Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.son; er hatte gemeint, als Wirth das Gespräch nicht anfangen zu dürfen. Bist du's? fragte sie nun umschauend. Sie hatte einen Kranz von allerhand Gräsern, Blättern und Blumen in der Hand, dessen Enden aber noch nicht verbunden waren. Ihr blondes Haar, das über der Stirn glatt gescheitelt war und in langen Zöpfen herabhing, glänzte im Sonnenlicht wie Gold. Er sagte nun erst guten Abend und nickte ihr freundlich zu. Ich singe den Bienen etwas vor, sagte sie näher tretend, damit sie mich kennen lernen und das Stechen lassen. Die Bienen sind kluge Thiere, aber sie wollen auch gut behandelt sein; sie merken bald, wer zum Hause gehört. Und für wen ist der hübsche Kranz, Grita? Für mich selbst. Morgen ist Sonntag, da muß etwas Grünes in der Kammer über meinem Bette hängen, wenn ich aufwache. Die Blumen sind nichts werth -- komm in mein Gärtchen, da findest du schöne Astern die Menge. Ein andermal, Ansas, wenn du's erlaubst; der Kranz ist schon fertig, wie du siehst. Liebst du die Blumen auch? Die Blumen und die grünen Bäume, man kann nicht genug davon neben seinem Hause haben. Das gefällt mir, warf sie leicht hin; es giebt auch so viele schöne Lieder auf die Blumen und auf son; er hatte gemeint, als Wirth das Gespräch nicht anfangen zu dürfen. Bist du's? fragte sie nun umschauend. Sie hatte einen Kranz von allerhand Gräsern, Blättern und Blumen in der Hand, dessen Enden aber noch nicht verbunden waren. Ihr blondes Haar, das über der Stirn glatt gescheitelt war und in langen Zöpfen herabhing, glänzte im Sonnenlicht wie Gold. Er sagte nun erst guten Abend und nickte ihr freundlich zu. Ich singe den Bienen etwas vor, sagte sie näher tretend, damit sie mich kennen lernen und das Stechen lassen. Die Bienen sind kluge Thiere, aber sie wollen auch gut behandelt sein; sie merken bald, wer zum Hause gehört. Und für wen ist der hübsche Kranz, Grita? Für mich selbst. Morgen ist Sonntag, da muß etwas Grünes in der Kammer über meinem Bette hängen, wenn ich aufwache. Die Blumen sind nichts werth — komm in mein Gärtchen, da findest du schöne Astern die Menge. Ein andermal, Ansas, wenn du's erlaubst; der Kranz ist schon fertig, wie du siehst. Liebst du die Blumen auch? Die Blumen und die grünen Bäume, man kann nicht genug davon neben seinem Hause haben. Das gefällt mir, warf sie leicht hin; es giebt auch so viele schöne Lieder auf die Blumen und auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0039"/> son; er hatte gemeint, als Wirth das Gespräch nicht anfangen zu dürfen.</p><lb/> <p>Bist du's? fragte sie nun umschauend. Sie hatte einen Kranz von allerhand Gräsern, Blättern und Blumen in der Hand, dessen Enden aber noch nicht verbunden waren. Ihr blondes Haar, das über der Stirn glatt gescheitelt war und in langen Zöpfen herabhing, glänzte im Sonnenlicht wie Gold.</p><lb/> <p>Er sagte nun erst guten Abend und nickte ihr freundlich zu.</p><lb/> <p>Ich singe den Bienen etwas vor, sagte sie näher tretend, damit sie mich kennen lernen und das Stechen lassen. Die Bienen sind kluge Thiere, aber sie wollen auch gut behandelt sein; sie merken bald, wer zum Hause gehört.</p><lb/> <p>Und für wen ist der hübsche Kranz, Grita?</p><lb/> <p>Für mich selbst. Morgen ist Sonntag, da muß etwas Grünes in der Kammer über meinem Bette hängen, wenn ich aufwache.</p><lb/> <p>Die Blumen sind nichts werth — komm in mein Gärtchen, da findest du schöne Astern die Menge.</p><lb/> <p>Ein andermal, Ansas, wenn du's erlaubst; der Kranz ist schon fertig, wie du siehst. Liebst du die Blumen auch?</p><lb/> <p>Die Blumen und die grünen Bäume, man kann nicht genug davon neben seinem Hause haben.</p><lb/> <p>Das gefällt mir, warf sie leicht hin; es giebt auch so viele schöne Lieder auf die Blumen und auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0039]
son; er hatte gemeint, als Wirth das Gespräch nicht anfangen zu dürfen.
Bist du's? fragte sie nun umschauend. Sie hatte einen Kranz von allerhand Gräsern, Blättern und Blumen in der Hand, dessen Enden aber noch nicht verbunden waren. Ihr blondes Haar, das über der Stirn glatt gescheitelt war und in langen Zöpfen herabhing, glänzte im Sonnenlicht wie Gold.
Er sagte nun erst guten Abend und nickte ihr freundlich zu.
Ich singe den Bienen etwas vor, sagte sie näher tretend, damit sie mich kennen lernen und das Stechen lassen. Die Bienen sind kluge Thiere, aber sie wollen auch gut behandelt sein; sie merken bald, wer zum Hause gehört.
Und für wen ist der hübsche Kranz, Grita?
Für mich selbst. Morgen ist Sonntag, da muß etwas Grünes in der Kammer über meinem Bette hängen, wenn ich aufwache.
Die Blumen sind nichts werth — komm in mein Gärtchen, da findest du schöne Astern die Menge.
Ein andermal, Ansas, wenn du's erlaubst; der Kranz ist schon fertig, wie du siehst. Liebst du die Blumen auch?
Die Blumen und die grünen Bäume, man kann nicht genug davon neben seinem Hause haben.
Das gefällt mir, warf sie leicht hin; es giebt auch so viele schöne Lieder auf die Blumen und auf
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(2017-03-16T13:07:21Z)
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
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