BJs hieher scheint die Geschichte unsers Helden, wenigstens in den hauptsächlichsten Stüken, dem ordent- lichen Lauf der Natur, und den strengesten Gesezen der Wahrscheinlichkeit so gemäß zu seyn, daß wir keinen Grund sehen, an der Wahrheit derselben zu zweifeln. Aber in diesem eilften Buch, wir müssen es gestehen, scheint der Autor aus dieser unsrer Welt, welche, un- partheyisch von der Sache reden, zu allen Zeiten nichts bessers als eine Werkel-Tags-Welt (wie Shakespear sie irgendwo nennt) gewesen ist, ein wenig in das Land der Jdeen, der Wunder, der Begebenheiten, welche gerade so ausfallen, wie man sie hätte wünschen kön- nen, und um alles auf einmal zu sagen, in das Land der schönen Seelen, und der utopischen Republiken
verirret
Agathon. Eilftes Buch.
Erſtes Capitel. Apologie des griechiſchen Autors.
BJs hieher ſcheint die Geſchichte unſers Helden, wenigſtens in den hauptſaͤchlichſten Stuͤken, dem ordent- lichen Lauf der Natur, und den ſtrengeſten Geſezen der Wahrſcheinlichkeit ſo gemaͤß zu ſeyn, daß wir keinen Grund ſehen, an der Wahrheit derſelben zu zweifeln. Aber in dieſem eilften Buch, wir muͤſſen es geſtehen, ſcheint der Autor aus dieſer unſrer Welt, welche, un- partheyiſch von der Sache reden, zu allen Zeiten nichts beſſers als eine Werkel-Tags-Welt (wie Shakeſpear ſie irgendwo nennt) geweſen iſt, ein wenig in das Land der Jdeen, der Wunder, der Begebenheiten, welche gerade ſo ausfallen, wie man ſie haͤtte wuͤnſchen koͤn- nen, und um alles auf einmal zu ſagen, in das Land der ſchoͤnen Seelen, und der utopiſchen Republiken
verirret
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0294"n="292"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Agathon.<lb/>
Eilftes Buch.</hi></hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Erſtes Capitel.</hi><lb/>
Apologie des griechiſchen Autors.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">B</hi>Js hieher ſcheint die Geſchichte unſers Helden,<lb/>
wenigſtens in den hauptſaͤchlichſten Stuͤken, dem ordent-<lb/>
lichen Lauf der Natur, und den ſtrengeſten Geſezen<lb/>
der Wahrſcheinlichkeit ſo gemaͤß zu ſeyn, daß wir keinen<lb/>
Grund ſehen, an der Wahrheit derſelben zu zweifeln.<lb/>
Aber in dieſem eilften Buch, wir muͤſſen es geſtehen,<lb/>ſcheint der Autor aus dieſer unſrer Welt, welche, un-<lb/>
partheyiſch von der Sache reden, zu allen Zeiten nichts<lb/>
beſſers als eine Werkel-Tags-Welt (wie Shakeſpear ſie<lb/>
irgendwo nennt) geweſen iſt, ein wenig in das Land<lb/>
der Jdeen, der Wunder, der Begebenheiten, welche<lb/>
gerade ſo ausfallen, wie man ſie haͤtte wuͤnſchen koͤn-<lb/>
nen, und um alles auf einmal zu ſagen, in das Land<lb/>
der ſchoͤnen Seelen, und der utopiſchen Republiken<lb/><fwplace="bottom"type="catch">verirret</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[292/0294]
Agathon.
Eilftes Buch.
Erſtes Capitel.
Apologie des griechiſchen Autors.
BJs hieher ſcheint die Geſchichte unſers Helden,
wenigſtens in den hauptſaͤchlichſten Stuͤken, dem ordent-
lichen Lauf der Natur, und den ſtrengeſten Geſezen
der Wahrſcheinlichkeit ſo gemaͤß zu ſeyn, daß wir keinen
Grund ſehen, an der Wahrheit derſelben zu zweifeln.
Aber in dieſem eilften Buch, wir muͤſſen es geſtehen,
ſcheint der Autor aus dieſer unſrer Welt, welche, un-
partheyiſch von der Sache reden, zu allen Zeiten nichts
beſſers als eine Werkel-Tags-Welt (wie Shakeſpear ſie
irgendwo nennt) geweſen iſt, ein wenig in das Land
der Jdeen, der Wunder, der Begebenheiten, welche
gerade ſo ausfallen, wie man ſie haͤtte wuͤnſchen koͤn-
nen, und um alles auf einmal zu ſagen, in das Land
der ſchoͤnen Seelen, und der utopiſchen Republiken
verirret
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/294>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.