Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

angegriffen wurde. Die beyden Regenten,
die nicht sonderlich kriegerischen Muth be-
saßen, hielten es für das heilsamste, sich
mit der Flucht dem Ungewitter zu entziehn.
Belphegor versorgte alle Taschen von dem
aufgehäuften Golde und entkam glücklich:
doch Medardus, der sich zu reichlich damit
versehen wollte, zauderte so lange bis die
Burg umringt wurde, die die aufgebrach-
ten Vertriebnen einnahmen, plünderten und
ansteckten.

Belphegor entkam wohl, aber der Sturm
folgte ihm nach. Seine vorigen Untertha-
nen, die Niemeamayen, waren von den
Emunkis vertrieben, jene brauchten einen
andern Platz, sie vertrieben die nächsten Völ-
ker, deren sie mächtig werden konnten, und
man vertrieb und ward vertrieben, so lange
bis zwey Völker vernünftig genug waren,
sich unter Einem Himmel neben einander in
Friede zu vertragen.

Von dem Tumulte wurde Belphegor mit
fortgerissen, machte sich aber glücklich davon
loß, und nahm seinen Weg allein nach Aegyp-
ten, wo er bey einem europäischen Kauf-
manne sein rohes Gold in Geld umsetzte und

sich

angegriffen wurde. Die beyden Regenten,
die nicht ſonderlich kriegeriſchen Muth be-
ſaßen, hielten es fuͤr das heilſamſte, ſich
mit der Flucht dem Ungewitter zu entziehn.
Belphegor verſorgte alle Taſchen von dem
aufgehaͤuften Golde und entkam gluͤcklich:
doch Medardus, der ſich zu reichlich damit
verſehen wollte, zauderte ſo lange bis die
Burg umringt wurde, die die aufgebrach-
ten Vertriebnen einnahmen, pluͤnderten und
anſteckten.

Belphegor entkam wohl, aber der Sturm
folgte ihm nach. Seine vorigen Untertha-
nen, die Niemeamayen, waren von den
Emunkis vertrieben, jene brauchten einen
andern Platz, ſie vertrieben die naͤchſten Voͤl-
ker, deren ſie maͤchtig werden konnten, und
man vertrieb und ward vertrieben, ſo lange
bis zwey Voͤlker vernuͤnftig genug waren,
ſich unter Einem Himmel neben einander in
Friede zu vertragen.

Von dem Tumulte wurde Belphegor mit
fortgeriſſen, machte ſich aber gluͤcklich davon
loß, und nahm ſeinen Weg allein nach Aegyp-
ten, wo er bey einem europaͤiſchen Kauf-
manne ſein rohes Gold in Geld umſetzte und

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="43"/>
angegriffen wurde. Die beyden Regenten,<lb/>
die nicht &#x017F;onderlich kriegeri&#x017F;chen Muth be-<lb/>
&#x017F;aßen, hielten es fu&#x0364;r das heil&#x017F;am&#x017F;te, &#x017F;ich<lb/>
mit der Flucht dem Ungewitter zu entziehn.<lb/>
Belphegor ver&#x017F;orgte alle Ta&#x017F;chen von dem<lb/>
aufgeha&#x0364;uften Golde und entkam glu&#x0364;cklich:<lb/>
doch Medardus, der &#x017F;ich zu reichlich damit<lb/>
ver&#x017F;ehen wollte, zauderte &#x017F;o lange bis die<lb/>
Burg umringt wurde, die die aufgebrach-<lb/>
ten Vertriebnen einnahmen, plu&#x0364;nderten und<lb/>
an&#x017F;teckten.</p><lb/>
        <p>Belphegor entkam wohl, aber der Sturm<lb/>
folgte ihm nach. Seine vorigen Untertha-<lb/>
nen, die <hi rendition="#fr">Niemeamayen,</hi> waren von den<lb/><hi rendition="#fr">Emunkis</hi> vertrieben, jene brauchten einen<lb/>
andern Platz, &#x017F;ie vertrieben die na&#x0364;ch&#x017F;ten Vo&#x0364;l-<lb/>
ker, deren &#x017F;ie ma&#x0364;chtig werden konnten, und<lb/>
man vertrieb und ward vertrieben, &#x017F;o lange<lb/>
bis zwey Vo&#x0364;lker vernu&#x0364;nftig genug waren,<lb/>
&#x017F;ich unter Einem Himmel neben einander in<lb/>
Friede zu vertragen.</p><lb/>
        <p>Von dem Tumulte wurde Belphegor mit<lb/>
fortgeri&#x017F;&#x017F;en, machte &#x017F;ich aber glu&#x0364;cklich davon<lb/>
loß, und nahm &#x017F;einen Weg allein nach Aegyp-<lb/>
ten, wo er bey einem europa&#x0364;i&#x017F;chen Kauf-<lb/>
manne &#x017F;ein rohes Gold in Geld um&#x017F;etzte und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0049] angegriffen wurde. Die beyden Regenten, die nicht ſonderlich kriegeriſchen Muth be- ſaßen, hielten es fuͤr das heilſamſte, ſich mit der Flucht dem Ungewitter zu entziehn. Belphegor verſorgte alle Taſchen von dem aufgehaͤuften Golde und entkam gluͤcklich: doch Medardus, der ſich zu reichlich damit verſehen wollte, zauderte ſo lange bis die Burg umringt wurde, die die aufgebrach- ten Vertriebnen einnahmen, pluͤnderten und anſteckten. Belphegor entkam wohl, aber der Sturm folgte ihm nach. Seine vorigen Untertha- nen, die Niemeamayen, waren von den Emunkis vertrieben, jene brauchten einen andern Platz, ſie vertrieben die naͤchſten Voͤl- ker, deren ſie maͤchtig werden konnten, und man vertrieb und ward vertrieben, ſo lange bis zwey Voͤlker vernuͤnftig genug waren, ſich unter Einem Himmel neben einander in Friede zu vertragen. Von dem Tumulte wurde Belphegor mit fortgeriſſen, machte ſich aber gluͤcklich davon loß, und nahm ſeinen Weg allein nach Aegyp- ten, wo er bey einem europaͤiſchen Kauf- manne ſein rohes Gold in Geld umſetzte und ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/49
Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/49>, abgerufen am 30.11.2024.