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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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12.
Kaum hatte sie die worte ausgesprochen,
So hört man an der kleinen thüre pochen,
Die aus dem schlafgemach in Fatmens zelle führt.
Die Amme eilt hinaus, und kömmt nach einer weile
Fast athemlos zurück vor freuden und vor eile.
Ihr ganzes antlitz glänzt. Sie ruft (doch so gebunden
Ist ihre zunge vor lust, daß sie den ton verliert)
Prinzeßin! jubilo! der Ritter ist gefunden!
13.
Im nachtgewand, das wie ein nebel kaum
Den schönen leib umwallt, fährt jene aus den lacken
Und fällt entzükt der Amme um den nacken:
Gefunden? Wo? Wo ist er? O mein traum,
So logst du nicht? -- Die Amme, selbst vor freuden
Ganz außer sich, hat kaum noch soviel sinn,
Die wonnetaumelnde halbnakte Träumerin
In großer eil ein wenig anzukleiden.
14.
Hereingerufen wird sodann
Die Alte, selbst ihr mährchen zu erzählen.
Die gute Mutter fängt beym ey die sache an,
Und läßt es nicht am kleinsten umstand fehlen:
Kein zug, kein wort, das ihrem Gast entrann,
Wird im gemählde weggelassen.
Er ists, er ists! Wir haben unsern mann,
Ruft Fatme aus; es kann nicht besser passen!
15. Die
12.
Kaum hatte ſie die worte ausgeſprochen,
So hoͤrt man an der kleinen thuͤre pochen,
Die aus dem ſchlafgemach in Fatmens zelle fuͤhrt.
Die Amme eilt hinaus, und koͤmmt nach einer weile
Faſt athemlos zuruͤck vor freuden und vor eile.
Ihr ganzes antlitz glaͤnzt. Sie ruft (doch ſo gebunden
Iſt ihre zunge vor luſt, daß ſie den ton verliert)
Prinzeßin! jubilo! der Ritter iſt gefunden!
13.
Im nachtgewand, das wie ein nebel kaum
Den ſchoͤnen leib umwallt, faͤhrt jene aus den lacken
Und faͤllt entzuͤkt der Amme um den nacken:
Gefunden? Wo? Wo iſt er? O mein traum,
So logſt du nicht? — Die Amme, ſelbſt vor freuden
Ganz außer ſich, hat kaum noch ſoviel ſinn,
Die wonnetaumelnde halbnakte Traͤumerin
In großer eil ein wenig anzukleiden.
14.
Hereingerufen wird ſodann
Die Alte, ſelbſt ihr maͤhrchen zu erzaͤhlen.
Die gute Mutter faͤngt beym ey die ſache an,
Und laͤßt es nicht am kleinſten umſtand fehlen:
Kein zug, kein wort, das ihrem Gaſt entrann,
Wird im gemaͤhlde weggelaſſen.
Er iſts, er iſts! Wir haben unſern mann,
Ruft Fatme aus; es kann nicht beſſer paſſen!
15. Die
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[0102] 12. Kaum hatte ſie die worte ausgeſprochen, So hoͤrt man an der kleinen thuͤre pochen, Die aus dem ſchlafgemach in Fatmens zelle fuͤhrt. Die Amme eilt hinaus, und koͤmmt nach einer weile Faſt athemlos zuruͤck vor freuden und vor eile. Ihr ganzes antlitz glaͤnzt. Sie ruft (doch ſo gebunden Iſt ihre zunge vor luſt, daß ſie den ton verliert) Prinzeßin! jubilo! der Ritter iſt gefunden! 13. Im nachtgewand, das wie ein nebel kaum Den ſchoͤnen leib umwallt, faͤhrt jene aus den lacken Und faͤllt entzuͤkt der Amme um den nacken: Gefunden? Wo? Wo iſt er? O mein traum, So logſt du nicht? — Die Amme, ſelbſt vor freuden Ganz außer ſich, hat kaum noch ſoviel ſinn, Die wonnetaumelnde halbnakte Traͤumerin In großer eil ein wenig anzukleiden. 14. Hereingerufen wird ſodann Die Alte, ſelbſt ihr maͤhrchen zu erzaͤhlen. Die gute Mutter faͤngt beym ey die ſache an, Und laͤßt es nicht am kleinſten umſtand fehlen: Kein zug, kein wort, das ihrem Gaſt entrann, Wird im gemaͤhlde weggelaſſen. Er iſts, er iſts! Wir haben unſern mann, Ruft Fatme aus; es kann nicht beſſer paſſen! 15. Die

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/102>, abgerufen am 22.12.2024.