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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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24.
Er schlummert ein, und schläft in Einem zug
Noch immer fort, da schon des sonnewagens flug
Den himmel halb getheilt. Sein Alter gieng indessen
Um von der burg die lage auszuspähn,
Und zum entführungswerk das nöth'ge vorzusehn;
Derweil, am kleinen heerd, zu ihrem mittagessen
Die gute Wirthin anstalt macht,
Halbmürrisch, daß ihr gast so lange nicht erwacht.
25.
Sie schleicht zulezt, um wieder durch die spalten
Zu gucken, an die thür, und trift, (zu gutem glük
Für ihren vorwiz,) just den ersten Augenblik,
Da Hüons augen sich dem goldnen tag entfalten.
Frisch, wie der junge may sich an den reyhen stellt
Wenn mit den Grazien die Nymfen tänze halten,
Hebt sich mit halbem leib empor der schöne held,
Und rathet, was zuerst ihm in die augen fällt?
26.
Ein kaftan, wie ihn nur die höchsten Emirn tragen,
Wenn sich der Hof zu einem feste schmükt,
Auf goldbeblümtem grund mit perlen reich gestikt,
Liegt schimmernd vor ihm da um einen stuhl geschlagen;
Ein turban drauf, als wie aus schnee gewebt,
Und, um ihn her, den Emir zu vollenden,
Ein diamantner gurt, an dem ein säbel schwebt,
So reich, daß scheid' und griff die augen ganz verblenden.
27. Zum
24.
Er ſchlummert ein, und ſchlaͤft in Einem zug
Noch immer fort, da ſchon des ſonnewagens flug
Den himmel halb getheilt. Sein Alter gieng indeſſen
Um von der burg die lage auszuſpaͤhn,
Und zum entfuͤhrungswerk das noͤth'ge vorzuſehn;
Derweil, am kleinen heerd, zu ihrem mittageſſen
Die gute Wirthin anſtalt macht,
Halbmuͤrriſch, daß ihr gaſt ſo lange nicht erwacht.
25.
Sie ſchleicht zulezt, um wieder durch die ſpalten
Zu gucken, an die thuͤr, und trift, (zu gutem gluͤk
Fuͤr ihren vorwiz,) juſt den erſten Augenblik,
Da Huͤons augen ſich dem goldnen tag entfalten.
Friſch, wie der junge may ſich an den reyhen ſtellt
Wenn mit den Grazien die Nymfen taͤnze halten,
Hebt ſich mit halbem leib empor der ſchoͤne held,
Und rathet, was zuerſt ihm in die augen faͤllt?
26.
Ein kaftan, wie ihn nur die hoͤchſten Emirn tragen,
Wenn ſich der Hof zu einem feſte ſchmuͤkt,
Auf goldbebluͤmtem grund mit perlen reich geſtikt,
Liegt ſchimmernd vor ihm da um einen ſtuhl geſchlagen;
Ein turban drauf, als wie aus ſchnee gewebt,
Und, um ihn her, den Emir zu vollenden,
Ein diamantner gurt, an dem ein ſaͤbel ſchwebt,
So reich, daß ſcheid' und griff die augen ganz verblenden.
27. Zum
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[0106] 24. Er ſchlummert ein, und ſchlaͤft in Einem zug Noch immer fort, da ſchon des ſonnewagens flug Den himmel halb getheilt. Sein Alter gieng indeſſen Um von der burg die lage auszuſpaͤhn, Und zum entfuͤhrungswerk das noͤth'ge vorzuſehn; Derweil, am kleinen heerd, zu ihrem mittageſſen Die gute Wirthin anſtalt macht, Halbmuͤrriſch, daß ihr gaſt ſo lange nicht erwacht. 25. Sie ſchleicht zulezt, um wieder durch die ſpalten Zu gucken, an die thuͤr, und trift, (zu gutem gluͤk Fuͤr ihren vorwiz,) juſt den erſten Augenblik, Da Huͤons augen ſich dem goldnen tag entfalten. Friſch, wie der junge may ſich an den reyhen ſtellt Wenn mit den Grazien die Nymfen taͤnze halten, Hebt ſich mit halbem leib empor der ſchoͤne held, Und rathet, was zuerſt ihm in die augen faͤllt? 26. Ein kaftan, wie ihn nur die hoͤchſten Emirn tragen, Wenn ſich der Hof zu einem feſte ſchmuͤkt, Auf goldbebluͤmtem grund mit perlen reich geſtikt, Liegt ſchimmernd vor ihm da um einen ſtuhl geſchlagen; Ein turban drauf, als wie aus ſchnee gewebt, Und, um ihn her, den Emir zu vollenden, Ein diamantner gurt, an dem ein ſaͤbel ſchwebt, So reich, daß ſcheid' und griff die augen ganz verblenden. 27. Zum

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/106>, abgerufen am 22.12.2024.