Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.Die mythischen könige. standpunkte, sei es des seefahrers draussen, sei es des hinterliegen-den continentes bezeichnet werden kann, so ist der ursprung dieses namens ausserhalb Athens zu suchen, wie denn auch Aktaios- Aktaion in Attika keine locale oder gentilicische verbindung hat.2) dagegen ist Aktaion sohn des Aristaios in der kadmeischen genealogie, Aristaios ist der vertreter von Keos, wo er seinen cult hat: dass sein sohn der 'mann der Akte' ist, ein vorwitziger mensch, der die Artemis oder die Semele freien will und zu grunde geht, ist vom standpunkte der nachbarn Athens ganz begreiflich.3) Es bleiben also nur die vier den dichtern des fünften jahrhunderts 2) Vertreter Athens ist Aktaios in der genealogie des Aias bei Pherekydes (Homer. Unters. 246). das ist zwar attisch, aber Salamis gegenüber liegt auch die eigentliche akte. 3) Der Bakchiade Aktaion, den die liebhaber zerreissen wie die hunde den sohn des Aristaios, illustrirt den übergang der sagenmotive in die novelle, wie z. b. Ankaios der bruder Althaias zu einem könige von Samos wird, den wieder ein wild- schwein erschlägt. 4) Denn er hat einem begleiter des Teukros in einer interpolation der Ilias seinen namen gegeben, M 372, Homer. Unters. 245. mit einer Homerkritik, die das nicht begreift, kann ich nicht disputiren. 5) A 265, denn die athetese des verses im Heraklesschilde 184 ist E. Meyer
(Herm. 27, 374) nicht geglückt, wie Robert dazu bemerkt hat: wo sollen wir hin, wenn ein fast gleichzeitiges citat nicht mehr sichert? dass Theseus Aegide ist, discreditirt den vers vollends nur unter der voraussetzung, dass die sterblichen väter jünger als die himmlischen wären. der vers ist das älteste zeugnis für Theseus, und hier erscheint er als Lapithe. das ist sehr beherzigenswert. Die mythischen könige. standpunkte, sei es des seefahrers drauſsen, sei es des hinterliegen-den continentes bezeichnet werden kann, so ist der ursprung dieses namens auſserhalb Athens zu suchen, wie denn auch Aktaios- Aktaion in Attika keine locale oder gentilicische verbindung hat.2) dagegen ist Aktaion sohn des Aristaios in der kadmeischen genealogie, Aristaios ist der vertreter von Keos, wo er seinen cult hat: daſs sein sohn der ‘mann der Akte’ ist, ein vorwitziger mensch, der die Artemis oder die Semele freien will und zu grunde geht, ist vom standpunkte der nachbarn Athens ganz begreiflich.3) Es bleiben also nur die vier den dichtern des fünften jahrhunderts 2) Vertreter Athens ist Aktaios in der genealogie des Aias bei Pherekydes (Homer. Unters. 246). das ist zwar attisch, aber Salamis gegenüber liegt auch die eigentliche ἀκτή. 3) Der Bakchiade Aktaion, den die liebhaber zerreiſsen wie die hunde den sohn des Aristaios, illustrirt den übergang der sagenmotive in die novelle, wie z. b. Ankaios der bruder Althaias zu einem könige von Samos wird, den wieder ein wild- schwein erschlägt. 4) Denn er hat einem begleiter des Teukros in einer interpolation der Ilias seinen namen gegeben, M 372, Homer. Unters. 245. mit einer Homerkritik, die das nicht begreift, kann ich nicht disputiren. 5) A 265, denn die athetese des verses im Heraklesschilde 184 ist E. Meyer
