchlagen?<lb/>
und warum geſchah dieß ſo vielen, deren<lb/>
wohlgefuͤhrtes Leben es nicht vermuthen<lb/>
ließ, daß ihnen durch ihren Tod große Laſter<lb/>
erſpart wurden? Sollten <hirendition="#fr">wir</hi> Akantens Ge-<lb/>ſchick erfahren, um großem Ungluͤcke zu ent-<lb/>
gehn? — Wahrſcheinlich keinem groͤßern<lb/>
als wir ſchon erduldet haben! — Nach<lb/>
Deiner Philoſophie, Freund, waͤre es der<lb/>
hoͤchſte Grad der Vorſehung, alle Kinder<lb/>
unmittelbar nach der Geburt vor den Kopf<lb/>ſchlagen zu laſſen. —</p><lb/><p>Aber, Bruͤderchen, wenn viele, die es nicht<lb/>
verdienten, eben ſo geſtorben ſind, ſo iſt ja<lb/>
das nichts ſonderbares: es braucht nicht<lb/>
Strafe zu ſeyn: ſie mußten einmal ſterben,<lb/>ſo galt es ja gleich, ob ihnen eine Krankheit<lb/>
die Kehle zudruͤckte, oder ein Stein den Kopf<lb/>
zerquetſchte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Alles</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[278/0284]
einem Steine erſchlagen, um großen Laſtern
und Ungluͤckſeligkeiten zu entgehn. Wer
weiß! wozu es gut iſt? —
Elende Ausflucht! Warum wurde denn
Akante, die dadurch von ungeheuren Laſtern
und vielem Ungluͤcke haͤtte bewahrt werden
koͤnnen, wie man nun deutlich ſieht, nicht
im ſechſten oder ſiebenten Jahre erſchlagen?
und warum geſchah dieß ſo vielen, deren
wohlgefuͤhrtes Leben es nicht vermuthen
ließ, daß ihnen durch ihren Tod große Laſter
erſpart wurden? Sollten wir Akantens Ge-
ſchick erfahren, um großem Ungluͤcke zu ent-
gehn? — Wahrſcheinlich keinem groͤßern
als wir ſchon erduldet haben! — Nach
Deiner Philoſophie, Freund, waͤre es der
hoͤchſte Grad der Vorſehung, alle Kinder
unmittelbar nach der Geburt vor den Kopf
ſchlagen zu laſſen. —
Aber, Bruͤderchen, wenn viele, die es nicht
verdienten, eben ſo geſtorben ſind, ſo iſt ja
das nichts ſonderbares: es braucht nicht
Strafe zu ſeyn: ſie mußten einmal ſterben,
ſo galt es ja gleich, ob ihnen eine Krankheit
die Kehle zudruͤckte, oder ein Stein den Kopf
zerquetſchte.
Alles
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/284>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.