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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

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Agathon.
sten zu bewundern, und dennoch sehr gewöhnlich ist)
ungeachtet der grossen Anzahl derjenigen, die um das
Geheimniß wußten, blieb alles so verschwiegen, daß
dem Ansehen nach niemand auf einigen Argwohn ver-
fallen wäre, wenn nicht auf der einen Seite die Un-
wahrscheinlichkeit, daß Agathon seinen Fall würklich so
gleichgültig ansehen könne, als er es zu thun schien;
und auf der andern die Nachrichten, welche von den
nicht sehr geheimen Zurüstungen des Dion eingiengen,
den von Natur mißtrauischen Philistus endlich aufmerk-
sam gemacht hätten. Von diesem Augenblik an wurde
Agathon und alle diejenige, welche als Freunde Dions
bekannt waren, von tausend unsichtbaren Augen aufs
schärfste beobachtet; und es glübte endlich dem Philist,
sich eines Sclaven zu bemächtigen, der mit Briefen an
Agathon von Athen gekommen war. Aus diesen Brie-
fen, welche die Ursachen enthielten, warum Dion die
vorhabende Landung in Sicilien nicht sobald, als es
unter ihnen verabredet gewesen, ausführen könne, er-
hellete zwar deutlich, daß Agathon und die übrigen
Freunde Dions an der eigenmächtigen Wiederkunft des-
selben Antheil hätten; aber von einem Anschlag gegen
die gegenwärtige Regierung und die Person des Dio-
nys, war ausser einigen unbestimmten Ausdrüken, wel-
che ein Geheimniß zu verbergen scheinen konnten,
nichts darinn enthalten. Man kan sich die Bewegung
vorstellen, welche diese Entdekung in dem Cabinet des
Dionys verursachte. Man war sich Ursachen genug be-
wußt, das ärgste zu besorgeu; aber eben darum hielt

Philistus

Agathon.
ſten zu bewundern, und dennoch ſehr gewoͤhnlich iſt)
ungeachtet der groſſen Anzahl derjenigen, die um das
Geheimniß wußten, blieb alles ſo verſchwiegen, daß
dem Anſehen nach niemand auf einigen Argwohn ver-
fallen waͤre, wenn nicht auf der einen Seite die Un-
wahrſcheinlichkeit, daß Agathon ſeinen Fall wuͤrklich ſo
gleichguͤltig anſehen koͤnne, als er es zu thun ſchien;
und auf der andern die Nachrichten, welche von den
nicht ſehr geheimen Zuruͤſtungen des Dion eingiengen,
den von Natur mißtrauiſchen Philiſtus endlich aufmerk-
ſam gemacht haͤtten. Von dieſem Augenblik an wurde
Agathon und alle diejenige, welche als Freunde Dions
bekannt waren, von tauſend unſichtbaren Augen aufs
ſchaͤrfſte beobachtet; und es gluͤbte endlich dem Philiſt,
ſich eines Sclaven zu bemaͤchtigen, der mit Briefen an
Agathon von Athen gekommen war. Aus dieſen Brie-
fen, welche die Urſachen enthielten, warum Dion die
vorhabende Landung in Sicilien nicht ſobald, als es
unter ihnen verabredet geweſen, ausfuͤhren koͤnne, er-
hellete zwar deutlich, daß Agathon und die uͤbrigen
Freunde Dions an der eigenmaͤchtigen Wiederkunft deſ-
ſelben Antheil haͤtten; aber von einem Anſchlag gegen
die gegenwaͤrtige Regierung und die Perſon des Dio-
nys, war auſſer einigen unbeſtimmten Ausdruͤken, wel-
che ein Geheimniß zu verbergen ſcheinen konnten,
nichts darinn enthalten. Man kan ſich die Bewegung
vorſtellen, welche dieſe Entdekung in dem Cabinet des
Dionys verurſachte. Man war ſich Urſachen genug be-
wußt, das aͤrgſte zu beſorgeu; aber eben darum hielt

Philiſtus
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[256/0258] Agathon. ſten zu bewundern, und dennoch ſehr gewoͤhnlich iſt) ungeachtet der groſſen Anzahl derjenigen, die um das Geheimniß wußten, blieb alles ſo verſchwiegen, daß dem Anſehen nach niemand auf einigen Argwohn ver- fallen waͤre, wenn nicht auf der einen Seite die Un- wahrſcheinlichkeit, daß Agathon ſeinen Fall wuͤrklich ſo gleichguͤltig anſehen koͤnne, als er es zu thun ſchien; und auf der andern die Nachrichten, welche von den nicht ſehr geheimen Zuruͤſtungen des Dion eingiengen, den von Natur mißtrauiſchen Philiſtus endlich aufmerk- ſam gemacht haͤtten. Von dieſem Augenblik an wurde Agathon und alle diejenige, welche als Freunde Dions bekannt waren, von tauſend unſichtbaren Augen aufs ſchaͤrfſte beobachtet; und es gluͤbte endlich dem Philiſt, ſich eines Sclaven zu bemaͤchtigen, der mit Briefen an Agathon von Athen gekommen war. Aus dieſen Brie- fen, welche die Urſachen enthielten, warum Dion die vorhabende Landung in Sicilien nicht ſobald, als es unter ihnen verabredet geweſen, ausfuͤhren koͤnne, er- hellete zwar deutlich, daß Agathon und die uͤbrigen Freunde Dions an der eigenmaͤchtigen Wiederkunft deſ- ſelben Antheil haͤtten; aber von einem Anſchlag gegen die gegenwaͤrtige Regierung und die Perſon des Dio- nys, war auſſer einigen unbeſtimmten Ausdruͤken, wel- che ein Geheimniß zu verbergen ſcheinen konnten, nichts darinn enthalten. Man kan ſich die Bewegung vorſtellen, welche dieſe Entdekung in dem Cabinet des Dionys verurſachte. Man war ſich Urſachen genug be- wußt, das aͤrgſte zu beſorgeu; aber eben darum hielt Philiſtus

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/258>, abgerufen am 24.11.2024.