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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Petrick eintrat, hörte sie schon hinter sich die kräftigen Schläge der Axt.

Ansas Wanags mußte gestehen, daß die kleine Grita, die er nur als Kind gesehen, ein recht hübsches Mädchen geworden sei, das sich neben der saubersten littauischen Wirthstochter zeigen könne. Die braucht nicht weit in die Zukunft zu rechnen, dachte er; wird schon einen Mann finden, der nach der Ausstattung nicht viel fragt. Abends hörte er sie unter den Birken singen, und die bekannten schwermüthigen Lieder waren ihm nie so tief ins Herz gegangen, als diesmal. Er zündete die kurze Pfeife an und setzte sich auf den Stamm eines verkrüppelten Birnbaums, der hinter seiner Klete stand. Von da konnte er gut in des Nachbars kleinen Bienengarten sehen, in dem das Mädchen sich zu schaffen machte. Es war nicht seine Absicht, mit demselben Verkehr anzuknüpfen, aber bald quälte es ihn doch, zu wissen, was Grita eigentlich vorhabe, und ehe er sich dessen versah, stand er vor dem von den letzten Strahlen der Abendsonne roth angeglühten Zaungeflecht von trockenen Fichtenästen, lehnte sich mit beiden Ellenbogen auf die vorragenden Haltepfähle und blies den blauen Rauch hinüber. Grita that, als ob sie ihn gar nicht bemerkte, und sang weiter, indem sie sich zugleich von Zeit zu Zeit zur Erde bückte und etwas aufnahm.

Was thust du denn da? fragte Ansas endlich, ein wenig gereizt durch die Nichtbeachtung seiner Per-

Petrick eintrat, hörte sie schon hinter sich die kräftigen Schläge der Axt.

Ansas Wanags mußte gestehen, daß die kleine Grita, die er nur als Kind gesehen, ein recht hübsches Mädchen geworden sei, das sich neben der saubersten littauischen Wirthstochter zeigen könne. Die braucht nicht weit in die Zukunft zu rechnen, dachte er; wird schon einen Mann finden, der nach der Ausstattung nicht viel fragt. Abends hörte er sie unter den Birken singen, und die bekannten schwermüthigen Lieder waren ihm nie so tief ins Herz gegangen, als diesmal. Er zündete die kurze Pfeife an und setzte sich auf den Stamm eines verkrüppelten Birnbaums, der hinter seiner Klete stand. Von da konnte er gut in des Nachbars kleinen Bienengarten sehen, in dem das Mädchen sich zu schaffen machte. Es war nicht seine Absicht, mit demselben Verkehr anzuknüpfen, aber bald quälte es ihn doch, zu wissen, was Grita eigentlich vorhabe, und ehe er sich dessen versah, stand er vor dem von den letzten Strahlen der Abendsonne roth angeglühten Zaungeflecht von trockenen Fichtenästen, lehnte sich mit beiden Ellenbogen auf die vorragenden Haltepfähle und blies den blauen Rauch hinüber. Grita that, als ob sie ihn gar nicht bemerkte, und sang weiter, indem sie sich zugleich von Zeit zu Zeit zur Erde bückte und etwas aufnahm.

Was thust du denn da? fragte Ansas endlich, ein wenig gereizt durch die Nichtbeachtung seiner Per-

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[0038] Petrick eintrat, hörte sie schon hinter sich die kräftigen Schläge der Axt. Ansas Wanags mußte gestehen, daß die kleine Grita, die er nur als Kind gesehen, ein recht hübsches Mädchen geworden sei, das sich neben der saubersten littauischen Wirthstochter zeigen könne. Die braucht nicht weit in die Zukunft zu rechnen, dachte er; wird schon einen Mann finden, der nach der Ausstattung nicht viel fragt. Abends hörte er sie unter den Birken singen, und die bekannten schwermüthigen Lieder waren ihm nie so tief ins Herz gegangen, als diesmal. Er zündete die kurze Pfeife an und setzte sich auf den Stamm eines verkrüppelten Birnbaums, der hinter seiner Klete stand. Von da konnte er gut in des Nachbars kleinen Bienengarten sehen, in dem das Mädchen sich zu schaffen machte. Es war nicht seine Absicht, mit demselben Verkehr anzuknüpfen, aber bald quälte es ihn doch, zu wissen, was Grita eigentlich vorhabe, und ehe er sich dessen versah, stand er vor dem von den letzten Strahlen der Abendsonne roth angeglühten Zaungeflecht von trockenen Fichtenästen, lehnte sich mit beiden Ellenbogen auf die vorragenden Haltepfähle und blies den blauen Rauch hinüber. Grita that, als ob sie ihn gar nicht bemerkte, und sang weiter, indem sie sich zugleich von Zeit zu Zeit zur Erde bückte und etwas aufnahm. Was thust du denn da? fragte Ansas endlich, ein wenig gereizt durch die Nichtbeachtung seiner Per-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:07:21Z)

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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/38>, abgerufen am 21.11.2024.