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Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Die Landesherrschaften haben schon ganze Militär-Commando's in Wolfsthal gelegt; in jede Hütte einen Soldaten, dem der Bauer das Woher und Wohin sagen mußte, der haftete daß alle Bewohner zur Nachtzeit in der Hütte waren. Es half nichts! Kaum waren die Soldaten weg, so ließ der Vater die Schnitzbank, der Bub' die Schule, und der Vater zog in den Wald und lernte den Jungen locken und rufen, laden und schießen. Ohne Gewehr muß dann der fünfzehnjährige Knabe die Fährten von Menschen und Wild abspüren und schützt sich, indem er sich gerade so dumm stellt, als er schlau ist.

Das Uebel wird dadurch noch ärger, daß die Jäger selbst den Anordnungen der Herrschaft nicht grün sind; denn auch ihnen behagt die wilde Lust, Gefahr und Kampf. Auch sie freuen sich auf den Sommer, wenn die Banden, ihrer sechs oder sieben unter einem Hauptmann, ausziehen, um Wildpret in die Bäder zu liefern; dann sammeln sich die Jäger desgleichen, und es geht los, wie es will und kann.

Flucht gilt nicht für eine Schande, List und Betrug nicht für Unrecht; der Tapferste ist, wer jedes Handgemenge meidet, so wenig Zoll von seinem Leib als möglich der Büchse zum Ziel giebt, so viele Geisen und Böcke schießt, als er zu Gesicht bekommt, wer im Kampfe mit dem Einzelnen sich wehrt wie ein Tiger, und wenn er von Mehreren überrascht wird, ruhig die Waffe legt, trotzig vors Gericht und kaltblütig ins

Die Landesherrschaften haben schon ganze Militär-Commando's in Wolfsthal gelegt; in jede Hütte einen Soldaten, dem der Bauer das Woher und Wohin sagen mußte, der haftete daß alle Bewohner zur Nachtzeit in der Hütte waren. Es half nichts! Kaum waren die Soldaten weg, so ließ der Vater die Schnitzbank, der Bub' die Schule, und der Vater zog in den Wald und lernte den Jungen locken und rufen, laden und schießen. Ohne Gewehr muß dann der fünfzehnjährige Knabe die Fährten von Menschen und Wild abspüren und schützt sich, indem er sich gerade so dumm stellt, als er schlau ist.

Das Uebel wird dadurch noch ärger, daß die Jäger selbst den Anordnungen der Herrschaft nicht grün sind; denn auch ihnen behagt die wilde Lust, Gefahr und Kampf. Auch sie freuen sich auf den Sommer, wenn die Banden, ihrer sechs oder sieben unter einem Hauptmann, ausziehen, um Wildpret in die Bäder zu liefern; dann sammeln sich die Jäger desgleichen, und es geht los, wie es will und kann.

Flucht gilt nicht für eine Schande, List und Betrug nicht für Unrecht; der Tapferste ist, wer jedes Handgemenge meidet, so wenig Zoll von seinem Leib als möglich der Büchse zum Ziel giebt, so viele Geisen und Böcke schießt, als er zu Gesicht bekommt, wer im Kampfe mit dem Einzelnen sich wehrt wie ein Tiger, und wenn er von Mehreren überrascht wird, ruhig die Waffe legt, trotzig vors Gericht und kaltblütig ins

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[0013] Die Landesherrschaften haben schon ganze Militär-Commando's in Wolfsthal gelegt; in jede Hütte einen Soldaten, dem der Bauer das Woher und Wohin sagen mußte, der haftete daß alle Bewohner zur Nachtzeit in der Hütte waren. Es half nichts! Kaum waren die Soldaten weg, so ließ der Vater die Schnitzbank, der Bub' die Schule, und der Vater zog in den Wald und lernte den Jungen locken und rufen, laden und schießen. Ohne Gewehr muß dann der fünfzehnjährige Knabe die Fährten von Menschen und Wild abspüren und schützt sich, indem er sich gerade so dumm stellt, als er schlau ist. Das Uebel wird dadurch noch ärger, daß die Jäger selbst den Anordnungen der Herrschaft nicht grün sind; denn auch ihnen behagt die wilde Lust, Gefahr und Kampf. Auch sie freuen sich auf den Sommer, wenn die Banden, ihrer sechs oder sieben unter einem Hauptmann, ausziehen, um Wildpret in die Bäder zu liefern; dann sammeln sich die Jäger desgleichen, und es geht los, wie es will und kann. Flucht gilt nicht für eine Schande, List und Betrug nicht für Unrecht; der Tapferste ist, wer jedes Handgemenge meidet, so wenig Zoll von seinem Leib als möglich der Büchse zum Ziel giebt, so viele Geisen und Böcke schießt, als er zu Gesicht bekommt, wer im Kampfe mit dem Einzelnen sich wehrt wie ein Tiger, und wenn er von Mehreren überrascht wird, ruhig die Waffe legt, trotzig vors Gericht und kaltblütig ins

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:16:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:16:28Z)

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Zitationshilfe: Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/widmann_muehle_1910/13>, abgerufen am 03.12.2024.