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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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der Größe, des Krieges, mit dem Heros des Ta¬
ges und der Vorzeit, mit Friedrich und Herrmann
und mitten im Kriegsgetümmel, im wirklichen oder
nachhallenden Donner der preußischen Kanonen,
und dem nur eingebildeten Schwirren der Cherus¬
ker-Lanzen und dem Gebraus der Bardenlieder
horchte eine ausgewähltere, stillere Schaar auf die
Töne der Zionsharfe, welche "der sündigen
Menschen Erlösung" sang. Dies war die Zeit,
in welcher Goethe auftrat, die Zeit, in welche die
erste Klasse seiner Produkte fiel, die durch einen
charakteristischen Grundzug von der zweiten Hälfte
abgesondert ist.

Goethe besang weder den siebenjährigen Krieg
noch stimmte er in die Barditen Klopstock's ein.
Er war zu poetisch gestimmt, um beiderlei Süjets
für poetisch zu halten; aber auch noch zu voll
und jugendlich stürmisch, um sich, wie in späte¬
rer Zeit, jedes Süjet für die Ausübung der
Dichtkunst gefallen zu lassen und die Poesie nur
als die Kunst, etwas Beliebigem eine poetische
Form zu geben, in Betrachtung zu ziehen. An¬
geregt durch die Größe des Mittelalters, seine
Thaten und Bauwerke, dramatisirte er die Ge¬
schichte eines deutschen Helden, dessen Lebensge¬
schichte in den völligen Abschluß des Mittelalters
fällt, und der gleichsam zu noch guter Letzt alles

der Groͤße, des Krieges, mit dem Heros des Ta¬
ges und der Vorzeit, mit Friedrich und Herrmann
und mitten im Kriegsgetuͤmmel, im wirklichen oder
nachhallenden Donner der preußiſchen Kanonen,
und dem nur eingebildeten Schwirren der Cherus¬
ker-Lanzen und dem Gebraus der Bardenlieder
horchte eine ausgewaͤhltere, ſtillere Schaar auf die
Toͤne der Zionsharfe, welche „der ſuͤndigen
Menſchen Erloͤſung“ ſang. Dies war die Zeit,
in welcher Goethe auftrat, die Zeit, in welche die
erſte Klaſſe ſeiner Produkte fiel, die durch einen
charakteriſtiſchen Grundzug von der zweiten Haͤlfte
abgeſondert iſt.

Goethe beſang weder den ſiebenjaͤhrigen Krieg
noch ſtimmte er in die Barditen Klopſtock's ein.
Er war zu poetiſch geſtimmt, um beiderlei Suͤjets
fuͤr poetiſch zu halten; aber auch noch zu voll
und jugendlich ſtuͤrmiſch, um ſich, wie in ſpaͤte¬
rer Zeit, jedes Suͤjet fuͤr die Ausuͤbung der
Dichtkunſt gefallen zu laſſen und die Poeſie nur
als die Kunſt, etwas Beliebigem eine poetiſche
Form zu geben, in Betrachtung zu ziehen. An¬
geregt durch die Groͤße des Mittelalters, ſeine
Thaten und Bauwerke, dramatiſirte er die Ge¬
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[264/0278] der Groͤße, des Krieges, mit dem Heros des Ta¬ ges und der Vorzeit, mit Friedrich und Herrmann und mitten im Kriegsgetuͤmmel, im wirklichen oder nachhallenden Donner der preußiſchen Kanonen, und dem nur eingebildeten Schwirren der Cherus¬ ker-Lanzen und dem Gebraus der Bardenlieder horchte eine ausgewaͤhltere, ſtillere Schaar auf die Toͤne der Zionsharfe, welche „der ſuͤndigen Menſchen Erloͤſung“ ſang. Dies war die Zeit, in welcher Goethe auftrat, die Zeit, in welche die erſte Klaſſe ſeiner Produkte fiel, die durch einen charakteriſtiſchen Grundzug von der zweiten Haͤlfte abgeſondert iſt. Goethe beſang weder den ſiebenjaͤhrigen Krieg noch ſtimmte er in die Barditen Klopſtock's ein. Er war zu poetiſch geſtimmt, um beiderlei Suͤjets fuͤr poetiſch zu halten; aber auch noch zu voll und jugendlich ſtuͤrmiſch, um ſich, wie in ſpaͤte¬ rer Zeit, jedes Suͤjet fuͤr die Ausuͤbung der Dichtkunſt gefallen zu laſſen und die Poeſie nur als die Kunſt, etwas Beliebigem eine poetiſche Form zu geben, in Betrachtung zu ziehen. An¬ geregt durch die Groͤße des Mittelalters, ſeine Thaten und Bauwerke, dramatiſirte er die Ge¬ ſchichte eines deutſchen Helden, deſſen Lebensge¬ ſchichte in den voͤlligen Abſchluß des Mittelalters faͤllt, und der gleichſam zu noch guter Letzt alles

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/278>, abgerufen am 22.11.2024.