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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

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Agathon.
sicht des Lobes der grossen Herren um so leichter zu er-
tragen, da wir über den weiten Umfang der Einsichten,
die Grösse der Seelen, die edlen Gesinnungen und den
guten Geschmak, welcher ordentlicher Weise die grossen
Herren von den übrigen Erden-Söhnen zu unterschei-
den pflegt, in dem besten und schlimmsten Buche (je
nachdem es Leser bekommt; welches wir übrigens ganz
unpräjudicierlich und niemand zu Leide gesagt haben
wollen) das in unserm Jahrhundert zur Welt gekom-
men ist, in dem Buche des Herrn Helvetius, alles ge-
sagt finden, was sich über einen so reichen und edeln
Stoff nur immer sagen läßt. Eine gleiche Bewandt-
niß hat es mit der Digression über die Maitressen,
und über die Jagdhunde; über welche Materien der ge-
neigte Leser in des Grafen Anton Hamiltons Beyträgen
zur Histoire amoureuse des Hofes Carls des zweyten
von England, und in den bewundernswürdigen Schrif-
ten eines gewissen neuern Staatsmannes (den wir sei-
ner Bescheidenheit zu schonen, nicht nennen wollen)
mehr als hinlängliche Auskunft finden kan. Aber den
Verlust der dritten Digression bedauren wir von Her-
zen, indem, (nach der Versicherung eines der grösse-
sten Bücher-Kenner von Europa) dermalen noch kein
Buch in der Welt ist, in welchem diese interessante und
ziemlich verwikelte Materie recht auseinandergesezt und
gründlich ausgeführt wäre. Zum Unglük ist dieses
Capitel eben an diesem Ort am mangelhaftesten. Doch
läßt sich aus einigen Worten, welche zum Schlusse
dieser Digression zu gehören scheinen, abnehmen, daß der

Verfasser

Agathon.
ſicht des Lobes der groſſen Herren um ſo leichter zu er-
tragen, da wir uͤber den weiten Umfang der Einſichten,
die Groͤſſe der Seelen, die edlen Geſinnungen und den
guten Geſchmak, welcher ordentlicher Weiſe die groſſen
Herren von den uͤbrigen Erden-Soͤhnen zu unterſchei-
den pflegt, in dem beſten und ſchlimmſten Buche (je
nachdem es Leſer bekommt; welches wir uͤbrigens ganz
unpraͤjudicierlich und niemand zu Leide geſagt haben
wollen) das in unſerm Jahrhundert zur Welt gekom-
men iſt, in dem Buche des Herrn Helvetius, alles ge-
ſagt finden, was ſich uͤber einen ſo reichen und edeln
Stoff nur immer ſagen laͤßt. Eine gleiche Bewandt-
niß hat es mit der Digreſſion uͤber die Maitreſſen,
und uͤber die Jagdhunde; uͤber welche Materien der ge-
neigte Leſer in des Grafen Anton Hamiltons Beytraͤgen
zur Hiſtoire amoureuſe des Hofes Carls des zweyten
von England, und in den bewundernswuͤrdigen Schrif-
ten eines gewiſſen neuern Staatsmannes (den wir ſei-
ner Beſcheidenheit zu ſchonen, nicht nennen wollen)
mehr als hinlaͤngliche Auskunft finden kan. Aber den
Verluſt der dritten Digreſſion bedauren wir von Her-
zen, indem, (nach der Verſicherung eines der groͤſſe-
ſten Buͤcher-Kenner von Europa) dermalen noch kein
Buch in der Welt iſt, in welchem dieſe intereſſante und
ziemlich verwikelte Materie recht auseinandergeſezt und
gruͤndlich ausgefuͤhrt waͤre. Zum Ungluͤk iſt dieſes
Capitel eben an dieſem Ort am mangelhafteſten. Doch
laͤßt ſich aus einigen Worten, welche zum Schluſſe
dieſer Digreſſion zu gehoͤren ſcheinen, abnehmen, daß der

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[268/0270] Agathon. ſicht des Lobes der groſſen Herren um ſo leichter zu er- tragen, da wir uͤber den weiten Umfang der Einſichten, die Groͤſſe der Seelen, die edlen Geſinnungen und den guten Geſchmak, welcher ordentlicher Weiſe die groſſen Herren von den uͤbrigen Erden-Soͤhnen zu unterſchei- den pflegt, in dem beſten und ſchlimmſten Buche (je nachdem es Leſer bekommt; welches wir uͤbrigens ganz unpraͤjudicierlich und niemand zu Leide geſagt haben wollen) das in unſerm Jahrhundert zur Welt gekom- men iſt, in dem Buche des Herrn Helvetius, alles ge- ſagt finden, was ſich uͤber einen ſo reichen und edeln Stoff nur immer ſagen laͤßt. Eine gleiche Bewandt- niß hat es mit der Digreſſion uͤber die Maitreſſen, und uͤber die Jagdhunde; uͤber welche Materien der ge- neigte Leſer in des Grafen Anton Hamiltons Beytraͤgen zur Hiſtoire amoureuſe des Hofes Carls des zweyten von England, und in den bewundernswuͤrdigen Schrif- ten eines gewiſſen neuern Staatsmannes (den wir ſei- ner Beſcheidenheit zu ſchonen, nicht nennen wollen) mehr als hinlaͤngliche Auskunft finden kan. Aber den Verluſt der dritten Digreſſion bedauren wir von Her- zen, indem, (nach der Verſicherung eines der groͤſſe- ſten Buͤcher-Kenner von Europa) dermalen noch kein Buch in der Welt iſt, in welchem dieſe intereſſante und ziemlich verwikelte Materie recht auseinandergeſezt und gruͤndlich ausgefuͤhrt waͤre. Zum Ungluͤk iſt dieſes Capitel eben an dieſem Ort am mangelhafteſten. Doch laͤßt ſich aus einigen Worten, welche zum Schluſſe dieſer Digreſſion zu gehoͤren ſcheinen, abnehmen, daß der Verfaſſer

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/270>, abgerufen am 25.11.2024.