(Herm. 27, 374) nicht geglückt, wie Robert dazu bemerkt hat: wo sollen wir hin, wenn ein fast gleichzeitiges citat nicht mehr sichert? daſs Theseus Aegide ist, discreditirt den vers vollends nur unter der voraussetzung, daſs die sterblichen väter jünger als die himmlischen wären. der vers ist das älteste zeugnis für Theseus, und hier erscheint er als Lapithe. das ist sehr beherzigenswert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0137" n="127"/><fw place="top" type="header">Die mythischen könige.</fw><lb/> standpunkte, sei es des seefahrers drauſsen, sei es des hinterliegen-<lb/> den continentes bezeichnet werden kann, so ist der ursprung dieses<lb/> namens auſserhalb Athens zu suchen, wie denn auch Aktaios-<lb/> Aktaion in Attika keine locale oder gentilicische verbindung hat.<note place="foot" n="2)">Vertreter Athens ist Aktaios in der genealogie des Aias bei Pherekydes<lb/> (Homer. Unters. 246). das ist zwar attisch, aber Salamis gegenüber liegt auch die<lb/> eigentliche ἀκτή.</note><lb/> dagegen ist Aktaion sohn des Aristaios in der kadmeischen genealogie,<lb/> Aristaios ist der vertreter von Keos, wo er seinen cult hat: daſs<lb/> sein sohn der ‘mann der Akte’ ist, ein vorwitziger mensch, der die<lb/> Artemis oder die Semele freien will und zu grunde geht, ist vom<lb/> standpunkte der nachbarn Athens ganz begreiflich.<note place="foot" n="3)">Der Bakchiade Aktaion, den die liebhaber zerreiſsen wie die hunde den<lb/> sohn des Aristaios, illustrirt den übergang der sagenmotive in die novelle, wie z. b.<lb/> Ankaios der bruder Althaias zu einem könige von Samos wird, den wieder ein wild-<lb/> schwein erschlägt.</note></p><lb/> <p>Es bleiben also nur die vier den dichtern des fünften jahrhunderts<lb/> geläufigen könige Kekrops, Erechtheus, Pandion, Aigeus. aber auch von<lb/> ihnen geht Pandion ab, der nur als vater für die sage in betracht<lb/> kommt, von den Πάνδια abgeleitet ist und die sammlung aller Athener,<lb/> die einen Ζεὺς ἑϱκεῖος haben, zum gemeinfeste des Zeus bedeutet. wie<lb/> dieses ist sein repräsentant immerhin recht alt.<note place="foot" n="4)">Denn er hat einem begleiter des Teukros in einer interpolation der Ilias<lb/> seinen namen gegeben, <hi rendition="#i">M</hi> 372, Homer. Unters. 245. mit einer Homerkritik, die das<lb/> nicht begreift, kann ich nicht disputiren.</note> die beurteilung des<lb/> Aigeus ist von uns modernen einseitig und falsch lediglich darauf ge-<lb/> baut worden, daſs er den Poseidon als vater des Theseus ersetzt, und<lb/> daſs in seinem namen wie in dem von Αἰγαί die wogen stecken können.<lb/> aber er hat den Poseidon als vater des Theseus nicht verdrängt, wie denn<lb/> überhaupt ein sterblicher vater neben dem göttlichen zu rechte besteht,<lb/> und Tyndareos oder Amphitryon sind wahrlich keine hypostasen des<lb/> Zeus. Αἰγεύς ist der ahnherr des geschlechtes der Αἰγεῖδαι, und dieses<lb/> existirt in Theben und Sparta sammt ihren pflanzstädten. als zugehöriger<lb/> zu diesem geschlechte ist Theseus Αἰγεΐδης, wie Herakles Ἀλκεΐδης ist,<lb/> und zwar schon in der Ilias, also ehe Theseus Athener ist.<note place="foot" n="5)"><hi rendition="#i">A</hi> 265, denn die athetese des verses im Heraklesschilde 184 ist E. Meyer<lb/> (Herm. 27, 374) nicht geglückt, wie Robert dazu bemerkt hat: wo sollen wir hin,<lb/> wenn ein fast gleichzeitiges citat nicht mehr sichert? daſs Theseus Aegide ist,<lb/> discreditirt den vers vollends nur unter der voraussetzung, daſs die sterblichen väter<lb/> jünger als die himmlischen wären. der vers ist das älteste zeugnis für Theseus, und<lb/> hier erscheint er als Lapithe. das ist sehr beherzigenswert.</note> als dieser<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0137]
Die mythischen könige.
