wie ein alberner Tölpel da stand, unbeweg- lich, und nicht wußte, daß ich stand, nicht einmal, daß ich existirte. Des Nachts marschirten wir aus. Ich wollte sie, aus Mitleid zu ihren Füssen, auf die Schultern nehmen: aber ehe ichs konnte, faßte sie mich in der Mitte, nahm mich auf ihren Rücken und galopierte, wie ein Rennthier, mit mir davon, so lange, ohne Aufhören, so sehr ich auch bat auszuruhen, bis sie mit ihrem africanischen Accente rief: Je meurs! und entkräftet mit mir in den Sand niederfiel. Kein Tropfen Wasser, keine menschliche Hülfe, nichts war bey der Hand. Ich äng- stigte mich, ich lief um sie herum, ich faßte ihre Hand, ich fühlte an ihr Herz, ob es noch schlug, ich bat sie nur ein Wort zu spre- chen: umsonst sie schlief vor Mattigkeit ein. Schlafe sanft, sagte ich, aber erwache mir nur wieder! -- Ich setzte mich neben sie und fächelte ihr das Gesicht. Ja, Mäd- chen, wenn du mir nicht wieder erwachst! dachte ich immer; aber sie seufzte, und nun war ich froh; ich fächelte bis sie endlich er- wachte; so müde ich war, konnte ich doch vor Sorge und Angst kein Auge zu thun.
Hun-
B 5
wie ein alberner Toͤlpel da ſtand, unbeweg- lich, und nicht wußte, daß ich ſtand, nicht einmal, daß ich exiſtirte. Des Nachts marſchirten wir aus. Ich wollte ſie, aus Mitleid zu ihren Fuͤſſen, auf die Schultern nehmen: aber ehe ichs konnte, faßte ſie mich in der Mitte, nahm mich auf ihren Ruͤcken und galopierte, wie ein Rennthier, mit mir davon, ſo lange, ohne Aufhoͤren, ſo ſehr ich auch bat auszuruhen, bis ſie mit ihrem africaniſchen Accente rief: Je meurs! und entkraͤftet mit mir in den Sand niederfiel. Kein Tropfen Waſſer, keine menſchliche Huͤlfe, nichts war bey der Hand. Ich aͤng- ſtigte mich, ich lief um ſie herum, ich faßte ihre Hand, ich fuͤhlte an ihr Herz, ob es noch ſchlug, ich bat ſie nur ein Wort zu ſpre- chen: umſonſt ſie ſchlief vor Mattigkeit ein. Schlafe ſanft, ſagte ich, aber erwache mir nur wieder! — Ich ſetzte mich neben ſie und faͤchelte ihr das Geſicht. Ja, Maͤd- chen, wenn du mir nicht wieder erwachſt! dachte ich immer; aber ſie ſeufzte, und nun war ich froh; ich faͤchelte bis ſie endlich er- wachte; ſo muͤde ich war, konnte ich doch vor Sorge und Angſt kein Auge zu thun.
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wie ein alberner Toͤlpel da ſtand, unbeweg-
lich, und nicht wußte, daß ich ſtand, nicht
einmal, daß ich exiſtirte. Des Nachts
marſchirten wir aus. Ich wollte ſie, aus
Mitleid zu ihren Fuͤſſen, auf die Schultern
nehmen: aber ehe ichs konnte, faßte ſie mich
in der Mitte, nahm mich auf ihren Ruͤcken
und galopierte, wie ein Rennthier, mit mir
davon, ſo lange, ohne Aufhoͤren, ſo ſehr
ich auch bat auszuruhen, bis ſie mit ihrem
africaniſchen Accente rief: Je meurs! und
entkraͤftet mit mir in den Sand niederfiel.
Kein Tropfen Waſſer, keine menſchliche
Huͤlfe, nichts war bey der Hand. Ich aͤng-
ſtigte mich, ich lief um ſie herum, ich faßte
ihre Hand, ich fuͤhlte an ihr Herz, ob es
noch ſchlug, ich bat ſie nur ein Wort zu ſpre-
chen: umſonſt ſie ſchlief vor Mattigkeit ein.
Schlafe ſanft, ſagte ich, aber erwache mir
nur wieder! — Ich ſetzte mich neben ſie
und faͤchelte ihr das Geſicht. Ja, Maͤd-
chen, wenn du mir nicht wieder erwachſt!
dachte ich immer; aber ſie ſeufzte, und nun
war ich froh; ich faͤchelte bis ſie endlich er-
wachte; ſo muͤde ich war, konnte ich doch
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/29>, abgerufen am 28.11.2024.
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