eindringen und seine Muskeln mit frischem Blut aufschwellen wird. Griechische Luft soll und wird die trüben Dünste, die grausigen Gespenster des Feudalismus verwehen, aber unverweht lassen jene herrlichen Blüthen germanischer Tapferkeit und Tu¬ gend, welche unsere Nation in der Heimath, wie in den durch ihr Schwert eroberten Ländern, in Frankreich, Spanien, England, vor allen Natio¬ nen des Erdbodens auszeichnet. Kein Geschlechts¬ adel, keine Adelskaste mit angebornen und forter¬ benden Unrechten soll forthin den freien Boden und die Freiheit aller Männer beschimpfen, aber diese, das ganze Volk soll wahrhaft und ritterlich in die Schranke treten, und jeder Einzelne, wel¬ chem Stande er auch angehöre, soll seine Person mit der Würde schmücken und umgeben, welche in früherer Zeit nur das Erbtheil des Bevorrech¬ tigten war. Man wird nicht, wie die Griechen, den Handwerker zum Sklavenstande, nicht wie das Mittelalter, ihn zur dunkeln Folie des Ritters verdammen -- es wird eine Zeit kommen, sagt Goethe, wo Jedermann genöthigt und verpflichtet sein wird, eine Kunst, ein Gewerbe zu lernen und auszuüben und wo es also Niemand zur bürger¬ lichen Zurückstellung und geistigen Benachtheiligung gereicht, irgend ein Werk der Hände zu verste¬ hen und seinem Nachbarn zum Beispiel einen
eindringen und ſeine Muskeln mit friſchem Blut aufſchwellen wird. Griechiſche Luft ſoll und wird die truͤben Duͤnſte, die grauſigen Geſpenſter des Feudalismus verwehen, aber unverweht laſſen jene herrlichen Bluͤthen germaniſcher Tapferkeit und Tu¬ gend, welche unſere Nation in der Heimath, wie in den durch ihr Schwert eroberten Laͤndern, in Frankreich, Spanien, England, vor allen Natio¬ nen des Erdbodens auszeichnet. Kein Geſchlechts¬ adel, keine Adelskaſte mit angebornen und forter¬ benden Unrechten ſoll forthin den freien Boden und die Freiheit aller Maͤnner beſchimpfen, aber dieſe, das ganze Volk ſoll wahrhaft und ritterlich in die Schranke treten, und jeder Einzelne, wel¬ chem Stande er auch angehoͤre, ſoll ſeine Perſon mit der Wuͤrde ſchmuͤcken und umgeben, welche in fruͤherer Zeit nur das Erbtheil des Bevorrech¬ tigten war. Man wird nicht, wie die Griechen, den Handwerker zum Sklavenſtande, nicht wie das Mittelalter, ihn zur dunkeln Folie des Ritters verdammen — es wird eine Zeit kommen, ſagt Goethe, wo Jedermann genoͤthigt und verpflichtet ſein wird, eine Kunſt, ein Gewerbe zu lernen und auszuuͤben und wo es alſo Niemand zur buͤrger¬ lichen Zuruͤckſtellung und geiſtigen Benachtheiligung gereicht, irgend ein Werk der Haͤnde zu verſte¬ hen und ſeinem Nachbarn zum Beiſpiel einen
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eindringen und ſeine Muskeln mit friſchem Blut
aufſchwellen wird. Griechiſche Luft ſoll und wird
die truͤben Duͤnſte, die grauſigen Geſpenſter des
Feudalismus verwehen, aber unverweht laſſen jene
herrlichen Bluͤthen germaniſcher Tapferkeit und Tu¬
gend, welche unſere Nation in der Heimath, wie
in den durch ihr Schwert eroberten Laͤndern, in
Frankreich, Spanien, England, vor allen Natio¬
nen des Erdbodens auszeichnet. Kein Geſchlechts¬
adel, keine Adelskaſte mit angebornen und forter¬
benden Unrechten ſoll forthin den freien Boden
und die Freiheit aller Maͤnner beſchimpfen, aber
dieſe, das ganze Volk ſoll wahrhaft und ritterlich
in die Schranke treten, und jeder Einzelne, wel¬
chem Stande er auch angehoͤre, ſoll ſeine Perſon
mit der Wuͤrde ſchmuͤcken und umgeben, welche
in fruͤherer Zeit nur das Erbtheil des Bevorrech¬
tigten war. Man wird nicht, wie die Griechen,
den Handwerker zum Sklavenſtande, nicht wie
das Mittelalter, ihn zur dunkeln Folie des Ritters
verdammen — es wird eine Zeit kommen, ſagt
Goethe, wo Jedermann genoͤthigt und verpflichtet
ſein wird, eine Kunſt, ein Gewerbe zu lernen und
auszuuͤben und wo es alſo Niemand zur buͤrger¬
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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/296>, abgerufen am 22.11.2024.
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