standpunkte, sei es des seefahrers drauſsen, sei es des hinterliegen-
den continentes bezeichnet werden kann, so ist der ursprung dieses
namens auſserhalb Athens zu suchen, wie denn auch Aktaios-
Aktaion in Attika keine locale oder gentilicische verbindung hat. 2)
dagegen ist Aktaion sohn des Aristaios in der kadmeischen genealogie,
Aristaios ist der vertreter von Keos, wo er seinen cult hat: daſs
sein sohn der ‘mann der Akte’ ist, ein vorwitziger mensch, der die
Artemis oder die Semele freien will und zu grunde geht, ist vom
standpunkte der nachbarn Athens ganz begreiflich. 3)
Es bleiben also nur die vier den dichtern des fünften jahrhunderts
geläufigen könige Kekrops, Erechtheus, Pandion, Aigeus. aber auch von
ihnen geht Pandion ab, der nur als vater für die sage in betracht
kommt, von den Πάνδια abgeleitet ist und die sammlung aller Athener,
die einen Ζεὺς ἑϱκεῖος haben, zum gemeinfeste des Zeus bedeutet. wie
dieses ist sein repräsentant immerhin recht alt. 4) die beurteilung des
Aigeus ist von uns modernen einseitig und falsch lediglich darauf ge-
baut worden, daſs er den Poseidon als vater des Theseus ersetzt, und
daſs in seinem namen wie in dem von Αἰγαί die wogen stecken können.
aber er hat den Poseidon als vater des Theseus nicht verdrängt, wie denn
überhaupt ein sterblicher vater neben dem göttlichen zu rechte besteht,
und Tyndareos oder Amphitryon sind wahrlich keine hypostasen des
Zeus. Αἰγεύς ist der ahnherr des geschlechtes der Αἰγεῖδαι, und dieses
existirt in Theben und Sparta sammt ihren pflanzstädten. als zugehöriger
zu diesem geschlechte ist Theseus Αἰγεΐδης, wie Herakles Ἀλκεΐδης ist,
und zwar schon in der Ilias, also ehe Theseus Athener ist. 5) als dieser
2) Vertreter Athens ist Aktaios in der genealogie des Aias bei Pherekydes
(Homer. Unters. 246). das ist zwar attisch, aber Salamis gegenüber liegt auch die
eigentliche ἀκτή.
3) Der Bakchiade Aktaion, den die liebhaber zerreiſsen wie die hunde den
sohn des Aristaios, illustrirt den übergang der sagenmotive in die novelle, wie z. b.
Ankaios der bruder Althaias zu einem könige von Samos wird, den wieder ein wild-
schwein erschlägt.
4) Denn er hat einem begleiter des Teukros in einer interpolation der Ilias
seinen namen gegeben, M 372, Homer. Unters. 245. mit einer Homerkritik, die das
nicht begreift, kann ich nicht disputiren.
5) A 265, denn die athetese des verses im Heraklesschilde 184 ist E. Meyer
(Herm. 27, 374) nicht geglückt, wie Robert dazu bemerkt hat: wo sollen wir hin,
wenn ein fast gleichzeitiges citat nicht mehr sichert? daſs Theseus Aegide ist,
discreditirt den vers vollends nur unter der voraussetzung, daſs die sterblichen väter
jünger als die himmlischen wären. der vers ist das älteste zeugnis für Theseus, und
hier erscheint er als Lapithe. das ist sehr beherzigenswert.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |