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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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zips durchaus demokratisch. Die erwachte Freiheit
machte sich ganz und gar als Besonderheit gel¬
tend, auf sich strebte jede Persönlichkeit sich zu
basiren, jeder reklamirte im allgemeinen Wechsel¬
verkehr seine natürlichen und angebornen Rechte.
Zu gleicher Zeit fügten sich alle diese Einheiten
der höhern Einheit des Staats, sie waren frei
und beseelt, aber sie theilten ihre Seele miteinan¬
der. Es war eine strahlende Lebendigkeit in allen
diesen Gestalten, ein inneres, heroisches Ungestüm
trieb die Gemüther ins Leben und aus jeder häus¬
lich dürftigen Beschränkung heraus, der Schwung
der Gemüther drückte gegen jede Fessel und drohte
sie zu zersprengen. Und doch zerfloß das Ganze
nicht in Anarchie, denn die verborgene Einheit
zügelte wieder den Uebermuth, diese Einheit, nicht
des dumpfen Zwanges der Natur oder Gewohn¬
heit, sondern des Geisterreiches, der Kraft und
Zügel, Bedenken und Thun sinnig vereinte, kein
modernes Abstraktum, kein logischer Staatsbegriff,
sondern die Einheit des Lebens, der Kunst und
der Schönheit, welche im Mannigfaltigen das
Identische festhält. In dieser Elastizität der Wil¬
lenskräfte, die federnd nach außen wirkten, ver¬
bunden mit jener Sympathie der Vaterlandsliebe
ging das großartige Leben des Alterthums hervor.
So hatten sie ganz und gar ihren Bestand im

zips durchaus demokratiſch. Die erwachte Freiheit
machte ſich ganz und gar als Beſonderheit gel¬
tend, auf ſich ſtrebte jede Perſoͤnlichkeit ſich zu
baſiren, jeder reklamirte im allgemeinen Wechſel¬
verkehr ſeine natuͤrlichen und angebornen Rechte.
Zu gleicher Zeit fuͤgten ſich alle dieſe Einheiten
der hoͤhern Einheit des Staats, ſie waren frei
und beſeelt, aber ſie theilten ihre Seele miteinan¬
der. Es war eine ſtrahlende Lebendigkeit in allen
dieſen Geſtalten, ein inneres, heroiſches Ungeſtuͤm
trieb die Gemuͤther ins Leben und aus jeder haͤus¬
lich duͤrftigen Beſchraͤnkung heraus, der Schwung
der Gemuͤther druͤckte gegen jede Feſſel und drohte
ſie zu zerſprengen. Und doch zerfloß das Ganze
nicht in Anarchie, denn die verborgene Einheit
zuͤgelte wieder den Uebermuth, dieſe Einheit, nicht
des dumpfen Zwanges der Natur oder Gewohn¬
heit, ſondern des Geiſterreiches, der Kraft und
Zuͤgel, Bedenken und Thun ſinnig vereinte, kein
modernes Abſtraktum, kein logiſcher Staatsbegriff,
ſondern die Einheit des Lebens, der Kunſt und
der Schoͤnheit, welche im Mannigfaltigen das
Identiſche feſthaͤlt. In dieſer Elaſtizitaͤt der Wil¬
lenskraͤfte, die federnd nach außen wirkten, ver¬
bunden mit jener Sympathie der Vaterlandsliebe
ging das großartige Leben des Alterthums hervor.
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[107/0121] zips durchaus demokratiſch. Die erwachte Freiheit machte ſich ganz und gar als Beſonderheit gel¬ tend, auf ſich ſtrebte jede Perſoͤnlichkeit ſich zu baſiren, jeder reklamirte im allgemeinen Wechſel¬ verkehr ſeine natuͤrlichen und angebornen Rechte. Zu gleicher Zeit fuͤgten ſich alle dieſe Einheiten der hoͤhern Einheit des Staats, ſie waren frei und beſeelt, aber ſie theilten ihre Seele miteinan¬ der. Es war eine ſtrahlende Lebendigkeit in allen dieſen Geſtalten, ein inneres, heroiſches Ungeſtuͤm trieb die Gemuͤther ins Leben und aus jeder haͤus¬ lich duͤrftigen Beſchraͤnkung heraus, der Schwung der Gemuͤther druͤckte gegen jede Feſſel und drohte ſie zu zerſprengen. Und doch zerfloß das Ganze nicht in Anarchie, denn die verborgene Einheit zuͤgelte wieder den Uebermuth, dieſe Einheit, nicht des dumpfen Zwanges der Natur oder Gewohn¬ heit, ſondern des Geiſterreiches, der Kraft und Zuͤgel, Bedenken und Thun ſinnig vereinte, kein modernes Abſtraktum, kein logiſcher Staatsbegriff, ſondern die Einheit des Lebens, der Kunſt und der Schoͤnheit, welche im Mannigfaltigen das Identiſche feſthaͤlt. In dieſer Elaſtizitaͤt der Wil¬ lenskraͤfte, die federnd nach außen wirkten, ver¬ bunden mit jener Sympathie der Vaterlandsliebe ging das großartige Leben des Alterthums hervor. So hatten ſie ganz und gar ihren Beſtand im

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/121>, abgerufen am 24.11.2024.